Kapitän Singleton
sie fanden, der Fluß sei nun größer geworden, vorschlugen, wir sollten unsere Zelte aufschlagen und beginnen, uns Kanus zu bauen.
Nachdem wir aber mit der Arbeit angefangen, zwei oder drei Bäume gefällt und dazu fünf Tage gebraucht hatten, wanderten einige unserer Leute weiter flußabwärts und brachten uns die Nachricht, daß der Fluß eher kleiner als größer wurde, da er im Sand versickerte oder durch die Sonnenhitze austrocknete, so daß er nicht das kle inste Kanu befördern konnte, das von Nutzen für uns gewesen wäre. Wir waren deshalb gezwungen, unser Unternehmen aufzugeben und weiterzumarschieren.
Bei unserer fortgesetzten Erforschung dieses Weges begaben wir uns drei Tage lang genau nach Westen, denn im Norden war das Land außerordentlich bergig und ausgedörrter und trockener als alles, was wir bisher gesehen hatten, während wir in dem gerade nach Westen gelegenen Teil ein liebliches Tal fanden, das sich zwischen zwei hohen Bergketten weit dahinzog. Die Berge sahen furchtbar aus, denn sie waren völlig kahl und wegen der Trockenheit des Sandes geradezu weiß, im Tal aber fanden wir Bäume, Gras, etwas Wild, das sich zur Nahrung eignete, sowie hin und wieder einige Einwohner.
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Wir kamen an etlichen Hütten oder Häusern vorbei und sahen in ihrer Nähe Menschen; sie rannten jedoch in die Berge davon, sobald sie uns erblickten. Am Ende dieses Tals gelangten wir in eine bevölkerte Gegend, und das erweckte zuerst Zweifel in uns, ob wir uns dorthin begeben oder uns weiter nördlich zu den Bergen wenden sollten, und da wir noch immer, wie schon zuvor, beabsichtigten, vor allem den Fluß Niger zu erreichen, waren wir geneigt, uns hierfür zu entsche iden und nach dem Kompaß Kurs in nordwestlicher Richtung zu halten. So marschierten wir ohne Aufenthalt noch sieben Tage lang, bis wir überraschenderweise auf Umstände stießen, die noch viel trostloser und verzweifelter waren als die unseren, was schließlich kaum glaubhaft scheinen wird.
Wir bemühten uns nicht besonders darum, Kontakt mit den Eingeborenen des Landes aufzunehmen oder ihre Bekanntschaft zu machen, außer dann, wenn wir sie brauchten, um uns mit Nahrung zu versorgen oder nach dem Weg zu fragen, und obwohl wir feststellten, daß die Gegend hier anfing, sehr bevölkert zu werden, besonders nach Süden hin, zu unserer Linken, hielten wir uns nördlich in einiger Entfernung und folgten dabei immer noch einer westlichen Route.
Auf dieser Strecke fanden wir allerlei Wild, das wir erlegen und essen konnten, und deshalb waren wir mit dem Notwen-digsten versorgt, wenn auch nicht so reichlich wie zu Beginn unseres Marsches, und während wir es uns angelegen sein ließen, bewohnte Gebiete zu meiden, kamen wir schließlich zu einem sehr lieblichen, angenehmen Wasserlauf, der nicht groß genug war, daß man ihn einen Fluß hätte nennen können, der aber nach Nordwesten floß, genau in die Richtung, in die wir zu gelangen wünschten.
Am jenseitigen Ufer gewahrten wir ein paar Negerhütten, nicht viele, und in einer kleinen Niederung etwas Mais oder Indianerkorn, was uns verriet, daß es auf der anderen Seite des 153
Wasserlaufs Bewohner gab, die weniger barbarisch waren als die, mit welchen wir anderswo Berührung gehabt hatten.
Während wir uns mit unserer ganzen Karawane in geschlos-senem Trupp dorthin bewegten, riefen unsere Neger, die an der Spitze marschierten, sie sähen einen weißen Mann. Wir waren zuerst nicht sehr betroffen, da wir glaubten, die Burschen hätten sich geirrt, und fragten sie, was sie meinten. Da trat einer von ihnen zu mir hin und deutete auf eine Hütte auf der anderen Seite des Hügels. Zu meinem Erstaunen gewahrte ich tatsächlich einen weißen, jedoch splitternackten Mann, der neben der Tür seiner Hütte sehr beschäftigt war; er bückte sich mit etwas, das er in der Hand hielt, zum Boden hinunter, als verrichte er dort irgendeine Arbeit, und da er uns den Rücken kehrte, sah er uns nicht.
Ich gab unseren Negern Weisung, kein Geräusch zu machen, und wartete, bis mehrere unserer Leute heran waren, um ihnen den Anblick zu zeigen, damit sie wußten, daß ich mich nicht irrte, und bald waren wir unserer Sache gewiß, denn der Mann, der etwas gehört hatte, fuhr auf und blickte uns voll an. Seine Betroffenheit war sicher ebenso groß wie die unsere, aber ob nun aus Furcht oder aus Hoffnung, konnten wir in dem Augenblick nicht erkennen.
Ebenso wie er uns entdeckte, taten dies auch die übrigen Einwohner, die zu
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