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Kapitalismus Forever

Kapitalismus Forever

Titel: Kapitalismus Forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Pohrt
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Fressfeinden, eben den Dinos, verstecken müssen. Wir leiden heute noch darunter, unter dem Leben unserer winzigen vierbeinigen Vorfahren als nachtaktive Erdhöhlenbewohner. Wir haben viel schlechtere Augen als Vögel und Reptilien. Wir können froh sein, dass wir überhaupt welche haben, denn unser Urahn war ein Maulwurf, und der ist bekanntlich blind.
    Wenn die Dinos damals wie Menschen hätten denken und reden können, hätten sie geschrien: »Das ist eine Naturkatastrophe! Das ist der Welt­untergang!« Für sie schon. Für die Natur und die Welt aber nicht.
    Die Natur kennt also keine Katastrophen. Und die »zweite Natur«, das Kapital, auch nicht. Geradezu wunderbar, wie es mit Naturkräften ausgestattet ist. Etwa so, wie ein Vulkanausbruch oder ein riesiger Waldbrand dafür sorgen, dass auf der Asche das eben noch von Lava oder Feuer vernichtete Grünzeug nachher umso prächtiger wächst.
    Man muss sich einfach mal die Geschichte angucken. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam in Deutschland das Wirtschaftswunder, in Frankreich, England und den USA kam die Flaute. Warum? Weil Bomber Harris mit seinen Geschwadern die deutsche Wirtschaft auf Sanierungskurs gebracht hatte, während die lächerlichen deutschen »Wunderwaffen« – V1, V2 und so was – ungefähr das Destruktionspotential der selbstgebastelten Hamas-Raketen hatten. Reine Terrorwaffen, und im Krieg vollkommen unbrauchbar.
    Je mehr Katastrophe, desto besser für das Kapital. Alles muss kaputt sein, wie damals, dann gedeiht das Kapital am besten. Das ist heute noch so, das sieht man immer wieder.
    Im Libanonkrieg, als israelische Bombenflugzeuge den Abrissbagger spielten – die Bewohner wurden vorher gewarnt und hatten die Gebäude geräumt –, stiegen die Aktien der internationalen Baukonzerne. Eigentlich keine schlechte Idee: Statt unappetitliche Gemetzel zu veranstalten haut man von Zeit zu Zeit die Sachen kaputt, dann haben die Leute nachher wieder Arbeit. Was uns natürlich vor die Frage stellt, ob es nicht etwa doch so ist, dass die Gattung Mensch im Kapitalverhältnis zu ihrer artgerechten Bestimmung gefunden hat. Könnte ja sein, wer weiß.
    Wogegen eingewendet wird, dass das Kapital doch nur ein gesellschaftliches Verhältnis ist und kein Subjekt, das frei nach Brecht, einen Plan macht und ein schlaues Licht ist, und dann noch einen zweiten Plan macht, gehn tun sie aber beide nicht.
    Das Kapital macht keinen Plan. Pläne machen immer Menschen. In diesem Fall die Kapitalisten. Und Pläne gehen oft schief, egal ob von Kapitalisten oder Kommunisten gemacht. Irren ist menschlich. Wenn ein Kapitalist irrt, verliert er. Manchmal passiert das vielen Kapitalisten. Aber es gibt immer einen Gewinner: Das Kapital.
    Natürlich ist das Kapital ein gesellschaftliches Verhältnis. Und gerade deshalb ist es die bestimmende Macht über alle Menschen, wo dieses gesellschaftliche Verhältnis herrscht. Menschen sind nun mal gesellschaftliche Wesen.
    Wenn man »nur« gesellschaftliches Verhältnis sagt, ist das falsch. Alles, was man ist oder sein kann, ist bestimmt durch das gesellschaftliche Verhältnis. Stellen wir uns mal vor, es wäre die Sklaverei. Dann ist man Sklave oder Sklavenhalter, ein Drittes gibt es nicht. Auch wenn ein Herr seinem Sklaven die Freiheit schenkt, kann der nicht einfach freier Schriftsteller werden. Er käme gar nicht auf diese Idee. Sondern als freier Mann würde er sofort selbst Sklaven kaufen.
    Aber solche Finessen sind Marxisten-Tratsch. Für die Realpolitik sind sie bedeutungslos. In der Real­politik zählt die glorreiche Linkspartei, und in der Linkspartei sitzen keine Marxisten, sondern Realpolitiker, die sich ein paar Prozent Wählerstimmen davon erhoffen, wenn sie die Partei zur Sprecherin des gesunden Volksempfindens machen. Also will die Linkspartei keinen kommunistischen Umsturz herbeiführen, sondern sie will die sogenannten Spekulanten zwiebeln. Und dazu haben alle nur eine Meinung: Ist das, nach der Finanzkrise 2008 und jetzt schon wieder, nicht vernünftig und verständlich?
    Nein, ist es nicht. Es ist lächerlich. Es gibt nicht Spekulanten hier und rechtschaffene, grundsolide Fabrikanten dort. In Wahrheit ist jeder Kapitalist Spekulant. Der Schnürsenkelfabrikant spekuliert darauf, dass die Kunden seine Ware auch kaufen. Wenn Schnallenschuhe in Mode kommen, hat er Pech gehabt. Und seine Bank auch.
    Das ist ja das Tolle am Kapitalismus, und das macht ihn jeder despotischen Regierung überlegen, dass es keine Sicherheit

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