Kapitän Singleton
in der Woche zu besuchen, und immer brachte er uns irgend etwas mit; einmal schickte er uns sieben Stück Schwarzvieh, von denen wir einige zubereiteten und dörrten, wie zuvor beschrieben.
Und hier kann ich nicht umhin, mich an etwas zu erinnern, was uns danach sehr zugute kam, nämlich: Das Fleisch ihrer Ziegen und auch ihrer Rinder, besonders aber der Ziegen, sah, nachdem wir es getrocknet und geräuchert hatten, rot aus und war beim Essen knusprig und fest wie getrocknetes Rindfleisch in Holland; es gefiel ihnen so gut und war für sie ein solcher Leckerbissen, daß sie es danach jederzeit im Tauschhandel bei uns erwerben wollten, ohne zu wissen oder auch nur zu ahnen, was es war, und so gaben sie uns für zehn, zwölf Pfund im Rauch getrockneten Rindfleischs einen ganzen Ochsen oder eine Kuh oder irgend etwas anderes, was wir begehrten.
Hier beobachteten wir zwei Dinge, die für uns sehr wichtig, ja sogar von außerordentlich großer Bedeutung waren; erstens stellten wir fest, daß sie sehr viel Tongeschirr hatten, das sie auf vielerlei Weise benutzten, wie wir auch; insbesondere hatten sie schmale, tiefe Tonkrüge, die sie in den Boden 52
versenkten, um ihr Trinkwasser kühl und angenehm zu halten, und zweitens sahen wir, daß sie längere Kanus hatten als ihre Nachbarn. Dies veranlaßte uns, sie zu fragen, ob sie keine größeren Schiffe hätten als diejenigen, die wir hier sahen, oder ob nicht irgendwelche anderen Einwohner solche Fahrzeuge besäßen. Sie erklärten uns durch Zeichen, sie hätten keine größeren Boote als die, welche sie uns zeigten, die Leute auf der anderen Seite der Insel aber besäßen größere Boote mit Decks darauf und großen Segeln. Dies brachte uns zu dem Entschluß, längs der Küste die ganze Insel zu umfahren, um sie uns anzusehen. So bereiteten wir also unsere Kanus für die Reise vor und beluden sie mit Proviant; kurz, wir stachen zum drittenmal in See.
Zu dieser Fahrt brauchten wir wohl einen Monat oder sechs Wochen. Während dieser Zeit gingen wir mehrmals an Land, um Wasser und Nahrungsmittel zu übernehmen, und wir fanden die Eingeborenen stets sehr unbefangen und höflich.
Eines frühen Morgens, am Ende des nördlichsten Teils der Insel, überraschte uns der Ausruf eines unserer Männer: „Ein Segel! Ein Segel!“ Bald darauf sahen wir weit draußen auf dem Meer ein Fahrzeug; nachdem wir es aber durch unser Fernglas betrachtet und uns alle Mühe gegeben hatten, zu erkunden, was es war, wußten wir nicht, was wir davon halten sollten, denn es war weder ein richtiges Schiff, noch eine Ketsch, noch eine große oder kleine Galeere, noch irgend etwas, was wir je zuvor gesehen hatten, und alles, was wir feststellen konnten, war, daß es von uns weg aufs offene Meer hinausfuhr. Kurz, wir verloren es bald aus den Augen, denn wir waren nicht in der Lage, irgend etwas nachzujagen, und sahen das Schiff nie wieder. Nach allem aber, was wir davon zu Gesicht bekommen hatten, und nach ähnlichen Fahrzeugen zu schließen, die uns später begegneten, war es irgendein arabisches Schiff, das an der Küste von Mozambique oder von Sansibar Handel 53
getrieben hatte – eben dem Ort, wohin wir uns danach begaben, wie der Leser hören wird.
Ich führte bei dieser Reise kein Logbuch und verstand auch damals nichts von Navigation, nicht mehr, als ein Leichtmatro-se wissen muß, und so kann ich nichts über die Breitengrade oder die Entfernungen nach irgendwelchen Orten sagen, die wir anliefen, oder wie weit wir an einem Tag segelten; ich erinnere mich jedoch, daß wir nun, nachdem wir um die Insel gelangt waren, längs der Ostküste südwärts segelten wie zuvor nördlich längs der Westküste.
Ich erinnere mich auch nicht, daß sich die Eingeborenen sehr voneinander unterschieden hätten, weder im Körperbau noch in ihrer Hautfarbe, in ihren Gewohnheiten, ihrer Kleidung, ihren Waffen oder überhaupt in irgend etwas, und doch vermochten wir nicht zu bemerken, daß sie miteinander verkehrten; aber sie verhielten sich auch auf dieser Seite der Insel, wie auf der anderen, uns gegenüber außerordentlich freundlich und gesittet.
Wir setzten unsere Fahrt nach Süden viele Wochen lang fort, unterbrachen sie freilich mehrfach und gingen an Land, um Proviant und Wasser zu holen. Als wir schließlich um eine Landzunge bogen, die ungefähr eine Meile weiter als gewöhnlich ins Meer hinausragte, waren wir angenehm überrascht bei einem Anblick, der zweifellos für die Betroffenen ebenso unangenehm
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