Kapitän Singleton
unser Wundarzt bewegte mich und drei oder vier andere von uns dazu, ihm zu gestatten, daß er uns während dieser Ruhezeit zur Ader ließ, und neben anderen Dingen, die er uns gab, trug es sehr viel dazu bei, daß wir auf einem so ermüdenden Marsch und in einem so heißen Klima gesund blieben.
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Unterwegs schlugen wir jede Nacht unsere Mattenzelte auf, und sie waren sehr angenehm für uns, wenn es auch an den meisten Plätzen Wald und Bäume gab, die uns Schutz boten.
Wir fanden es sehr merkwürdig, daß wir in diesem ganzen Teil des Landes keine Einwohner antrafen; der Hauptgrund dafür aber war, wie wir später feststellten, daß wir, da wir zuerst einen westlichen und dann einen nördlichen Kurs eingehalten hatten, zu weit in die Mitte des Landes und in die Wüsten geraten waren, während die Einwohner sowohl im Südwesten als auch im Norden hauptsächlich an den Flüssen und Seen sowie in den Niederungen zu finden sind.
Die wenigen kleinen Flüsse, an die wir kamen, hatten einen so niedrigen Wasserstand, daß darin außer in einigen pfütze n-
ähnlichen Gruben so gut wie kein Wasser zu sehen war, und sie ließen eher erkennen, daß sie nur während der Regenmonate ein Flußbett hatten, als daß sie gegenwärtig tatsächlich Wasser führten. Daraus konnten wir leicht ersehen, daß wir noch weit zu gehen hatten; dies entmutigte uns jedoch nicht, solange wir nur über Vorräte und angemessenen Schutz vor der großen Hitze verfügten, die, wie ich dachte, jetzt viel heftiger war als zu dem Zeitpunkt, wo die Sonne genau über uns stand.
Nachdem sich unsere Leute erholt hatten, zogen wir weiter, gut mit Proviant und reichlich mit Wasser ausgestattet. Wir bogen auf unserem nördlichen Kurs ein wenig nach Westen ab, in der Hoffnung, zu einem günstigen Strom zu gelangen, der ein Kanu zu tragen vermochte; wir fanden jedoch innerhalb von zwanzig Tagen keinen, einbegriffen acht Ruhetage, denn da unsere Leute schwach waren, rasteten wir sehr häufig, besonders wenn wir an Orte kamen, die sich für unsere Zwecke eigneten, wo wir Rinder, Vögel oder irgend etwas erlegen konnten, um uns zu ernähren. In diesen zwanzig Marschtagen gelangten wir um vier Grad nordwärts und dazu um einige Meridiandistanz nach Westen, und wir trafen auf viele Elefanten und auch auf eine große Anzahl von Elefantenzä h-148
nen, die hier und da, vor allem in den zuweilen sehr ausgedehnten Waldgebieten, verstreut lagen. Sie bedeuteten für uns jedoch keine Beute; uns ging es darum, Nahrungsmittel und einen guten Reiseweg aus dem Land hinaus zu finden. Uns lag vielmehr daran, ein gutes, fettes Reh aufzuspüren und es zu erlegen, damit es uns als Nahrung diente, als hundert Tonnen Elefantenzähne einzusammeln. Wie der Leser bald erfahren wird, dachten wir also, als wir unsere Reise zu Wasser fortsetzten, trotzdem einmal daran, ein großes Kanu zu bauen, um es mit Elfenbein zu beladen, damals wußten wir jedoch noch nichts über die Flüsse und hatten keine Ahnung, wie gefährlich und schwierig die Fahrt darauf sein würde, noch hatten wir das Gewicht in Betracht gezogen, das wir zum Flußufer, wo wir uns einschiffen konnten, schleppen mußten.
Nach zwanzig Re isetagen, wie gesagt, bei drei Grad sechzehn Minuten nördlicher Breite, entdeckten wir in einem von unserem Standort ziemlich weitab liegenden Tal einen recht ansehnlichen Wasserlauf, der, wie wir dachten, verdiente, daß wir ihn einen Fluß nannten, und der nach Nordnordwest floß, genau wie wir es brauchten. Da wir uns in Gedanken auf eine Weiterfahrt zu Wasser eingestellt hatten, hielten wir dies für eine Gelegenheit, den Versuch zu machen, und lenkten unsere Schritte geradenwegs in das Tal.
Unmittelbar an unserem Weg lag ein kleines Dickicht, und ohne an etwas Böses zu denken, gingen wir daran vorbei, als plötzlich einer unserer Neger gefährlich durch einen Pfeil verwundet wurde, der ihn in den Rücken traf und schräg zwischen den Schulterblättern steckenblieb.
Dies veranlaßte uns, jäh haltzumachen, und als drei unserer Leute zusammen mit zwei Negern das recht kleine Gehölz durchkämmten, fanden sie einen Neger mit einem Bogen ohne Pfeil. Er wäre entflohen, aber einer unserer Leute, die ihn aufgespürt hatten, erschoß ihn aus Rache für das Unheil, das er angerichtet hatte, und so verloren wir die Gelegenheit, ihn 149
gefangenzunehmen. Hätten wir es getan, ihn gut behandelt und nach Hause geschickt, dann hätte dies vielleicht andere Eingeborene veranlaßt, sich
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