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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Schlips muß mir notfalls die verstunkenen Schamhaare abdecken.« »Für mich bist du der Meister der modernen Short -Story. Keiner kann dir das Wasser reichen.« »Klar, Harvey. Wo ist der Scotch?« Harvey zeigte mir die Flasche.
»Die Sorte trink ich jetzt immer, nachdem du sie in deinen Stories so oft erwähnt hast.«
»Aber ich hab inzwischen die Marke gewechselt, Harv. Hab 'n besseren Stoff entdeckt.« »Wie heißt er?«
»Verdammt, fällt mir im Moment nicht ein.« Ich fand ein großes Wasserglas und goß es mir voll, halb Scotch, halb Wasser.
»Für die Nerven«, sagte ich zu ihm, »verstehst du?« »Klar, Bukowski.« Ich trank es in einem Zug runter. »Noch ne Füllung?« »Klar.«
Ich nahm das Glas in die Hand, ging damit ins vordere Zimmer, hockte mich in meine Ecke. Mittlerweile gab es neue Aufregung: Der Zen-Meister war EINGETROFFEN! Der Zen-Meister hatte sehr exotische Klamotten an und kniff die Augen zusammen. Oder vielleicht waren sie so von Natur aus. Der Zen-Meister brauchte Tische. Roy lief rum und suchte nach Tischen.
Währenddessen stand der Zen-Meister sehr relaxed rum. Er war die Ruhe selbst. Ich goß meinen Drink runter, ging rein und besorgte mir einen neuen, kam wieder zurück. Ein Kind mit goldblonden Haaren rannte auf mich zu. Ungefähr elf Jahre alt.
    »Bukowski, ich hab ein paar von deinen Stories gelesen. Also ich finde, du bist der größte Schriftsteller, den ich je gelesen habe!«
Lange blonde Locken. Brille. Schmächtiger Körper. »Okay, Baby. Ich warte, bis du alt genug bist. Dann heiraten wir. Und leben von deinem Geld. Ich werd langsam müde. Du kannst mich dann rumzeigen in einem gläsernen Käfig mit kleinen Luftlöchern drin. Hab auch nichts dagegen, wenn die jungen Boys bei dir drüberstei-gen. Ich werd sogar zusehen.«
»Bukowski! Bloß weil ich lange Haare hab, denkst du, ich bin ein Mädchen?! Ich heiße Paull Man hat uns vorgestellt! Erinnerst du dich nicht mehr?« Pauls Vater, Harvey, sah zu mir herüber. Mit so einem Blick in den Augen. Da wußte ich, daß er beschlossen hatte, ich sei doch kein so guter Schriftsteller. Vielleicht sogar ein schlechter. Naja, die beste Tarnung kriegt mal Löcher.
Aber der kleine Boy war in Ordnung. »Das macht nichts, Bukowski! Du bist trotzdem der größte Schriftsteller, den ich je gelesen habe! Ein paar von deinen Stories hat mich Daddy lesen lassen . . .«
In diesem Augenblick gingen schlagartig die Lichter aus. Das hatte er nun von seinen großen Worten . . . Aber überall kamen jetzt Kerzen zum Vorschein. Alles rannte rum, suchte Kerzen und steckte sie an. »Shit, is bloß ne durchgebrannte Sicherung«, sagte ich. »Schraubt ne neue rein.«
Jemand sagte, es sei nicht die Sicherung, es sei was anderes. Da gab ich auf. Und während sie überall ihre Kerzen anmachten, ging ich in die Küche, um mir noch einen Scotch zu holen. Shit - da stand Harvey . . . »Hast'n fabelhaften Sohn, Harvey. Dein Boy, Peter . . .« »Paul.« »Sorry. 'n biblischer Versprecher.«
»Verstehe.«
(Die Reichen verstehen alles; bloß tun sie nichts dagegen.) Harvey entkorkte eine neue Flasche. Wir unterhielten uns über Kafka. Dos Passos. Turgenjew. Gogol, 'n Haufen müde Scheiße. Dann flackerten schließlich überall die Kerzen. Der Zen-Meister wollte endlich anfangen. Roy hatte mir die beiden Trauringe anvertraut. Ich checkte. Sie waren noch da. Alles wartete auf uns. Ich wartete darauf, daß Harvey aus den Latschen kippte. Nach all dem Scotch, den er intus hatte. Ich wartete vergeblich. Für jeden Drink, den ich kippte, hatte er sich zwei reingeschüttet, und er stand immer noch aufrecht. Sowas passiert mir nicht oft. In den zehn Minuten, die der Budenzauber mit den Kerzen gedauert hatte, war unsere Flasche halb leer geworden. Wir gingen hinaus zu den Gästen. Ich drückte Roy die Ringe in die Hand. Roy hatte dem Zen-Meister schon Tage zuvor beigebracht, daß ich ein Säufer war, unzuverlässig, jähzornig, schwaches Herz usw. - deshalb dürfe man den Trauzeugen Bukowski während der Zeremonie nicht nach den Ringen fragen, denn er sei möglicherweise nicht ganz da. Oder er würde anfangen zu kotzen, oder die Ringe verlieren, oder sich selber.
Jetzt gings also endlich los. Der Zen-Meister begann in seinem kleinen schwarzen Buch zu blättern. Es sah nicht allzu dick aus. Um die 150 Seiten würde ich sagen. »Ich bitte darum«, sagte der Zen, »daß während der Zeremonie nicht getrunken und geraucht wird.« Ich leerte mein Glas. Ich stand rechts neben Roy.

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