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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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wir von den verschiedenen Völkerschaften der Wilden, durch deren Gebiet wir kamen, freundlich beziehungsweise unfreundlich aufgenommen wurden; so befreiten wir einen Negerkönig, der ein Wohltäter unseres neuen Führers gewesen war, aus der Gefangenschaft, und dieser gewann ihm aus Dankbarkeit mit unserer Hilfe sein Königreich, das etwa dreihundert Untertane n umfaßte, zurück, worauf er uns ein Festessen gab und seine Untertanen veranlaßte, mit unserem Engländer alle unsere Elefantenzähne holen zu gehen, die wir hatten liegenlassen müssen und die sie für uns zum Fluß trugen, dessen Namen ich vergessen habe; dort fanden wir Flöße und gelangten nach elf weiteren Tagen zu einer der holländischen Siedlungen an der Goldküste, wo wir zu unserer großen Zufriedenheit bei bester Gesundheit ankamen. Was unsere Ladung Elefantenzähne betraf, so verkauften wir sie der holländischen Faktorei und erhielten Kleidung sowie andere notwendige Dinge für uns und diejenigen unserer Neger, die wir bei uns zu behalten gedachten. Ich sollte auch bemerken, daß wir am Ende unserer Reise noch vier Pfund Schießpulver übrig hatten. Den Negerprinzen gaben wir völlig frei, kleideten ihn aus unserem gemeinsamen Vorrat ein und schenkten ihm anderthalb Pfund Gold zu seiner persönlichen Verfügung; er wußte sie auch sehr gut zu verwerten. Hier trennten wir uns alle auf die allerfreundschaft-lichste Weise. Unser Engländer blieb einige Zeit in der holländischen Faktorei und starb dort, wie ich später erfuhr, vor Kummer, denn er hatte tausend Pfund Sterling über Holland nach England gesandt, um nach seiner Heimkehr zu den Seinen eine Rücklage zu haben, aber das Schiff wurde von den Franzosen gekapert, und seine ganze Habe ging verloren.
    Meine übrigen Kameraden fuhren mit einer kleinen Barke zu den beiden portugiesischen Faktoreien in der Nähe von Gambia auf dem vierzehnten Breitengrad, und ich begab mich mit zwei 175
    Negern, die ich bei mir behielt, nach Cape Coast Castle, wo ich eine Passage nach England erhielt. Dort kam ich im September an, und so endete mein erster Versuch, mir die Hörner abzusto-
    ßen. Der zweite sollte nicht so vorteilhaft verlaufen.

    In England hatte ich weder Freunde noch Verwandte, noch irgendwelche Bekannte, obwohl es mein Geburtsland war; infolgedessen hatte ich niemanden, dem ich das, was ich besaß, anvertrauen konnte oder der mich beraten hätte, wie ich es sicherstellen und zurücklegen konnte. Vielmehr geriet ich in schlechte Gesellschaft, vertraute dem Wirt einer Schenke in Rotherhithe einen guten Teil meines Geldes an und vergeudete eilends den Rest, und infolgedessen war die große Summe, die ich unter soviel Mühen und Gefahren erworben hatte, in kaum zwei Jahren zerronnen. Da mich allein schon der Gedanke, wie ich es verschwendete, in Zorn versetzte, brauche ich wohl nicht näher darauf einzugehen; das übrige verdient, daß man es errötend verschweigt, denn ich gab es für allerlei törichte und üble Dinge aus. So kann man also von dieser Periode meines Lebens sagen, daß sie mit Diebstahl begann und im Luxus endete; ich hatte eine traurige Ausfahrt und eine noch schlimmere Heimkehr.
    Ungefähr im Jahre… fing ich schon an, den Boden meines Vermögens zu sehen, und erkannte, daß es Zeit war, an neue Abenteuer zu denken, denn meine Verderber, wie ich sie nenne, begannen mich merken zu lassen, daß ihre Achtung in dem Maße, wie mein Geld abnahm, gleichfalls verebbte und daß ich von ihnen nicht mehr zu erwarten hatte als nur das, was ich kraft meines Geldes fordern konnte, und es nicht einen Zoll weiter reichte, trotz allem, was ich vorher zu ihren Gunsten ausgegeben hatte.
    Dies versetzte mir einen heftigen Schock, und ich empfand berechtigten Abscheu vor ihrer Undankbarkeit; ich beruhigte 176
    mich jedoch wieder und fühlte auch kein Bedauern darüber, daß ich eine so riesige Summe Geldes, wie ich sie nach England mitgebracht, verschwendet hatte.
    Als nächstes schiffte ich mich in einer zweifellos unheilvollen Stunde auf einem Schiff namens… nach Cadiz ein und war im Laufe unserer Fahrt längs der Küste Spaniens durch einen heftigen Südwestwind gezwungen, La Coruna anzulaufen.
    Hier geriet ich in die Gesellschaft einiger Erzspitzbuben, und einer von ihnen, der vorlauter war als die übrigen, begann sehr vertraut mit mir zu werden, so daß wir einander Brüder nannten und uns gegenseitig alle Einzelheiten unserer Lebensumstände anvertrauten. Sein Name war Harris. Dieser

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