Kapitän Singleton
und manchmal einen sehr großen Zahn, den sie zu zweit trugen, so daß sich unser Bestand daran auf zweiundzwanzig Tonnen erhöht hatte.
Sobald das Wetter wieder gut wurde, sagte unser Engländer, er wolle keinen Druck auf uns ausüben, noch länger dort zu bleiben, da es uns gleichgültig sei, ob wir noch mehr Gold fänden oder nicht; durch uns sei er tatsächlich zum erstenmal im Leben Menschen begegnet, die erklärten, sie hätten genügend Gold, und von denen man buchstäblich sagen 172
könnte, selbst wenn es sich unter ihren Füßen befände, würden sie sich nicht bücken, um es aufzuheben. Da er uns aber sein Versprechen gegeben habe, wolle er es nicht brechen und uns auch nicht drängen, noch länger dort zu bleiben, nur glaube er uns mitteilen zu müssen, daß jetzt, nach dem Hochwasser, die Zeit gekommen sei, wo man die größte Goldmenge finden könne. Wenn wir nur noch einen Monat dablieben, würden wir Tausende von Wilden sehen, die sich über das ganze Land ausbreiteten, um für die europäischen Schiffe, die an die Küste kamen, das Gold aus dem Sand zu waschen. Sie täten dies zu diesem Zeitpunkt, weil die Gewalt der Fluten stets sehr viel Gold aus den Bergen herabschwemmte, und wenn wir den Vorteil, daß wir vor ihnen an Ort und Stelle waren, wahrne hmen wollten, dann könnten wir vielleicht die erstaunlichsten Dinge finden.
Dies war so zwingend, und er brachte es so überzeugend vor, daß sich sein Sieg auf unseren Gesichtern ablesen ließ, und so sagten wir, wir wollten alle dableiben; freilich seien wir einer wie der andere begierig fortzukommen, könnten jedoch der offensichtlichen Aussicht auf so viele Vorteile nicht widerstehen; er irre sich sehr, wenn er behauptete, wir wünschten unseren Goldvorrat nicht zu vergrößern, und deshalb seien wir entschlossen, den Vorteil, der sich uns bot, so weit wie nur möglich zu nutzen. Wir wollten dableiben, solange noch Gold zu haben war, und sei es noch einmal ein Jahr.
Er war kaum imstande, die Freude auszudrücken, die er hierüber empfand, und als das Wetter schön wurde, begannen wir genau nach seinen Anweisungen am Ufer der Flüsse Gold zu suchen. Zuerst fanden wir wenig Ermutigendes und fingen schon an skeptisch zu werden; offensichtlich aber bestand die Ursache darin, daß die Fluten noch nicht genügend gefallen und die Flüsse noch nicht in ihr gewöhnliches Bett zurückgekehrt waren. Nach ein paar Tagen jedoch wurden wir voll belohnt und fanden viel mehr Gold als zuvor, und das in 173
größeren Klumpen; einer unserer Leute wusch ein Goldstück aus dem Sand, das die Größe einer mittleren Nuß besaß und nach unserer Schätzung – denn wir besaßen keine kleinen Gewichte – fast anderthalb Unzen wog.
Dieser Erfolg regte uns zu großem Fleiß an, und in kaum mehr als einem Monat hatten wir alles in allem fast sechzig Pfund Gold gefunden; danach aber trafen wir, wie er uns vorhergesagt hatte, auf eine große Anzahl von Wilden –
Männer, Frauen und Kinder –, die jeden Fluß, jeden Bach und sogar auch das trockene Land der Berge nach Gold absuchten, so daß unser Ergebnis nicht mehr mit dem vorherigen zu vergleichen war.
Unser Handwerker aber fand einen Weg, andere Gold für uns suchen zu lassen, ohne daß wir die Arbeit selbst taten, denn als diese Leute sich einzustellen begannen, hatte er eine beträchtliche Menge seines Krimskrams – Vögel, Tiere und ähnliches zuvor Erwähnte – für sie bereit, und mit Hilfe des englischen Gentleman als Dolmetscher brachte er die Wilden dazu, sie zu bewundern. So hatte unser Messerschmied genügend Kunden und verkaufte seine Ware zu einem gewiß horrenden Preis, denn er erzielte für ein Stück Silber, das etwa einen Groschen wert war, eine Unze und zuweilen zwei Unzen Gold; und wenn es aus Eisen oder aus Gold gewesen wäre, hätten sie deshalb nichts anderes dafür gegeben, und es war fast unglaublich, sich vorzustellen, welche Menge Gold er auf diese Weise erhielt.
Mit einem Wort, um zum Ende dieser glücklichen Reise zu kommen: Wir vergrößerten unseren Goldvorrat hier im Laufe eines Aufenthalts von weiteren drei Monaten in solchem Maße, daß, nachdem wir alles zusammengelegt und unter uns aufgeteilt hatten, auf jeden Mann fast vier Pfund kamen. Nun machten wir uns auf den Weg zur Goldküste, um uns umzutun, auf welche Weise wir die Überfahrt nach Europa bewerkstelligen könnten.
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Auf diesem Teil unserer Reise ereigneten sich mehrere bemerkenswerte Zwischenfälle, denen zufolge
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