Kapitän Singleton
Tonnen Blei; er hatte auch einen großen Lebensmittelvorrat bei sich. Mit einem Wort, William gab mir öffentlich Rechenschaft über seine Fahrt, vor den Ohren aller, die sich zufällig auf dem Achterdeck befanden, damit kein Verdacht gegen uns aufkam.
Nachdem alles erledigt war, schlug William vor, er wolle wieder hinauffahren und ich solle mitkommen; er erwähnte einige Dinge, die sich an Bord befanden und die er dort nicht hatte verkaufen können, und sagte insbesondere, er sei gezwungen gewesen, etliches dazulassen, weil die Karawanen noch nicht eingetroffen seien, und er habe versprochen, mit weiteren Waren wiederzukommen.
Dies war genau, was ich wollte. Die Leute waren darauf erpicht, daß er noch einmal dorthin fuhr, besonders, weil er ihnen erklärt hatte, sie könnten die Schaluppe auf dem Rückweg mit Reis und Proviant beladen; ich tat aber, als zögere ich zu fahren, bis der alte Wundarzt aufstand, mich zu der Fahrt überredete und mit vielerlei Argumenten dazu drängte. Er sagte vor allem, wenn ich nicht mitführe, werde keine Ordnung herrschen und einige der Leute mochten sich davonmachen und vielleicht alle übrigen verraten, und sie hielten es nicht für gefahrlos, daß die Schaluppe die Fahrt 332
unternehme, wenn ich nicht mitführe, und um mich dazu zu veranlassen, bot er selbst an, mitzukommen.
Nach diesen Überlegungen ließ ich mich scheinbar überreden, und alle schienen erleichtert zu sein, nachdem ich mich bereit erklärt hatte. Wir luden also das gesamte Schießpulver, Eisen und Blei aus der Schaluppe an Bord des großen Schiffs um sowie auch alles andere, das für den Verbrauch auf dem großen Fahrzeug bestimmt war, und beluden sie dafür mit mehreren Ballen Gewürzen und Fässern oder Binsenkörben mit Nelken, im ganzen etwa sieben Tonnen, und dazu noch mit einigen anderen Waren; zwischen den Ballen hatte ich auch meinen gesamten Privatschatz hinübergebracht, der, wie ich dem Leser versichern kann, keinen geringen Wert hatte, und fort ging es.
Bevor wir ausliefen, hatte ich eine Versammlung aller Offiziere des Schiffs einberufen, um mit ihnen zu beraten, wo und wie lange sie auf mich warten sollten, und wir beschlossen, daß das Schiff achtundzwanzig Ta ge lang vor einer kleinen Insel auf der arabischen Seite des Golfs liegenbleiben sollte; falls die Schaluppe dann nicht zurück war, sollten sie zu einer anderen Insel westlich von der ersten segeln und dort noch weitere vierzehn Tage warten, und wenn die Schaluppe dann immer noch nicht da war, sollten sie daraus schließen, daß sich irgendein Zwischenfall ereignet haben müsse, und nun sollte der Treffpunkt Madagaskar sein.
Nachdem wir das festgelegt hatten, verließen wir das Schiff –
sowohl William und ich wie auch der Wundarzt mit der Absicht, es nie wiederzusehen. Wir hielten geradenwegs in den Golf und segelten hinauf bis Basra. Diese Stadt lag in einiger Entfernung von der Stelle, wo unsere Schaluppe festgemacht hatte, und da der Fluß nicht ungefährlich war und wir ihn nur schlecht kannten und auch nur einen gewöhnlichen Lotsen bei uns hatten, gingen wir in einem Ort an Land, in dem einige 333
Kaufleute wohnten und der wegen der kleinen Schiffe, die hier vor Anker lagen, sehr belebt war.
Hier blieben wir drei oder vier Tage, trieben Handel und brachten alle unsere Ballen und Gewürze und tatsächlich unsere gesamte Ladung, die von beträchtlichem Wert war, an Land. Dies war uns lieber, als uns gleich nach Basra zu begeben, solange der Plan, den wir uns gemacht hatten, noch nicht ausgeführt war.
Nachdem wir mehrere Waren eingekauft hatten, trafen wir Vorbereitungen, noch weitere zu erwerben; das Boot lag mit zwölf Mann am Ufer. Ich selbst, William, der Schiffsarzt und ein vierter Mann, den wir ausgesucht hatten, waren übereingekommen, am Abend, gerade bei Anbruch der Dämmerung, einen Türken mit einem Brief zum Bootsmann zu schicken.
Wir hatten den Burschen beauftragt zu rennen, so rasch er konnte, und beobachteten das Ereignis aus geringer Entfernung. Der Inhalt des Briefes, den der alte Doktor geschrieben hatte, lautete:
Bootsmann Thomas!
Wir sind alle verraten worden. Lauft um Gottes willen mit dem Boot aus und geht an Bord, sonst seid ihr alle verloren.
Der Kapitän, William der Quäker und George der Geheilte sind gefangen und fortgeschleppt worden. Ich bin entkommen und halte mich versteckt, kann mich aber nicht herausrühren, sonst bin ich ein toter Mann. Sobald ihr an Bord seid, kappt den Anker oder
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