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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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er das Ding freigelegt.
»Fröhlichen Ehestand!«, rief ich. Alle sahen es. Es wurde sehr still im Raum. Es war ein kleiner handgeschnitzter Sarg von einem der besten Kunsthandwerker in Spanien. Die Stellfläche war sogar mit einem rosaroten Filz bezogen. Es war die exakte Nachbildung eines echten Sarges, allerdings mit erheblich mehr Liebe und Sorgfalt hergestellt. Roy sah mich an, als wolle er mich umbringen. Er riß den Coupon ab, auf dem zu lesen war, wie das Holz zu pflegen sei, schmiß ihn in den Sarg rein und machte den Deckel zu.
Es war sehr still. Das einzige Hochzeitsgeschenk hatte keinen Anklang gefunden. Aber sie fingen sich schnell wieder und setzten ihr Palaver fort.
Ich war vermufft. Ich war wirklich stolz gewesen auf meinen kleinen Sarg. Ich hatte stundenlang nach einem Geschenk gesucht. Ich hatte fast den Verstand verloren. Dann hatte ich ihn entdeckt. Er stand ganz allein auf einem Regal. Ich besah ihn von außen und innen, fummelte dran herum. Der Preis war happig, aber es handelte sich ja auch um eine handwerkliche Arbeit von höchster Vollendung. Das Holz. Die kleinen Scharniere. Überhaupt alles. Zufällig brauchte ich auch einen Spray zum Ameisen -Killen. Weiter hinten im Laden fand ich eine Dose »Black Flag«. Die Ameisen hatten angefangen, sich unter meiner Türschwelle breitzumachen. Ich ging mit dem Zeug zur Kasse. Ein junges Mädchen saß dahinter. Ich zeigte auf den Sarg.
»Wissen Sie, was das ist?«
»Was?« »Das ist ein Sarg!«
Ich machte ihn auf und zeigte ihn ihr. »Ich hab Ameisen zuhause, die machen mich wahnsinnig. Wissen Sie, was ich machen werde?« »Was?«
»Ich werd diese Ameisen killen und sie alle in diesen Sarg reintun und verscharren!«
Sie lachte. »Damit ham Sie gerade den ganzen Tag für mich gerettet!«
Man muß es diesem Jungvolk lassen: sie sind ein ganz neuer Menschenschlag. Einsame Klasse. Ich zahlte und ging raus . . .
Aber jetzt, bei der Hochzeit, lachte keiner. Ein Dampfkochtopf mit einer roten Schleife drum hätte sie wahrscheinlich in Entzücken versetzt. Oder vielleicht nichtmal das. Harvey, der Reiche, war letzten Endes der einzige angenehme Mensch in der Runde. Vielleicht deshalb, weil er sichs leisten konnte . . .
Ich trank jetzt gleich aus der Flasche. Mir war alles egal. Und dann war die Sache gelaufen, ich hockte wieder auf dem Rücksitz meines Wagens, Hollis wieder am Steuer, und Roy's Bart wehte mir wieder ins Gesicht. Ich setzte die Flasche an.
»Sagt mal, habt ihr etwa meinen kleinen Sarg weggeworfen? Ich liebe euch beide, das wißt ihr! Warum habt ihr meinen kleinen Sarg weggeworfen?« »Schau her, Bukowski, hier ist dein Sarg!« Roy hielt ihn hoch, damit ich ihn sehen konnte. »Ah. Prima.«
»Willst du ihn wiederhaben?«
»Nein! Nein! Ist doch mein Geschenk an euch! Euer einziges Geschenk! Behaltet ihn! Bitte!« »Na gut.«
Der Rest der Fahrt war ziemlich ereignislos. Ich hatte eine Wohnung zur Straße raus, in der Nähe von Hollywood Boulevard. Ziemliches Parkproblem. Sie fanden schließlich eine Lücke, einen halben Häuserblock von meiner Adresse entfernt. Sie parkten meinen Wagen und gaben mir die Schlüssel. Dann sah ich ihnen nach, wie sie über die Straße gingen - zu ihrem eigenen Wagen. Ich machte schon mal ein paar Schritte in Richtung auf meine Wohnung, sah aber dabei noch über die Schulter zu ihnen hinüber, mein Schuh verfing sich in den Hosenaufschlägen, und ich ging zu Boden. Im Umfallen versuchte ich instinktiv, die Whisky flasche zu schützen, ich versuchte mich auf den Rücken fallen zu lassen und sowohl Flasche als auch Kopf oben zu behalten. Die Flasche blieb heil, aber mein Kopf knallte voll aufs Pflaster.
Sie hatten mich beide fallen sehen. Ich war halb bewußtlos, aber irgendwie brachte ich es fertig, zu ihnen rüber zu rufen:
»Roy! Hollis! Helft mir bis zu meiner Tür, bitte, ich hab mich verletzt!«
Sie standen einen Augenblick da und sahen mich an. Dann stiegen sie in ihren Wagen, ließen den Motor an, lehnten sich bequem zurück und fuhren davon. Das war wohl die Rache für irgendwas. Für den Sarg? Oder weil sie in meiner alten Karre fahren mußten? Oder weil ich als Trauzeuge über die Stränge geschlagen hatte? Was es auch war - sie hatten keine Verwendung mehr für mich. Noch fünf Minuten, dachte ich. Wenn man mich nur noch fünf Minuten ungeschoren hier liegen ließ, würde ich aufstehen und es bis zu meiner Wohnung schaffen. Ich war der letzte Outlaw. Laßt mich nur zurück in mein Versteck kriechen. Billy the

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