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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Aufstand gegen die Stuart-Thronfolge, der niedergeschlagen wurde. Dennoch gelang es ihm, voranzukommen, zumal 1689 mit Wilhelm III. ein Protestant als König eingesetzt wurde. Bald besaß er ein Grundstück und ein Lagerhaus in der City von London und war Mitglied der angesehenen Fleischerinnung. Während des Krieges gegen Frankreich kaperten die Franzosen jedoch Schiffe mit Ladungen, die zu Teilen Defoe gehörten oder für die er Sicherheiten übernommen hatte. In unerbittlicher Konsequenz spekulierte er, um mit rasche n Gewinnen die Schulden abzutragen. Doch es lief alles schief, und er wurde in mehrere Prozesse verwik-kelt, aus denen er bankrott hervorging. Das geschah 1692.
    Obwohl er gesetzlich nicht dazu verpflichtet war, wollte er die Summe von 17.000 Pfund zurückzahlen; bis 1705 hatte er mehr als zwei Drittel dieses hohen Betrags getilgt, aber die Gläub iger stellten ihm bis an sein Lebensende nach.
    In diesem Land, das er später (in dem mehrbändigen Werk
    „Eine Reise durch die ganze Insel Großbritannien“, 1724 –
    1727) „das blühendste und reichste der ganzen Welt“ nannte, begann er mit dreiunddreißig Jahren getrost von vorn. Er errichtete eine Ziegelei in Tilbury. Wahrscheinlich stammten die Mittel dazu aus Einnahmen, die er den großen Whigs und der Regierung verdankte. Für sie arbeitete er Finanz- und Handelsprojekte aus. Überdies war er zum Rechnungsführer der Fenstersteuer und zum Bevollmächtigten für Lotteriezie-hungen ernannt worden: Fortuna war ihm wieder gewogen.
    Die Aufmerksamkeit, die Politiker ihm entgegenbrachten, rührte nicht nur von Defoes Geschäftstüchtigkeit her. Er steckte voller Ideen, und er konnte sie auch überzeugend und verständlich darstellen. In der „Abhandlung über Projekte“
    (1698) unterbreitete er der Öffentlichkeit in echt aufkläreri-358
    scher Gesinnung Vorschläge für eine Reihe von sozialen und kulturellen Einrichtungen.
    Zur Verbesserung von Handel und Verkehr empfiehlt er den Bau großer Landstraßen von vierzig Fuß Breite (ungefähr zwölf Meter) mit zwei Seitengräben. Ferner fordert er Maß-
    nahmen zur wirtschaftlichen Sicherung bankrotter Kaufleute und Unternehmer, und er regt an, Institute für die Bildung und Erziehung von Frauen, eine Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften und ein Heim für geisteskranke Kinder zu gründen, das durch eine Büchersteuer finanziert werden soll, und vieles mehr.
    Daneben betätigte er sich in politischen Streitschriften als Anwalt des Volkes, der die Verantwortlichkeit der Parla-mentsmitglieder und die Pflicht der Rechenschaftslegung vor den Wählern betonte und sich gegen Übergriffe der Obrigkeit verwahrte.
    Als unter Königin Anna (sie regierte von 1702 bis 1714) die Dissenter erneut verfolgt wurden, erschien im Dezember 1702
    ein anonymes Pamphlet, das aufrief, mit den Dissentern kurzen Prozeß zu machen. Den Tories, die dieser Hetzschrift zuerst Beifall gezollt hatten, lief die Galle über, als sie merkten, daß Defoe der Verfasser war und das Blatt eine Satire auf ihre blinde Verfolgungswut darstellte. Sie erwirkten einen Haftbe-fehl und boten in der „London Gazette“ fünfzig Pfund für seine Ergreifung. Der Steckbrief beschreibt ihn als mittelgroß, von brauner Gesichtsfarbe und dunkelbraunem Haar unter der Perücke, grauäugig mit spitzem Kinn und Hakennase. Im Mai 1703 wurde er verhaftet, und als er am Pranger stand, huldigten ihm die Londoner mit Blumen.
    Im Gefängnis nahm der Sprecher (Präsident) des Unterha uses, der gemäßigte Tory Robert Harley, Verbindung mit ihm auf. Bei der Königin erwirkte er im November 1703 Defoes Freilassung. Von nun an hatte ihn Harley in der Hand. Auf 359
    Anregung des Politikers gab Defoe von 1704 – 1713 die erste Zeitung mit Breitenwirkung heraus, die „Review“.
    Abgesehen von der enormen Leistung Defoes, dieses wö-
    chentlich und später dreimal in der Woche erscheinende Blatt über einen so langen Zeitraum pünktlich herauszubringen, ganz gleich, ob sich sein Verfasser in London oder auf Reisen befand, und abgesehen von der Breite der Themenskala – die wirtschaftliche Entwicklung, das Tagesgeschehen, Politik, Religion, Moral, Naturkatastrophen, Arbeitslosigkeit, Vergnü-
    gungen –, ist daran staunenswert, daß Defoe an diesem frühen Punkt der Zeitungsgeschichte das erste meinungsbildende Organ schuf, in dem wir auch den Vorläufer des Leitartikels finden.
    Im Dienste der jeweiligen Regierung reiste er nun als Kurier, Meinungsfo rscher,

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