Kaputt in Hollywood. Stories.
Meter bis zum Parkplatz.
Ich legte einen Zahn zu und brüllte hinter ihm her: »Hey, Meister!«
Zen blieb stehen und drehte sich um. »Ja, alter Mann?« Alter Mann?
Wir sahen einander an, im Mondlicht, auf dieser riesigen Freitreppe, die zum tropischen Garten hinunterführte. Es schien mir an der Zeit, daß wir in nähere Beziehung zuein ander traten. Deshalb eröffnete ich ihm: »Ich will entweder deine beiden verschissenen Ohren oder deine verschissene Kluft - diesen Bademantel mit dem Neonlicht, den du anhast!« »Alter Mann, du bist von Sinnen!«
»Ich hab immer gedacht, ein Zen-Mensch macht keine pampigen und unvorsichtigen Bemerkungen. Meister, du enttäuscht mich!«
Zen legte seine Handflä chen zusammen und blickte gen Himmel.
Ich sagte nochmal: »Ich will entweder deine Scheißklamotten oder deine Scheiß -Ohren!« Er blickte weiter mit betender Gebärde gen Himmel. Ich machte zwei große Schritte auf ihn zu, verfehlte dabei ein paar Treppenstufen, und während ich auf ihn zuflog, versuchte ich auszuholen, um ihm eine reinzuwuchten, aber meine Fallgeschwindigkeit war zu groß. Zen fing mich auf und stellte mich wieder auf die Beine. »Mein Sohn, mein Sohn . . .«
Naja, jetzt war ich nahe genug ran. Ich versetzte ihm einen Schwinger. Traf auch ganz gut. Ich hörte, wie er zischte. Er machte einen Schritt nach hinten. Ich versuchte, noch einen bei ihm zu landen, aber der Schlag ging ins Leere, und ich fiel in ein paar teure importierte Ziersträucher rein. Ich rappelte mich hoch. Ging wieder auf ihn los. Im Mond schein sah ich, daß meine Hosen vorne voller Blut, Kerzenwachs und Kotze waren.
»In mir hast du deinen Meister gefunden, du Arschloch!«, eröffnete ich ihm, während ich auf ihn lostorkelte. Er wartete auf mich. Zehn Jahre Maloche in der Fabrik hatten meine Muskeln nicht gerade schlaff werden lassen. Ich wuchtete ihm einen in die Eingeweide, mit meinen ganzen 230 Pfund dahinter.
Er schnappte kurz nach Luft, schickte wieder eine flehende Gebärde gen Himmel, sagte irgendwas Orientalisches, legte mich mit einem knappen aber gnädigen Karateschlag um und ließ mich liegen, eingepackt in mexikanische Kakteen und irgendwelches Zeug, das aus meiner Perspektive wie menschenfressende Pflanzen aus dem tiefsten brasilianischen Urwald aussah. Ich machte mirs im Mond schein bequem, bis sich so eine purpurrote Blume lässig über meine Nase stülpte und sich anschickte, mich am Schnaufen zu hindern.
Shit, man brauchte mindestens 150 Jahre, um in Harvard als Klassiker eingestuft zu werden. Ich hatte also keine Wahl: ich befreite mich von dem Ding und kroch die Freitreppe rauf. Oben stellte ich mich auf die Beine, machte die Tür auf und gin g rein. Niemand beachtete mich. Sie waren immer noch am Palavern. Ich fläzte mich wieder in meine Ecke. Der Karateschlag hatte mir die linke Augenbraue geöffnet. Ich holte mein Taschentuch raus. »Shit! Ich brauch 'n Drink!«, brüllte ich. Harvey brachte einen an. Scotch. Pur. Ich goß ihn runter.
Dann fiel mir auf, daß die Dame, die man mir als die Mutter der Braut vorgestellt hatte, eine ganze Menge Bein sehen ließ. Sah gar nicht schlecht aus. Diese langen Ny lons mit den teuren hohen Absätzen unten dran, plus die kleinen juwelenbesetzten Schlaufen über den Zehen. Das konnte einen Idioten geil machen, und ich war bloß ein Halbidiot.
Ich stand auf, ging zur Brautmutter rüber, riß ihr den Rock bis über die Schenkel hoch, schmatzte an ihren hübschen Knien rum und arbeitete mich allmählich nach oben.
Das Kerzenlicht erwies sich jetzt als durchaus hilfreich. Und überhaupt.
»Hey!« Sie war plötzlich hellwach. »Was wird denn das, wenn es fertig ist?!«
»Ich fick dich um den Verstand, ich werd dich ficken, bis dir die Scheiße aus dem Arsch plumpst! Na, wie findest du das?«
Sie trat mich in den Bauch, und schon lag ich auf dem Teppich. Ich lag auf dem Rücken, schlug um mich, kam aber nicht mehr hoch. »Verfluchte Amazone!«, brüllte ich. Schließlich, nach drei oder vier Minuten, kam ich wieder auf die Beine. Jemand lachte. Als ich die Balance wiedergefunden hatte, setzte ich mich in die Küche ab. Goß mir ein Glas voll, trank es aus, goß mir nochmal ein und ging damit raus.
Da standen sie rum. Die ganze gottverdammte Verwandtschaft.
»Roy? Hollis?«, fragte ich. »Warum packt ihr nicht euer Hochzeitsgeschenk aus?« »Tja«, sagte Roy, »warum nicht?« Das Geschenk war in 38 Meter Alufolie eingewickelt. Roy rollte und rollte die Folie aus. Schließlich hatte
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