Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
am Kotflügel, den Blick auf den großen Rohbau gerichtet, der aus zwei hohen Häusern bestand. Die Taschenlampe hielt er in der Hand, hatte sie aber nicht eingeschaltet. Er spürte einen seltsamen inneren Druck. Die beiden Häuser kamen ihm vor wie starre Tücher, in die man Löcher geschnitten hatte, um dem Betrachter den Blick auf eine unheimliche, düstere Welt freizugeben.
    Turner hätte es nicht gewundert, wenn aus den Höhlen plötzlich schwarze Totenvögel herausgekrochen wären, um ihre Kreise durch die düstere Londoner Nacht zu ziehen. In beiden Bauten rührte sich nichts, doch es gab auch, das wußte Taggert, eine Ruhe vor dem Sturm.
    Er hörte seinen Kollegen sprechen, verstand aber nicht, was Turner sagte. Er drehte den Kopf. Die feuchte Frontscheibe ließ keinen Blick auf seinen Kollegen zu. In ihr spiegelte sich die dunkle Kühlerhaube des Wagens.
    Ein Wagen rollte vorbei. Er fuhr langsam wie ein geisterhaftes Wesen.
    Taggert verfolgte ihn automatisch mit seinen Blicken, bis die Heckleuchten verglüht waren.
    Tom Turner kletterte aus dem Wagen und schloß die Tür ab. Ned kannte dieses Zeichen.
    Für beide Polizisten stand fest, daß sie sich auf den Weg machen würden.
    »Was ist denn los?«
    Turner zog die Nase hoch. »Da kann eine Scheiße passiert sein, Ned, muß aber nicht.«
    »Von welcher Scheiße sprichst du?«
    »Der Wagen gehört einem gewissen Oberinspektor Sinclair. Aller klar bei dir?«
    Ned pfiff durch die Zähne. »Aber sicher doch.« Er verengte die Augen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der Knabe, den sie Geisterjäger nennen.«
    »Bingo. Und weiter?«
    »Das mußt du mir sagen.«
    »Jedenfalls wird Sinclair nicht vermißt.« Er überlegte und sagte dann:
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, Ned. Entweder hat man Sinclair den Wagen geklaut und hier stehenlassen, oder unser Oberinspektor schnüffelt hier herum. Wenn wir ihn sehen, sagen wir ihm guten Morgen und verschwinden wieder.«
    Ned hatte nicht richtig hingehört. »Der jagt doch Geister, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »So ähnlich.«
    Taggerts Gesicht verzog sich. »Möchtest du mit Geistern etwas zu tun haben?«
    Turner lachte. »Du bist gut. Siehst du hier welche? Außerdem glaube ich nicht an Geister.«
    »Ich eigentlich auch nicht.« Ned wollte noch etwas sagen, doch Turner war bereits auf das Grundstück zugegangen, das durch einen Zaun abgetrennt wurde, der an einigen Stellen so weit heruntergetreten oder locker gerissen worden war, daß sie den Bereich ohne Schwierigkeiten betreten konnten.
    Vor ihnen ragten die Baumaschinen und die zu Hügeln aufgetürmten Steine wie vorsintflutliche Ungeheuer aus der Stein- und Eisenzeit hoch.
    Der Wind war kalt. Er fiel wie ein hungriges Tier auf das Grundstück und schleuderte alles, was nicht locker war, vor sich her. Deshalb war es auch nicht still auf dem Gelände. Die beiden Männer hörten stets ein Rascheln und Schaben, das aus verschiedenen Richtungen an ihre Ohren drang und eine tatsächlich geisterhafte Kulisse bildete.
    Beide hatten ihre Lampen eingeschaltet. In den blauen Uniformen wirkten die Männer wie düstere Wesen, die von den kalten Armen des Lichts begleitet wurden.
    Turner hatte die Führung übernommen. Er wußte genau, welche Richtung er einzuschlagen hatte. Er ging nach rechts, vorbei an einem gewaltigen Kran, den sein Begleiter anleuchtete. Neds Lampenlicht kroch über die Metallstreben hinweg und gab ihnen einen unheimlichen Glanz. Er erreichte den Sitz des Kranführers nicht und konnte auch nicht erkennen, ob das kleine Haus besetzt war.
    Turner hatte einen anderen Weg eingeschlagen und stand bereits am Hauseingang.
    »He, Ned…«
    »Bin gleich da.« Taggert drehte sich um. Seine Schritte knirschten über den unebenen, mit Steinen bedeckten Boden. Wohl fühlte er sich nicht.
    Es ging ihm überhaupt nicht gut, den Grund kannte er selbst nicht, denn niemand war zu sehen.
    Möglicherweise lag es an dem Rohbau, der doch einen unheimlichen und bedrohlichen Eindruck auf ihn machte, wahrscheinlich auch wegen seiner Höhe.
    Und Taggert dachte daran, daß dieser Bau möglicherweise einen Kollegen ›verschluckt‹ hatte.
    »Bist du okay?« fragte Turner.
    »Halb, Chef, nur halb.«
    »Ich auch. Zusammen sind wir ganz okay.«
    Keiner von ihnen mochte das Haus, auch der ›Chef‹ nicht.
    »Was gefällt dir nicht?« flüsterte Ned.
    »Alles.«
    »Aber du willst nicht verschwinden?« Die Hoffnung, daß er es doch tat, schwang in Taggerts Stimme mit.
    »Da

Weitere Kostenlose Bücher