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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Grundausbildung absolvieren. Da mußte sich zeigen, ob etwas in ihnen steckte. Ich sah, wie sie einen Typ in den Fahrs tuhl verfrachteten und mit ihm rauf und runter fuhren, immer rauf und runter, und als er wieder rauskam, konnte man kaum noch erkennen, was er mal gewesen war - ein Schwarzer, der was von Menschenrechten brüllte. Dann schnappten sie sich einen weißen Jungen, der es mit seinen verfassungsmäßig garantierten Rechten hatte; vier oder fünf von ihnen ließen ihn Spießruten laufen, bis er nicht mehr konnte. Dann brachten sie ihn angeschleppt und stellten ihn an die Wand. Er zitterte am ganze n Körper, hatte überall rote Striemen, stand da und zitterte.
Ich machte wieder einmal die ganze erkennungsdienstliche Behandlung durch, Fotos fürs Album, Fingerabdrücke. Sie schafften mich runter in die Säuferzelle, hielten die Tür auf. Jetzt ging es nur noch darum, auf dem Boden der Zelle zwischen 150 Männern einen Platz zu finden. Zum Scheißen gab es nur einen einzigen Eimer. Kotze und Pisse, wo man hinsah. Ich fand ein Plätzchen zwischen meinen Mit menschen. Ich war Charles Bukowski, dessen Werke vom Literatur-Archiv der University of California in Santa Barbara gesammelt wurden. Dort gab es jemanden, der mich für ein Genie hielt. Ich machte mirs auf dem Zementboden bequem. Ich hörte eine junge Stimme. Die Stimme eines Jungen.
»Mister, für'n Vierteldollar lutsch ich Ihnen den Schwanz!« Laut Vorschrift mußten sie einem bei der Einlieferung alles Geld abnehmen, den Personalausweis, Schlüssel, Messer usw., plus Zigaretten, und dafür bekam man dann eine Quittung ausgehändigt. Die verlor man, oder man versilberte sie, oder sie wurde einem geklaut. Trotzdem gabs immer Geld und Zigaretten in der Zelle. »Tut mir leid, Junge«, sagte ich, »sie ham mir meinen letzten Penny abgenommen.« Nach vier Stunden fand ich endlich Schlaf. Tja.
Trauzeuge bei einer Zen-Hochzeit. Und ich könnte wetten, daß die beiden in der Nacht nicht einmal gefickt hatten. Aber einen jedenfalls hatte man in Grund und Boden gepimpert. Das stand fest.

Eine verregnete Weibergeschichte
    Gestern, Freitag, war ein trüber und verregneter Tag, und ich sagte mir ständig: Bleib nüchtern, Mann, geh nicht aus dem Leim; und ich ging durch die Tür und hinaus auf den Rasen des Hausbesitzers und duckte mich gerade noch rechtzeitig unter einem Football weg, den ein zukünftiger linker Verteidiger von Southern California geworfen hatte. 1975 würde er vielleicht soweit sein. 1975?, dachte ich - da sind wir ja nicht mehr weit von 1984 entfernt. Ich erinnere mich, als ich das Buch las, da dachte ich: Naja, 1984, das ist 10 Millionen Meilen bis China . . . und jetzt war es schon beinahe da, und ich war beinahe tot, oder auf dem besten Weg dazu, ich kaute auf dem letzten Rest meines Lebens herum und machte mich bereit, das zermatschte Ding auszuspucken.
Trübe und verregnet - eine tote Besenkammer, eine dunkle stinkende tote Besenkammer: Los Angeles, Kalifornien, Spätnachmittag, Freitag, China ganze 8 Meilen entfernt, Reispudding mit Augen drin, traurige kotzende Hunde trübe und verregnet, ah Scheiße! - und ich erinnerte mich, wie ich als Kind immer gedacht hatte: Ich möchte mal so alt werden, daß ich das Jahr 2000 erlebe. Das war die magische Zahl, und ich glaubte daran. Während mein Alter Tag für Tag die Scheiße aus mir rausschlug, wollte ich 80 Jahre alt werden und das Jahr 2000 erleben. Jetzt, wo alles die Scheiße aus mir rausschlägt, habe ich diesen Wunsch nicht mehr - jetzt ist es ein Überleben von einem Tag zum nächsten, KRIEG, trübe und verregnet - bleib nüchtern, Mann, geh nicht aus dem Leim, und ich stieg in mein Auto, gebraucht, so wie ich selber, und fuhr da rauf und machte die fünfte von insgesamt 12 Ratenzahlungen; dann fuhr ich den Hollywood Boulevard runter, Richtung Westen, die deprimierendste aller Straßen, ein verstopftes gläsernes Nichts, es war die einzige Straße, bei der mir wirklich die kalte Wut hochkam; und dann fiel mir ein, daß ich eigentlich zum Sunset wollte - der war fast genau so schlimm-und ich drehte nach Süden ab, alles hatte die Scheibenwischer an, und die wischten und wischten, und dahinter diese VISA GEN ! - äh - ich bog in den Sunset ein, fuhr einen Block nach Westen, parkte vor M. C. Slum's. Neben mir stand ein roter Chevy mit einer Silberblonden drin. Wir starrten einander an, die Silberblonde und ich, finster und haßerfüllt. Ich würde sie ficken, dachte ich, aber nur in einer

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