Kapitän Singleton
lag eine Wüste, die uns schon fünf Tagesmärsche gekostet hatte, und wir verfügten nicht mehr über genügend Nahrung, um den fünftägigen Rückmarsch auf demselben Weg bewältigen zu können. Vor uns lag nichts als Schrecken, wie oben beschrieben, und so beschlossen wir, da der Kamm der Berge, auf denen wir standen, einigermaßen fruchtbar aussah und ziemlich weit nach Norden zu führen schien, uns dicht darunter auf dem östlichen Abhang zu halten, ihm zu folgen, so weit wir konnten, und uns sorgfältig nach Nahrung umzusehen.
Dementsprechend machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, denn wir hatten keine Zeit zu verlieren, und zu unserer großen Erleichterung trafen wir, während wir weiterzogen, schon am ersten Tag auf einige Quellen mit sehr gutem Trinkwasser. Für den Fall, daß es wieder knapp würde, füllten wir alle unsere Wasserbeutel und nahmen es mit. Ich hätte auch erwähnen sollen, daß unser Wundarzt, der das Salzwasser zu Trinkwasser gemacht hatte, die Gelegenheit bei den Salzque l-145
len genutzt hatte, um fast einen Scheffel ausgezeichnetes Salz für uns herzustellen.
Auf unserem dritten Marsch fanden wir eine unerwartete Proviantquelle, denn in den Bergen gab es viele Hasen. Sie waren von etwas anderer Art als die unseren in England, größer und nicht so behende im Lauf, aber ihr Fleisch war sehr gut.
Wir schossen mehrere, und der kleine zahme Leopard, den wir, wie ich oben erwähnte, aus der von uns geplünderten Negerortschaft mitgenommen hatten, jagte sie wie ein Hund und schlug jeden Tag mehrere für uns, aber er wollte nichts davon fressen, wenn wir es ihm nicht anboten, was in unserer Lage wirklich sehr zuvorkommend war. Wir salzten sie ein wenig ein, dörrten sie unzerlegt in der Sonne und trugen ein gewaltiges Paket mit uns. Ich glaube, es waren fast dreihundert, denn wir wußten nicht, wann wir wieder diese oder ähnliche Nahrung finden mochten. Wir setzten unseren Marsch unter den Berggipfeln acht oder neun Tage lang auf sehr bequeme Weise fort und stellten dann zu unserer großen Befriedigung fest, daß das Land unter uns ein etwas besseres Aussehen annahm. Was die Westseite der Berge betraf, so erkundeten wir sie so lange nicht, bis drei aus unserer Gesellschaft eines Tages, während die übrigen haltmachten, um sich auszuruhen, aus Neugier wieder auf die Gipfel stiegen. Sie erblickten dort aber das gleiche Bild, und es schien auch kein Ende zu nehmen, jedenfalls nicht nordwärts, wohin wir zogen; und als wir daher am zehnten Tage feststellten, daß die Berge einen Bogen machten und anscheinend in die große Wüste führten, verlie-
ßen wir sie und setzten unseren Weg nach Norden hin fort, wo das Land ziemlich bewaldet war und gelegentlich wohl einige Wüsten, jedoch keine übermäßig langen aufwies, bis wir, nach der Beobachtung unseres Geschützmeisters, zur Breite von acht Grad fünf Minuten kamen, wozu wir noch neunzehn Tage brauchten.
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Auf diesem ganzen Weg fanden wir keine Einwohner, aber sehr viele Raubtiere, die uns jetzt so vertraut geworden waren, daß wir uns wirklich nicht mehr viel um sie kümmerten. Wir sahen jede Nacht und jeden Morgen Löwen, Tiger und Leoparden in großer Menge, da sie aber selten in unsere Nähe kamen, ließen wir sie ihren Geschäften nachgehen; machten sie jedoch Anstalten, sich uns zu nähern, dann gaben wir mit irgendeiner ungeladenen Büchse falsches Feuer, und sobald sie den Blitz sahen, trollten sie sich.
Was die Nahrung betraf, so behalfen wir uns den gesamten Weg über recht gut, denn zuweilen erlegten wir Hasen, zuweilen Vögel, aber um nichts in der Welt vermag ich sie zu benennen, außer einer Art Rebhuhn und einem Tier, das unserer Schildkröte glich. Hin und wieder begegneten wir wieder Elefanten in großen Herden; diese Tiere liebten vor allem die bewaldeten Gebiete des Landes.
Der lang ausgedehnte Marsch erschöpfte uns sehr; zwei unserer Leute wurden krank, und zwar so schwer, daß wir glaubten, sie würden es nicht überleben, und einer unserer Neger starb plötzlich. Unser Wundarzt sagte, es sei ein Schlaganfall, aber er erklärte, er wunderte sich darüber, denn der Mann hatte sich niemals über allzu reiche Nahrung beklagen können. Ein zweiter von ihnen wurde sehr krank, und mit viel Mühe überzeugte ihn unser Wundarzt – er zwang ihn sogar fast dazu –, einen Aderlaß vornehmen zu lassen, und er wurde wieder gesund.
Wir legten hier unserer Kranken wegen einen Aufenthalt von zwölf Tagen ein, und
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