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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Nun gut, aber ich werde ihm sagen, daß Ihr zu ihm an Land kommen wollt, wenn Euer Schiff wieder flott ist.
    William: Dazu habe ich nichts zu sagen. Du kannst ihm erzählen, was du für richtig hältst.
    Holländer: Er wird sehr wütend sein, wenn ich es nicht tue.
    William: Auf wen wird er sehr wütend sein?
    Holländer: Auf Euch.
    William: Weshalb sollten wir uns daraus etwas machen?
    Holländer: Nun, er wird seine Armee gegen Euch herschicken.
    William: Und was wäre, wenn sie sich schon jetzt vollzählig hier befände? Was könnte sie uns denn deiner Meinung nach tun?
    Holländer: Er würde erwarten, daß seine Soldaten Eure Schiffe in Brand setzten und Euch alle zu ihm brächten.
    William: Sag ihm, wenn er es versucht, könnte es ihm vielleicht schlecht bekommen.
    Holländer: Er hat eine Unmenge von Leuten.
    William: Hat er Schiffe?
    Holländer: Nein, Schiffe hat er nicht.
    William: Und Boote?

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    Holländer: Nein, Boote auch nicht.
    William: Weshalb sollten wir uns dann wohl um seine Leute scheren? Was könntest du uns denn jetzt antun, selbst wenn du hunderttausend Mann bei dir hättest?
    Holländer: Oh, sie könnten Feuer an Euer Schiff legen.
    William: Uns veranlassen, Feuer zu geben, meinst du. Das freilich können sie; aber Feuer an unser Schiff legen werden sie nicht; sie können es ja auf ihre eigene Gefahr hin versuchen, dann werden wir unter euren hunderttausend Mann fürchterlich hausen, wenn sie sich in Kanonenschußweite von uns wagen, das versichere ich dir.
    Holländer: Aber wenn Euch nun der König zu Eurer Sicherheit Geiseln überließe?
    William: Er könnte uns ja doch nur solche Diener und Sklaven überlassen, wie du einer bist und deren Leben er nicht für wertvoller hält als wir das eines englischen Hundes.
    Holländer: Wen verlangt Ihr denn als Geisel?
    William: Ihn selbst und Euer Ehren.
    Holländer: Was würdet Ihr denn mit ihm tun?
    William: Das, was er mit uns tun würde – ihm den Kopf abschneiden.
    Holländer: Und was würdet Ihr mit mir tun?
    William: Mit dir? Dich würden wir nach Hause in dein Heimatland bringen, und obwohl du den Galgen verdient hast, würden wir wieder einen Mann und einen Christen aus dir machen und dir nicht das antun, was du uns angetan hättest –
    dich nicht an eine Bande von grausamen, wilden Heiden verraten, die weder einen Gott kennen, noch wissen, wie man sich Menschen gegenüber barmherzig verhält.
    Holländer: Ihr gebt mir da einen Gedanken ein, über den ich morgen mit Euch sprechen will.

    Damit entfernten sie sich; William kehrte an Bord zurück und berichtete uns ausführlich über seine Verhandlung mit dem 291
    alten Holländer, was sehr unterhaltsam und für mich aufschluß-
    reich war, denn ich hatte Grund genug anzuerkennen, daß William die Lage besser beurteilt hatte als ich.
    Zu unserem Glück bekamen wir das Schiff noch in der Nacht flott und gingen sehr befriedigt etwa anderthalb Meilen weiter von der Küste ab in tiefem Wasser vor Anker, so daß wir den König des Holländers mit seinen hunderttausend Mann nicht zu fürchten brauchten, und am nächsten Tag hatten wir tatsächlich unseren Spaß mit ihnen, als sie in riesiger Menge zum Strand herunterkamen, unserer Schätzung nach nicht viel weniger als hunderttausend Mann, und mehrere Elefanten mitbrachten; sie hätten uns freilich auch dann nichts zuleide tun können, wenn es eine Armee von Elefanten gewesen wäre, denn wir lagen jetzt sicher vor Anker und außerhalb ihrer Reichweite. Wir hielten uns sogar für weiter weg, als wir tatsächlich waren, denn es stand zehntausend zu eins, daß wir wieder festsitzen würden, da der Wind vom Lande her wehte und dort, wo wir lagen, das Wasser glättete, die Ebbe aber weiter hinausdrängte als gewöhnlich, und wir sahen, daß die Sandbank, auf der wir zuvor Grundberührung gehabt hatten, in der Form eines Halbmonds verlief und uns mit zwei Hörnern umgab, so daß wir in der Mitte wie in einer runden Bucht lagen – zwar dort, wo wir uns befanden, in Sicherheit und in tiefem Wasser, aber rechts und links gewissermaßen vom Tod umlauert, denn die beiden Sandhörner oder -spitzen ragten noch fast zwei Meilen weit über den Punkt hinaus, an dem das Schiff lag.
    Auf dem Teil der Sandbank, der sich östlich von uns erstreckte, stand in langgezogener Reihe die Menge; die meisten waren nicht weiter als nur bis zu den Knien oder sogar nur bis zu den Knöcheln im Wasser und hatten uns von dieser Seite, vom Festland her und ein Stück von der anderen

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