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Kardinal vor La Rochelle

Kardinal vor La Rochelle

Titel: Kardinal vor La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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hochwillkommenen
     tüchtigen Holzfeuer aufwartete. Unsere Stuten, denen der Wind noch mehr zugesetzt hatte als der Regen, waren froh, ihrerseits
     einen warmen Stall zu finden, wo die Stallknechte sie unter der Aufsicht von Nicolas abrieben und endlich mit gutem Hafer
     und frischem Wasser versorgten.
    Sicherlich weiß der Leser noch, wie ich mit Monsieur de Toiras die Belagerung der Zitadelle Saint-Martin-de-Ré durchlebte,
     die er so standhaft und klug verteidigte, daß Buckingham keinen Fuß hineinbekam.
    Ich hatte Toiras sehr gern, denn hinter seinen rauhen und aufbrausenden Manieren verbargen sich die liebenswertesten Tugenden.
     Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, eine dicke Nase, ein kräftiges Kinn und war stämmig gebaut. Und sofern man ihm nicht
     in die Quere kam oder seinen empfindlichen Stolz verletzte, entdeckte man in ihm einen freimütigen, großzügigen Mann, der
     treu zu seinen Freunden stand.
    Toiras bereitete mir den warmherzigsten Empfang, lud uns sogleich zu Mittagsmahl und Wein, fragte, ob ich gut untergebracht
     sei. Doch ohne meine Antwort abzuwarten (was mir nur recht war), begann er von sich zu sprechen und beklagte sich vehement,
     wie »unwürdig«, »undankbar«, um nicht zu sagen »schändlich«, er behandelt wurde, nachdem er dem Königreich so glanzvolle Dienste
     geleistet hatte.
    »Sicher«, sagte er, »Ludwig hat mir in Aytré große Komplimente gemacht für meine heroische Verteidigung der Insel, hat auch
     hinzugesetzt, er werde mir hierzu ›binnen kurzem Folgenreiches‹ mitteilen. Aber, bei allen Göttern, wo bleibt dieses Folgenreiche?
     Alle Welt erwartete, er würde mich sofort zum Marschall von Frankreich ernennen! Und was bin ich? In der Zitadelle Saint-Martin-de-Ré
     war ich Kommandeur. Und in |32| Coureille bin ich immer noch Kommandeur! Obendrein dem arroganten Bassompierre unterstellt! Aber das Tollste ist, der König
     will einen Teil meiner Aufgaben Du Hallier übertragen! Habt Ihr das gehört? Du Hallier! Dem größten Schwachkopf der Schöpfung,
     dessen einzige Heldentat darin bestand, daß er dem Concini, der nicht einmal bewaffnet war, aus nächster Nähe eine Kugel in
     den Kopf gejagt hat.«
    »Trotzdem«, sagte ich, »mit Du Hallier kommt Ihr sicher zurecht. Der ist doch ein gutmütiger Bursche.«
    »Das wäre auch noch schöner«, schrie Toiras, »wenn er nicht mit mir zurechtkäme! Was ist der denn groß, und was bin ich?«
    Es verschlug mir die Sprache, so wenig glich dieser Toiras dem lebhaften, aber höflichen Mann, den ich in der Zitadelle gekannt
     hatte. Sein plötzlicher Ruhm mußte ihm gewaltig zu Kopfe gestiegen sein, daß er so ausfallend blaffte.
    »Und wißt Ihr das Schlimmste?« fuhr er fort. »Es ist Mode geworden, mich zu demütigen, mich herabzusetzen, ja sogar mein großes
     Werk rundweg zu bestreiten!«
    »Ich traue meinen Ohren nicht!« sagte ich.
    »Traut ihnen nur! Gestern suchte ich Marillac auf.«
    »Den Feldmeister oder den Siegelbewahrer?«
    »Den Siegelbewahrer. Ich wollte ihn um Vergünstigungen für die Hauptleute bitten, die so tapfer mit mir in der Zitadelle gekämpft
     haben. Er schlug sie mir glattweg ab. ›Das wären Rechtsübertretungen!‹ sagte er, und in welchem Ton! Aber Ihr kennt ja diese
     Frömmler, immer die Moral im Mund! Ich beharre, ich erhitze mich, und was glaubt Ihr, weist mich der Hanswurst doch mit aller
     Schärfe zurecht: ›Monsieur de Toiras‹, sagt er, ›der Hof findet allmählich, daß Ihr Euch zu sehr mit Euren Taten brüstet.
     Denn letzten Endes hätten das, was Ihr auf der Insel Ré getan habt, fünfhundert andere Edelleute an Eurer Stelle genauso getan.‹
     Donnerschlag! Wenn der Armleuchter nicht Amtsadel wäre – ich hätte ihm glatt den Degen in den Leib gerammt!«
    Ich mußte lachen.
    »Vergessen wir den Degen, Monsieur de Toiras, und verratet mir, was Ihr auf diese Perfidie geantwortet habt.«
    »Graf, Ihr kennt mich! Ich bin nicht auf den Mund gefallen. ›Monsieur‹, sagte ich, ›Frankreich wäre arm dran, wenn es |33| nicht zweitausend Männer hätte, die das gleiche hätten tun können wie ich. Nur, wenn sie es auch hätten tun können, haben
     sie es doch nicht getan!‹«
    »Bravo, Monsieur de Toiras! Bravissimo! So spricht die Vernunft selbst!«
    »Wartet, Graf, es kommt noch besser. Nachdem ich den Lumpen mundtot gemacht hatte, habe ich noch eins draufgesetzt!«
    »Was? Noch eine Abreibung! War das nicht ein bißchen zuviel des Guten?«
    »Zuviel? Na, dann hört.

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