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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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im Körper stecken.
    William: Ich werde das Boot dicht zu dir heranführen und dich ihnen allen zum Trotz an Bord nehmen. Wir geben ihnen nur 297
    eine Salve, dann garantiere ich dir, daß sie alle von dir weglaufen.
    Holländer: Ihr täuscht Euch in ihnen, versichere ich Euch. Sie würden sofort alle zum Strand heruntergelaufen kommen, Euch mit brennenden Pfeilen beschießen und Euer Boot, Euer Schiff und alles über Euren Köpfen in Brand stecken.
    William: Das werden wir riskieren, wenn du herkommen willst.
    Holländer: Werdet Ihr mich ehrenhaft behandeln, wenn ich bei Euch bin?
    William: Darauf gebe ich dir mein Wort, wenn du dich als ehrlich erweist.
    Holländer: Werdet Ihr mich nicht zum Gefangenen machen?
    William: Ich werde mit meiner ganzen Person dafür bürgen, daß du ein freier Mensch sein wirst und gehen kannst, wohin du willst, obwohl ich dir gestehe, daß du es nicht verdienst.

    In diesem Augenblick gab unser Schiff drei Kanonenschüsse ab, um der Schaluppe zu antworten und ihr mitzuteilen, daß wir sie erblickt hatten. Wir sahen, daß sie sogleich verstand und unmittelbar auf unseren Standort zuhielt. Unmöglich aber kann ich die Verwirrung und den gräßlichen, schrillen Lärm, das Gewimmel und das allgemeine Durcheinander beschreiben, das sich nach drei Kanonenschüssen in dieser riesigen Mensche nmenge ausbreitete. Die Einheimischen begaben sich sofort alle zu ihren Waffen, wie ich es nennen möchte, denn wenn ich sagte, sie stellten sich in Kampfordnung auf, dann könnte sich keiner etwas darunter vorstellen.
    Auf ein Kommandowort setzten sie sich alle gemeinsam zum Ufer hin in Bewegung, und da sie beschlossen hatten, eine Salve ihrer Feuerwaffen (denn solche waren es) auf uns abzuschießen, begrüßten sie uns sogleich mit hunderttausend ihrer Brandpfeile, von denen jeder mit einem kleinen in Schwefel oder etwas ähnlichem getauchten Beutel versehen 298
    war, der beim Durchfliegen der Luft gewöhnlich Feuer fing, so daß nur selten eines ihrer Geschosse versagte.
    Ich muß gestehen, daß diese Methode, mit der sie uns auf eine Weise angriffen, auf die wir nicht gefaßt waren, uns anfangs etwas überraschte, denn sie schossen zu Beginn so viele Pfeile auf uns ab, daß wir fürchteten, sie könnten durch unglückliche Umstände unser Fahrzeug in Brand stecken; deshalb beschloß William sogleich, zum Schiff zurückzur udern, uns zu überreden, die Anker zu lichten und in See zu stechen. Es blieb jedoch keine Zeit dafür, denn sie schossen sofort von überallher aus der riesigen Menge, die in der Nähe des Strandes stand, eine Salve auf das Boot und auf das Schiff ab. Sie gaben auch nicht alle auf einmal Feuer, wenn ich es so nennen kann, wonach eine Pause entstanden wäre, sondern, da sie ihre Pfeile rasch in die Bogen einspannen konnten, schossen sie ununterbrochen, so daß die Luft von Flammen erfüllt war.
    Ich vermochte nicht zu sagen, ob sie ihren Baumwollappen anzündeten, bevor sie den Pfeil abschossen, denn ich sah nicht, daß sie Feuer bei sich trugen, anscheinend aber taten sie es. Die Pfeile hatten außer dem Feuer, das sie beförderten, einen Kopf oder eine Spitze aus Knochen und einige aus scharfem Feuerstein, ein paar sogar aus einem sehr weichen Metall, das aber hart genug war, in eine Planke einzudringen, und so blieb der Pfeil dort, wo er auftraf, stecken.
    William und seine Leute hatten genügend Zeit, sich dicht hinter ihre Dollbords zu legen, die sie zu genau diesem Zweck so erhöht hatten, daß sie sich ohne weiteres dahinter fallenlas-sen und sich so gegen alle Visierschüsse, wie wir sie nennen, oder alles, was auf gerader Linie kam, verteidigen konnten; aber gegen das, was senkrecht aus der Luft fiel, waren sie ungeschützt, nahmen jedoch das Risiko auf sich. Zuerst taten sie, als wollten sie davonrudern; bevor sie abfuhren, gaben sie aber eine Salve aus ihren Feuerwaffen ab und schossen auf die Leute, die neben dem Holländer standen. William befahl ihnen 299
    jedoch, sich zu vergewissern, daß sie auf die anderen und nicht auf ihn zielten, und so geschah es.
    Sie konnten den Einheimischen jetzt nichts zurufen, denn der Lärm unter ihnen war so groß, daß sie niemand zu hören vermochten; unsere Leute ruderten aber voller Kühnheit näher zu ihnen hin, denn ihr Boot war zuerst ein wenig weiter fortgetrieben, und als sie sich ihnen genähert hatten, gaben sie eine zweite Salve ab, welche die Burschen in große Verwirrung brachte, und wir konnten vom Schiff aus sehen, daß

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