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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zu ziehen und sie unser Gepäck tragen zu lassen, was, wie ich erklärte, in vielerlei Hinsicht bequem und nützlich wäre, sowohl, damit sie uns den Weg zeigten, wie auch, um uns über sie mit anderen Eingeborenen zu verständ igen.
    Diesen Rat wollten sie zuerst nicht befolgen, aber die Eingeborenen gaben ihnen bald darauf Anlaß, ihn gutzuheißen, und Gelegenheit, ihn in die Tat umzusetzen, denn während unser kleiner Tauschhandel mit den Bewohnern bisher auf dem guten Glauben ihrer anfänglichen Freundlichkeit beruht hatte, lernten wir schließlich einige Schuftigkeit ihrerseits kennen, denn nachdem wir Vieh von ihnen gekauft hatten gegen unser Spielzeug, das unser Messerschmied, wie gesagt, hergestellt hatte, und sich zwischen einem unserer Leute und ihrem Hökerer eine Meinungsverschiedenheit ergab, beleidigten sie 68
    ihn auf ihre Art, behielten die Dinge, die er ihnen für das Vieh angeboten hatte, veranlaßten ihre Leute, das Vieh vor seiner Nase davonzutreiben, und lachten ihn aus. Als unser Mann bei dieser Gewalttat laut brüllte und einige von uns, die nicht weit davon entfernt waren, herbeirief, warf der Neger, mit dem er verhandelt hatte, eine Lanze nach ihm, die so genau traf, daß sie ihm, wenn er nicht mit großer Behendigkeit beiseite gesprungen wäre und sie mit der emporgehaltenen Hand im Flug abgewendet hätte, durch den Körper gedrungen wäre; so verwundete sie ihn am Arm, worauf der Mann in seinem Zorn seine Flinte anlegte und dem Neger durchs Herz schoß.
    Die anderen in seiner Nähe und alle diejenigen, die sich in einiger Entfernung von ihm und näher bei uns befanden, waren sowohl durch das Feuer als auch durch den Knall und schließ-
    lich durch den Anblick ihres toten Landsmanns so fürchterlich erschrocken, daß sie eine Zeitlang stocksteif dastanden; als sie sich aber ein wenig von ihrer Angst erholt hatten, erhob plötzlich einer von ihnen, der ziemlich weit von uns entfernt stand, ein durchdringendes Geschrei, das sie anscheinend dann ausstoßen, wenn sie im Begriff sind zu kämpfen, und da alle übrigen verstanden, was er meinte, antworteten sie ihm und rannten zu der Stelle hin, auf der er sich befand. Wir, die wir nicht wußten, was das bedeutete, standen da und sahen einander an, als wären wir schwachsinnig.
    Bald aber begriffen wir, denn nach weiteren zwei, drei Minuten hörten wir ein Geschrei und Getöse von einem Ort zum anderen, durch alle ihre kleinen Ansiedlungen erschallen, ja sogar über den Wasserlauf hinweg zur anderen Seite, hinüber, und plötzlich sahen wir aus allen Richtungen eine nackte Menge wie zu einem Stelldichein zu dem Platz hinren-nen, wo der erste Mann das Geschrei begonnen hatte, und in weniger als einer Stunde waren, so glaube ich, fast fünfhundert von ihnen zusammengelaufen, einige mit Pfeil und Bogen, die meisten aber mit einem Speer bewaffnet, den sie ziemlich weit 69
    und so sicher warfen, daß sie einen Vogel im Flug treffen konnten.
    Uns blieb nur wenig Zeit zur Beratung, denn die Menge wuchs von einem Augenblick zum anderen, und ich glaube tatsächlich, wenn wir noch lange geblieben wären, dann wären in kurzer Zeit zehntausend zusammengekommen. Wir hatten also keine andere Wahl, als entweder zu unserem Schiff oder unserer Barke zurückzufliehen, wo wir uns sehr gut verteidigen konnten, oder aber vorzurücken und die Wirkung von einer oder zwei Salven Schrot auszuprobieren.
    Wir entschieden uns sogleich für letzteres und verließen uns darauf, daß unser Feuer und die Panik bei unseren Schüssen sie bald in die Flucht jagen mußten; so stellten wir uns alle in einer Reihe auf und marschierten kühn auf sie zu. Sie standen bereit, uns zu empfangen, in der Erwartung, wie ich annehme, uns alle mit ihren Speeren zu erledigen. Bevor wir aber nahe genug zu ihnen gelangt waren, daß sie sie hätten schleudern können, blieben wir, ziemlich weit voneinander entfernt, um unsere Linie möglichst zu strecken, stehen und sandten ihnen einen Gruß mit unserem Blei, der neben denen, die wir verwundeten und deren Anzahl wir nicht kannten, sechzehn von ihnen auf dem Fleck niedermachte, und drei waren so lahm geschossen, daß sie zwanzig oder dreißig Yard weiter zu Boden fielen.
    Sobald wir Feuer gegeben hatten, ließen sie ein so gräßliches Gekreisch und Gebrüll ertönen, das teilweise von den Verwundeten und teilweise von denen stammte, die über den tot auf der Erde Liegenden jammerten und klagten, wie ich es weder zuvor noch seitdem je gehört

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