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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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ich,
    „außer damit, daß du mich verläßt. Von dir aber kann ich mich unter keinen Umständen trennen.“
    „Nun“, sagte William, „ich habe auch gar nicht die Absicht, mich von dir zu trennen, es sei denn, du selbst veranlaßt es.
    Aber gib mir in allen drei Punkten Sicherheit, und dann sage ich dir offen, was ich denke.“
    So versprach ich ihm denn alles, was er wollte, so feierlich wie nur möglich und dabei so ernsthaft und ehrlich, daß William nicht zögerte, mir seine Gedanken zu offenbaren.
    „Nun, dann erstens“, erklärte William, „will ich dich fragen, ob du nicht der Meinung bist, daß wir, du und alle deine Leute, nun reich genug sind und tatsächlich ein so großes Vermögen zusammenbekommen haben (auf welche Weise auch immer, das steht hier nicht zur Debatte), daß wir kaum wissen, was wir damit anfangen sollen?“
    „Freilich, das stimmt, William“, sagte ich, „du hast so zie mlich recht; ich glaube, wir haben großes Glück gehabt.“
    „Nun, dann möchte ich fragen“, fuhr William fort, „ob du dir, da du also genug erworben hast, irgendwelche Gedanken darüber gemacht hast, dieses Gewerbe aufzugeben, denn die meisten Leute ziehen sich aus ihrem Geschäft zurück, wenn sie mit ihrem Erwerb zufrieden und reich genug sind, da niemand Handel treibt nur um des Handels willen, und noch viel weniger rauben die Menschen nur um des Diebstahls willen.“

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    „Aha, William“, sagte ich, „jetzt verstehe ich, worauf Ihr hinauswollt. Ich wette mit Euch, Ihr sehnt Euch nach Hause“, setzte ich hinzu.
    „Ja, freilich“, sagte William, „du sagst es, und hoffentlich geht es auch dir so. Für die meisten Menschen, die sich in der Fremde befinden, ist es natürlich, daß sie schließlich wieder heimkehren möchten, besonders dann, wenn sie reich geworden sind und wenn sie (du gibst ja zu, daß das bei dir der Fall ist) reich genug sind – so reich, daß sie nicht wissen, was sie mit mehr Geld anfangen sollten, wenn sie es hätten.“
    „Siehst du, William“, erwiderte ich, „jetzt glaubst du, deine Einführung so überzeugend dargelegt zu haben, daß ich nichts darauf zu sagen wüßte – nämlich wenn ich genug Geld habe, sei es natürlich, daß ich daran dächte, nach Hause zurückzukehren. Du hast aber nicht erklärt, was du mit zu Hause meinst, und hierin werden wir beide verschiedener Ansicht sein. Aber Mann, ich bin doch schon zu Hause. Hier wohne ich, ein anderes Zuhause habe ich nie im Leben gehabt. Ich war so eine Art Wohlfahrtsschuljunge, so daß ich nicht den Wunsch empfinden kann, irgendwohin zu gehen, ob ich nun reich oder arm bin, denn ich weiß nicht, wohin ich gehen könnte.“
    „Wieso“, fragte William und sah ein bißchen verwirrt aus,
    „bist du denn kein Engländer?“
    „Doch“, antwortete ich, „ich glaube, ja. Du hörst ja, daß ich englisch spreche, aber ich habe England schon als Kind verlassen und bin, seitdem ich erwachsen bin, nur ein einziges Mal dort gewesen, und da hat man mich betrogen und geprellt und mich so schlecht behandelt, daß es mir nichts ausmacht, wenn ich das Land nie wiedersehe.“
    „Ja, hast du denn dort keine Verwandten oder Freunde?“
    fragte er, „keine Bekannten – niemanden, für den du etwas empfindest oder für den du noch ein wenig Achtung übrig hast?“

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    „Nein, William“, erwiderte ich, „das habe ich nicht – ebensowenig wie am Hof des Großmoguls.“
    „Und empfindest du auch nichts für das Land, in dem du geboren wurdest?“ wollte William wissen.
    „Nein, nichts – nicht mehr als für die Insel Madagaskar, oder vielmehr noch nicht einmal soviel, denn das ist eine Insel, die mir mehr als einmal Glück gebracht hat, wie du weißt, William“, sagte ich.
    William war von meiner Antwort völlig verblüfft und schwieg, und so fuhr ich fort: „Sprich weiter, William, was hast du noch zu sagen? Denn ich höre ja, daß du irgendeinen Plan im Kopf hast“, sagte ich, „los, heraus damit.“
    „Nein“, antwortete William, „du hast mich zum Schweigen gebracht, und alles, was ich zu sagen hatte, ist nun über den Haufen geworfen; alle meine Pläne haben sich verflüchtigt und sich in nichts aufgelöst.“
    „Aber William“, sagte ich, „laß mich doch hören, worin sie bestanden, denn wenn auch das, was ich zu erwarten habe, nicht deinen Vorstellungen entspricht und obgleich ich keinen Verwandten, keinen Freund und keinen Bekannten in England habe, sage ich doch nicht, daß mir dieses unstete Leben

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