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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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gereicht hätten. So liefen wir Cadiz an, das heißt, wir gingen im Golf vor Anker, und der Kapitän begab sich zusammen mit einem, den wir den jungen Kapitän Kidd nannten und welcher der Geschützmeister war, sowie mit einigen der vertrauenswürdigsten Leute, darunter meinem Kameraden Harris, der Zweiter Offizier, und mir, der ich Schiffsleutnant geworden war, hinüber an Land. Unsere Leute machten den Vorschlag, einige Ballen unserer englischen Waren zum Verkauf mit an Land zu nehmen, mein Kamerad aber, ein durchtriebener Fachmann in seinem Geschäft, schlug uns etwas Besseres vor. Da er schon früher in der Stadt gewesen war, erklärte er uns, er werde auf sein Wort Pulver und Blei, Handwaffen und auch sonst alles, was wir benötigten, einkaufe n, zahlbar bei Lieferung an Bord, und zwar mit den 179
    englischen Waren, die wir geladen hatten. Dies war bei weitem die beste Methode, und demgemäß gingen er und der Kapitän allein an Land, und nachdem sie entsprechend ihren Möglichkeiten einen Handel abgeschlossen hatten, kamen sie nach zwei Stunden wieder und brachten nichts weiter als nur ein Stückfaß Wein sowie fünf Fässer Weinbrand mit. Wir kehrten alle miteinander an Bord zurück.
    Am nächsten Morgen kamen zwei schwerbeladene große Boote mit fünf Spaniern darauf längsseits, um zu handeln.
    Unser Kapitän verkaufte ihnen gute Werte, und sie lieferten uns sechzehn Fässer Schießpulver, zwölf kleine Fässer bestes Pulver für unsere Kleingewehre, sechzig Musketen und zwölf Flinten für die Offiziere, dazu siebzehn Tonnen Kanonenk ugeln, fünfzehn Fässer Musketenkugeln nebst einigen Säbeln und zwanzig guten Pistolen. Außerdem brachten sie uns noch dreizehn Fässer Wein (denn wir, die wir jetzt alle Gentlemen geworden waren, verschmähten das Schiffsbier), dazu fünfzehn Faß Branntwein, zwölf Fässer mit Rosinen und zwanzig Kisten Zitronen. Für all das zahlten wir mit englischen Waren, und darüber hinaus erhielt der Kapitän noch sechshundert Pesos in Bargeld. Sie wären noch einmal gekommen, aber wir wollten nicht länger bleiben.
    Von dort segelten wir zu den Kanarischen Inseln und danach weiter nach Westindien und plünderten unterwegs gelegentlich bei den Spaniern, um uns Vorräte zu beschaffen; wir machten auch einige Beute, jedoch nicht von großem Wert, zumindest nicht während der Zeit, als ich bei ihnen blieb, was damals nicht lange war, denn nachdem wir an der Küste vor Cartagena eine spanische Schaluppe aufgebracht hatten, gab mir mein Freund einen Wink, daß wir den Kapitän Wilmot ersuchen sollten, uns, ausgerüstet mit einem Vorrat an Waffen und Munition, in die Schaluppe zu setzen, so daß wir versuchen konnten, damit zu tun, was wir vermochten, denn sie war für unsere Zwecke viel besser geeignet als das große Schiff, und 180
    auch ein besserer Segler. Er erklärte sich damit einverstanden; wir machten einen Treffpunkt in Tobago aus und kamen überein, alles, was die zwei Schiffe erbeuteten, unter die Mannschaft beider zu verteilen, woran wir uns auch getreulich hielten, und wir führten unsere Schiffe etwa fünfzehn Monate später in Tobago, wie oben gesagt, wieder zusammen.
    Wir kreuzten fast zwei Jahre in diesen Meeren, vorwiegend auf der Jagd nach Spaniern – nicht daß wir uns geziert hätten, auch englische, holländische oder französische Schiffe aufzubringen, wenn sie uns in den Weg gerieten; insbesondere griff Kapitän Wilmot ein Schiff aus Neuengland an, das von Madeira nach Jamaika fuhr, und ein zweites, das sich mit Vorräten auf der Fahrt von New York nach Barbados befand, und beide kamen uns sehr gelegen. Der Grund aber, weshalb wir uns so wenig wie möglich mit englischen Schiffen einließen, war, daß wir erstens, wenn es größere Schiffe waren, dort mit mehr Widerstand zu rechnen hatten, und zweitens, weil wir feststellten, daß die englischen Schiffe, wenn wir sie kaperten, weniger Beute brachten, denn die Spanier hatten gewöhnlich Bargeld an Bord, und damit wußten wir am meisten anzufangen. Kapitän Wilmot war tatsächlich besonders grausam, wenn er ein englisches Schiff nahm, damit man in England nicht allzubald von ihm erführe und die Kriegsschiffe auf diese Weise Befehl erhielten, Ausschau nach ihm zu halten.
    Diesen Teil aber will ich gegenwärtig mit Schweigen übergehen.
    Während der zwei Jahre vergrößerten wir unsere Habe um ein beträchtliches, denn auf einem Schiff hatten wir sechzig-tausend und auf einem anderen hunderttausend Pesos erbeutet,

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