Kapitän Singleton
setzten die Segel; aber bei der Ausfahrt feuerten wir, da wir nahe am Ufer vorbeikamen, drei Kanonen ab, als schössen wir auf sie; sie waren jedoch nicht geladen, denn es hätte uns nichts eingebracht, noch mehr von ihnen zu verletzen. Nach unserer Salve stimmten wir ein Hipphipphurra an, wie wir Seeleute es nennen, das heißt, wir brüllten ihnen triumphierend zu und entführten so ihren Gesandten. Wie es ihrem General erging, erfuhren wir nie.
Als ich nach meiner Rückkehr von jenen Streifzügen diesen Vorfall einem Freund erzählte, paßte er genau zu dessen Bericht darüber, was einem gewissen Mr. Knox geschehen war, einem englischen Kapitän, den diese Leute einige Zeit zuvor an Land gelockt hatten, so daß ich nicht umhin konnte, 302
mit großer Befriedigung daran zu denken, welchem Unheil wir alle entgangen waren; und ich glaube, es kann nur von Vorteil sein, wenn ich auch die andere Geschichte zusammen mit der meinen hier niederschreibe (sie ist nur kurz), um meinen Lesern zu zeigen, was mir erspart blieb, und sie davor zu bewahren, in eine ähnliche Falle zu gehen, sollten sie mit dem heimtückischen Volk von Ceylon zu tun haben. Der Bericht lautet folgendermaßen:
Da die Insel Ceylon zum größten Teil von Barbaren bewohnt wird, die keinerlei Handel oder Austausch mit europäischen Nationen zulassen, und für Reisende unzugänglich ist, mag es zweckmäßig sein zu erwähnen, aus welchem Anlaß der Autor dieser Geschichte auf die Insel gelangte und welche Gelege nheit sich ihm bot, das Volk, seine Gesetze und Sitten genau kennenzulernen, so daß wir uns um so mehr auf seine Schilderung verlassen und sie bewerten können, wie sie es verdient, sowohl ihrer Seltenheit als auch ihres Wahrheitsgehalts wegen, und beides vermittelt uns der Erzähler in einem folgenden kurzen Bericht auf seine eigene Weise:
Im Auftrag der ehrenwerten East India Company von England segelte die in London beheimatete Fregatte „Anne“ unter dem Kapitän Robert Knox am 21. Januar des Jahres 1657 aus den Downs ab, auf dem Weg nach ihrem Bestimmungshafen St. George an der Coromandelküste, um dort in Indien ein Jahr lang von Hafen zu Hafen Handel zu treiben. Nachdem der Kapitän diesen Auftrag erfüllt hatte, erhob sich, während er Waren für die Rückkehr nach England lud und vor Masulipa-tam auf Reede lag, am 19. November 1659 ein so furchtbarer Sturm, daß mehrere Schiffe scheiterten und er gezwungen war, den Großmast zu kappen und über Bord gehen zu lassen. Dies machte das Schiff so untauglich, daß er seine Fahrt nicht fortsetzen konnte, und da Cottiar auf der Insel Ceylon mit 303
seiner recht weiten Bucht für die gegenwärtige Notlage sehr geeignet war, befahl der in Fort St. George ansässige Beauftragte Thomas Cha mbers, Esquire – er ist inzwischen Sir Thomas Chambers geworden –, das Schiff solle Tuche laden und einige indische Händler aufnehmen, die aus Porto Novo waren und Handel treiben konnten, während das Fahrzeug dort lag, damit sein Mast gesetzt und der übrige Schaden, den der Sturm verursacht hatte, behoben wurde. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, nachdem sie die indischen Händler an Land gesetzt hatten, mißtrauten der Kapitän und seine Mannschaft den Einwohnern des Ortes sehr, weil die Engländer noch niemals Handel mit ihnen getrieben oder mit ihnen zu tun gehabt hatten; nachdem sie aber zwanzig Tage dort verbracht hatten und nach Belieben an Land gegangen und wieder aufs Schiff zurückgekehrt waren, ohne irgendwie belästigt worden zu sein, begannen sie ihre mißtrauischen Gedanken über die Leute, die dort wohnten und sie für ihr Geld freundlich bewirtet hatten, aufzugeben.
Inzwischen hatte aber der König des Landes Nachricht über ihr Eintreffen erhalten, und da er ihre Absichten nicht kannte, schickte er einen Dissauva oder General mitsamt einem Heer dorthin, und dieser sandte dem Kapitän sogleich einen Boten an Bord, um ihm mitzuteilen, er möge an Land kommen, unter dem Vorwand, er habe einen Brief vom König. Bei der Ankündigung der Botschaft salutierte der Kapitän, indem er eine Salve von Kanonenschüssen abgab, und befahl seinem Sohn, Robert Knox, und Mr. John Loveland, dem Ladungsaufseher des Schiffs, an Land zu gehen und dem General ihre Aufwartung zu machen. Als sie vor ihm standen, fragte er, wer sie seien und wie lange sie dort bleiben wollten. Sie erklärten ihm, sie seien Engländer und beabsichtigten, nicht länger als zwanzig oder dreißig Tage dort zu bleiben; sie bäten um
Weitere Kostenlose Bücher