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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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habe.
    Wir blieben unbeweglich stehen, nachdem wir geschossen hatten, und luden unsere Flinten wieder, und da wir sahen, daß die Eingeborenen sich nicht vom Fleck rührten, schossen wir von neuem auf sie. Bei dieser zweiten Salve töteten wir ungefähr neun, da sie aber nicht mehr so dicht beieinander standen wie zuvor, gaben nicht alle unsere Leute Feuer, denn 70
    sieben hatten Befehl erhalten, die Munition aufzusparen und vorzugehen, sobald die anderen geschossen hatten, während die übrigen ihre Flinten von neuem luden, wovon ich gleich noch einmal sprechen werde.
    Sobald wir die zweite Ladung abgefeuert hatten, brüllten wir, so laut wir konnten; die sieben Leute rückten vor, und als sie etwa zwanzig Yard weit von ihnen entfernt waren, schossen sie noch einmal, und die anderen, die hinter ihnen in aller Eile wieder geladen hatten, folgten ihnen. Sobald die Eingeborenen aber sahen, daß wir vorrückten, rannten sie schreiend davon, als wären sie behext.
    Auf dem Schlachtfeld angekommen, sahen wir zahlreiche Gestalten auf dem Boden liege n, viel mehr, als wir vermuten konnten, getötet oder verwundet zu haben, ja viel mehr noch, als wir beim Abfeuern Kugeln in unseren Flinten gehabt hatten, und wir wußten nicht, wie wir uns das erklären sollten; endlich aber begriffen wir, wie es gekommen war, nämlich daß sie vor Angst den Verstand verloren hatten, und ich glaube sogar, daß einige der wirklich Toten buchstäblich vor Schreck gestorben waren, denn sie wiesen keinerlei Wunden auf.
    Von den so Verängstigten, wie eben beschrieben, kamen einige, nachdem sie wieder zu sich gekommen waren, auf uns zu und beteten uns an (denn sie hielten uns für Götter oder Teufel, welches von beiden, vermag ich nicht zu sagen, und es kümmerte uns auch wenig); einige knieten nieder, andere warfen sich flach auf den Boden und machten tausend närri-sche Gebärden, alle jedoch mit den Anzeichen äußerster Unterwerfung. Mir fiel sogleich ein, daß wir jetzt Gelegenheit hatten, kraft des Gesetzes der Waffen so viele gefangenzune hmen, wie wir nur wollten, sie zu zwingen, mit uns zu reisen und sie unser Gepäck tragen zu lassen. Sobald ich das vorschlug, stimmten mir alle unsere Leute zu, und dementsprechend versicherten wir uns etwa sechzig kräftiger junger Burschen und gaben ihnen zu verstehen, daß sie mit uns 71
    kommen mußten, wozu sie durchaus willens zu sein schienen.
    Die nächste Frage aber, die wir uns stellten, war, was wir tun sollten, damit wir ihnen trauen durften, denn wir hatten ja die Erfahrung gemacht, daß diese Leute nicht wie die auf Madagaskar waren, sondern hitzig, rachsüchtig und verräterisch, und aus diesem Grunde war ich sicher, daß wir von ihnen nichts erwarten durften als nur die Dienstleistungen von Sklaven –
    keinerlei Unterwerfung, die länger anhielte als ihre Furcht vor uns, und keinerlei Arbeit, außer durch Gewalt.
    Bevor ich weiter berichte, muß ich dem Leser zu verstehen geben, daß ich von diesem Zeitpunkt an ein bißchen ernsthafter zu begreifen anfing, in welcher Lage ich mich befand, und mich mehr um die Lenkung unserer Angelegenheiten kümmerte, denn obwohl meine Kameraden sämtlich ältere Leute waren, begann ich doch zu erkennen, daß sie völlig ratlos waren oder, wie ich es jetzt nenne, über keinerlei Geistesgegenwart verfügten, wenn es um die Ausführung einer Sache ging. Die erste Gelegenheit, bei der ich die s beobachtete, war das kürzlich ausgetragene Gefecht mit den Eingeborenen, wo ihnen das Herz, trotz des guten Entschlusses, sie anzugreifen und auf sie zu schießen, doch schwach zu werden begann, nachdem sie einmal ihre Flinten abgefeuert und gesehen hatten, daß die Neger nicht davonliefen, wie sie es erwartet hatten, und ich bin davon überzeugt, daß sie alle miteinander geflohen wären, wenn sie ihre Barke zur Hand gehabt hätten.
    Bei diesem Anlaß nahm ich es auf mich, sie ein wenig zu ermutigen und ihnen zuzurufen, sie sollten wieder laden und eine zweite Salve auf die Eingeborenen abfeuern; ich erklärte ihnen, wenn sie meinen Anweisungen folgten, wolle ich mich verpflichten, dafür zu sorgen, daß die Neger sehr rasch davonliefen. Ich sah, daß sie dies ermutigte, und deshalb forderte ich sie auf, ein paar von ihren Kugeln für einen gesonderten Angriff aufzubewahren, wie oben beschrieben.

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    Nach der zweiten Salve war ich tatsächlich gezwungen zu kommandieren, wie ich es nennen kann. „Jetzt, Seigniors, wollen wir sie ein Hurra hören lassen“, sagte

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