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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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erdulden, unwegsame 63
    Wüsten zu durchqueren, dabei aber keine Wagen, Kamele oder sonstwelche Lasttiere zum Transport unseres Gepäcks hatten; wir würden einer Unmenge wilder, raubgie riger Tiere bege gnen, wie Löwen, Leoparden, Tigern, Echsen und Elefanten, und wären gezwungen, uns unter dem Himmelsäquator fortzubewegen, also im Zentrum der glutheißen Zone, müßten mit ganzen Völkerstämmen von Wilden, die im höchsten Grade barbarisch und brutal waren, rechnen und Hunger und Durst bezwingen – mit einem Wort, das waren Schrecken, die genügten, auch das tapferste Herz einzuschüchtern, das jemals in einer Hülle von Fleisch und Blut seinen Platz hatte.
    Und doch fürchteten wir uns vor all dem nicht und beschlossen, das Abenteuer zu wagen; dementsprechend begaben wir uns an die Vorbereitungen unserer Reise, soweit sie der Ort, an dem wir uns befanden, zuließ und unsere geringe Erfahrung, was das Land betraf, uns vorschrieb.
    Wir hatten uns schon seit einiger Zeit daran gewöhnt, auf den Felsen, dem Kies, dem Gras und dem Sand der Küste barfuß zu gehen, da wir aber fanden, daß das Schlimmste für unsere Füße das Wandern oder Reisen über den trockenen, brennenden Sand im Innern des Landes war, fertigten wir uns aus den Häuten wilder Tiere, die wir in der Sonne getrocknet hatten, eine Art Schuhe an, wobei wir das Fell nach innen nahmen, so daß die Außenseite dick und hart war und lange halten würde.
    Kurz, wir machten uns Füßlinge, wie ich sie nannte, und ich halte die Bezeichnung noch immer für sehr treffend, und wir fanden sie sehr praktisch und bequem.
    Wir unterhielten uns mit einigen der Eingeborenen des Landes, die ganz freundlich waren. Welche Sprache sie sprachen, behaupte ich noch immer nicht zu wissen. Wir machten uns ihnen verständlich, so gut wir konnten, nicht nur, was unsere Vorräte, sondern auch, was unser Unternehmen betraf, und fragten sie, welches Land dort liege, wobei wir mit den Händen nach Westen deuteten. Sie teilten uns nur wenig 64
    Nützliches mit, wir glaubten jedoch, ihrem ganzen Gerede zu entnehmen, daß da überall Menschen der einen oder der anderen Sorte lebten, es viele größere Flüsse und zahlreiche Löwen, Tiger, Elefanten sowie bösartige wilde Katzen (von denen wir schließlich feststellten, daß es Zibetkatzen waren) und dergleichen mehr gebe.
    Als wir sie fragten, ob jemals Leute dorthin gewandert waren, erwiderten sie, jawohl, einige seien dorthin gegangen, wo die Sonne schläft, womit sie den Westen meinten; sie vermochten jedoch nicht zu sagen, wer sie gewesen waren. Als wir darum baten, daß uns jemand führte, zuckten sie mit den Achseln, wie es die Franzosen tun, wenn sie sich vor etwas fürchten. Als wir sie nach den Löwen und wilden Tieren fragten, lachten sie und ließen uns wissen, daß die uns nichts zuleide täten, und zeigten uns eine gute Methode, um mit ihnen fertig zu werden, nämlich ein Feuer anzuzünden, was sie stets verscheuche, und wir überzeugten uns, daß es tatsächlich so war.
    Auf diese ermutigende Auskunft hin beschlossen wir, die Reise zu unternehmen. Hierzu brachten uns viele Überlegungen, um deretwillen wir, wenn die Sache an sich durchführbar war, nicht so sehr Tadel verdienten, wie es sonst erscheinen mag; ich will nur einige davon nennen, um den Bericht nicht allzu ermüdend zu machen.
    Erstens fehlten uns alle Mittel, um auf eine andere Weise für unser Entkommen sorgen zu können; wir waren an einem Ort gelandet, der sich fern jeder europäischen Schiffahrtsroute befand, so daß wir keinesfalls damit rechnen konnten, irgendwelche unserer Landsleute würden uns in diesem Teil der Welt befreien und fortbringen. Zweitens, wenn wir das Abenteuer gewagt hätten, entlang der Küste von Mozambique und den öden Ufern von Afrika nach Norden weiterzusegeln, bis wir ins Rote Meer gelangten, durften wir kein anderes Schicksal erwarten, als nur, daß uns die Araber gefangennähmen und als 65
    Sklaven an die Türken verkauften, was für uns alle nicht viel besser gewesen wäre als der Tod. Wir waren nicht in der Lage, ein Fahrzeug zu bauen, das uns über das große Arabische Meer nach Indien getragen hätte, und auch nicht, das Kap der Guten Hoffnung zu erreichen, da die Winde zu unbeständig wehten und das Meer in diesen Breiten zu stürmisch war; wir wußten nur, daß wir, wenn wir den Kontinent zu Land überqueren konnten, vielleicht an den einen oder den anderen der großen Flüsse, die in den Atlantischen Ozean münden,

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