Kaputt in Hollywood. Stories.
ausgelöst. Selber. Mit ner Schnur. Oder Kabel. Irgend sowas. Roy behauptete, er hätte sich sechs Mal einen runterwichsen müssen, bis die Aufnahme endlich klappte. Die Arbeit eines ganzen Tages. Und da hing es nun, eine milchige Ejakulation - ein Kunstwerk. Hollis fuhr vom Freeway runter. Kurz danach waren wir da. Manche von den Reichen haben vor dem Haus eine Auffahrt, die eine ganze Meile lang ist. Die hier war eine Viertelmeile lang. Auch nicht schlecht. Wir stiegen aus. Tropischer Garten. Vier oder fünf Hunde. Große schwarze zottige stupide Biester, denen der Sabber aus dem Maul lief. Wir kamen gar nicht erst zur Tür rein - denn da stand er, der Reiche, auf der Veranda, sah zu uns runter, Drink in der Hand. Und Roy brüllte: »Oh, Harvey! Du Bastard! Wie gut, dich zu sehn!«
Harvey lächelte sein kleines Lächeln. »Wie gut, dich zu sehn, Roy.«
Einer von den großen schwarzen Zotties nagte an meinem linken Bein. »Ruf deinen Hund zurück, Harvey, Bastard, gut dich zu sehn!«, brüllte ich. »Aristoteles! Nun LASS das aber!« Aristoteles ließ von mir ab, gerade noch rechtzeitig. Und.
Wir latschten die Treppen rauf und runter und schleppten die Fressalien rein. Salami, Ungarische Katzenfische in saurer Marinade, Krabben, Langustenschwänze. Laugenhörnchen. Taubenärsche mit Pfefferminzgeschmack.
Schließlich hatten wir den ganzen Kram drin. Ich setzte mich und griff mir ein Bier. Ich war der einzige mit ner Krawatte. Ich war auch der einzige, der ein Hochzeitsgeschenk mitgebracht hatte. Ich ließ es zwischen der Wand und meinem von Aristoteles angenagten Bein unauffällig zu Boden gleiten. »Charles Bukowski. . .« Ich stand auf. »Oh, Charles Bukowski!« »Mhm.« Dann:
»Das ist Marty.«
»Hallo, Marty.«
»Und das ist Elsie.«
»Hallo, Elsie.«
»Ist das wahr«, fragte sie, »daß Sie Möbel und Fenster zertrümmern, sich die Hände aufschneiden und all solche Sachen, wenn Sie betrunken sind?« »Mhm.«
»Sie sind 'n bißchen alt für sowas.«
»Also hör mal, Elsie, komm mir hier nicht mit solchem Scheiß. . .!« »Und das ist Tina.« »Hallo, Tina.«
Namen! Mit meiner ersten Frau war ich zweieinhalb Jahre verheiratet gewesen. Eines Abends kamen ein paar Leute zu Besuch. Die stellte ich meiner Frau damals so vor: »Das is Louie, der Schlappschwanz; und das is Marie, die kaut einen in 10 Sekunden ab; und das is Nick, der bringt jede Nummer nur halb, dann springt er ab.« Und dann mußte ich denen meine Frau vorstellen: »Das ist meine Frau . . . das ist meine Frau . . . das ist . . .« Schließlich mußte ich ihr in die Augen sehen und sie fragen: »LECK MICH AM ARSCH, WIE HEISSTDU EIGENTLICH?« »Barbara.« »Also das ist Barbara«, sagte ich dann . . .
Der Zen-Meister war noch nicht da. Ich saß rum und lutschte an meinem Bier
Dann kamen noch mehr Leute rein. Eine ganze Prozession, die Treppe rauf. Die ganze Hollis -Familie. Roy schien keine Familie zu haben. Armer Roy. Nie auch nur einen Tag was gearbeitet, in seinem ganzen Leben. Ich holte mir noch ein Bier.
Sie kamen die Treppe rauf. Typen mit Vorstrafenregister, Spieler, Krüppel, Dealer aus diversen zwielichtigen Branchen. Familienmitglieder und Freunde. Zu Dutzenden. Keine Hochzeitsgeschenke. Keine Krawatten. Ich drückte mich tiefer in meine Ecke rein. Ein Typ war ziemlich übel zugerichtet. Er brauchte 25 Minuten, um die Treppe raufzukommen. Er ging an Krücken, Sonderanfertigung, sahen sehr stark aus, die Dinger. Runde Metallstützen für die Ellbogen. Spezialgriffe hier und da. Aluminium und Hartgummi. Kein Holz für dieses Baby. Ich konnte mirs denken: entweder er hatte verwässerten Stoff gedealt oder seine Lieferanten mit dem Geld reingelegt. Wahrscheinlich hatten sie ihn unter Beschüß genommen, als er beim Barbier auf dem Stuhl saß, mit den heißen feuchten Kompressen auf der Visage. Nur hatten sie dabei ein paar lebenswichtige Organe verfehlt.
Weitere kamen an. Einer unterrichtete in Los Angeles an der Universität. Ein anderer schmuggelte mit chinesischen Fischkuttern irgendwelchen Shit über den Hafen von San Pedro rein.
Man stellte mich den größten Killern und Dealern des Jahrhunderts vor.
Ich dagegen bezog gerade mal wieder Arbeitslosenunterstützung.
Dann kam Harvey zu mir her.
»Bukowski, wie wärs mit 'm bißchen Scotch and Water?« »Klar, Harvey, klar.« Wir marschierten in
Richtung Küche. »Wozu hast du ne
Krawatte um?«
»Der Reißverschluß von meiner Hose ist futsch. Und meine Unterhosen sind zu eng. Das Ende vom
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