Kardinalspoker
schmackhaft, erfrischend und einzigartig, ist reich an Vitamin
C und E. Es ist ideal zur Abkühlung der heißen Tage im Sommer und Winter erhöht
den Schutz gegen Grippe und Kühlschrank bei Kindern und Erwachsenen.‹ Wahrscheinlich
hatte der Übersetzer aus dem Portugiesischen ›Erkältung‹ gemeint, aber er hatte
es nicht geschrieben.
Darin unterschied sich der Übersetzer
nicht sonderlich von manchen Zeitungsreportern, dachte sich Böhnke. Die schrieben
auch nicht immer das, was sie meinten, obwohl sie glaubten, sie würden es schreiben.
Einen entsprechenden Beleg für seine These konnte er allerdings bei der Lektüre
der aktuellen AZ nicht finden. Den Bericht über den ›nervenzerfetzenden Pokalfight
auf dem Tivoli‹, so hatte der Schreiber wortwörtlich getextet, nahm er nur deshalb
zur Kenntnis, weil es während des Spiels Randale gegeben hatte. Bei den Schlägereien
während des Spiels und danach sei es aber bei vergleichsweise harmlosen Blessuren
geblieben, berichtete der Journalist. ›Der herbeibeschworene Fan-Krieg hat nicht
stattgefunden‹, wurde der Einsatzleiter der Polizei zitiert. ›Das war für uns ein
Einsatz, der im Rahmen des Üblichen blieb.‹
Na ja, es musste nicht jedes Spiel
auf dem Tivoli mit einem Toten enden, hatte sich Böhnke gedacht. Den Anruf auf dem
Festnetztelefon nahm er in der Erwartung entgegen, seine Apothekerin wollte ihm
etwas mitteilen. Doch er hatte sich gewaltig geirrt.
»Na, du alter Mann«, meldete sich
eine ihm sehr vertraute Stimme, die er lange nicht mehr gehört hatte. »Schön, dass
du noch lebst.«
Bei jedem anderen Anrufer wäre Böhnke
angesäuert gewesen. Er ließ sich nicht gerne als ›alter Mann‹ bezeichnen, er betrachtete
das Altsein als letzte Stufe vor dem Sterben, und daran wollte er keine Gedanken
verschwenden. Bei diesem Anrufer überwog aber die Freude, ihn an der Strippe zu
haben.
»Ich habe gedacht, du lebst nicht
mehr, Tobias«, antwortete er trocken. »Ist ja fast ein Jahr her, dass du von der
Bildfläche verschwunden bist.« Über den Grund brauchte er seinen jüngeren Freund
nicht zu befragen. Grundler hatte alle Zelte in Aachen abgebrochen, nachdem ihn
seine Partnerin verlassen hatte und nach Düsseldorf gezogen war. Die Pflege eines
vermögenden Erbonkels war für sie ebenso ausschlaggebend gewesen wie die Unart von
Tobias, seine Interessen immer über die ihren zu stellen. Grundler sah das naturgemäß
anders, aber Böhnke hatte sich aus dieser unsachlichen Diskussion zuletzt herausgehalten.
Er hatte sich nur über die überzogene Reaktion des Freundes gewundert, der als überaus
erfolgreicher Strafverteidiger und Mitinhaber einer renommierten Anwaltskanzlei
in Aachen zu Geld und Anerkennung gekommen war. Dennoch hatte Grundler alles aufgegeben,
war, nur mit einem Rucksack bepackt, in einen Zug gestiegen und verschwunden.
»Aber jetzt bin ich wieder hier«,
entgegnete er Böhnke.
»Was willst du denn nun tun?«
»Ich werde wieder als Rechtsanwalt
arbeiten. Aber ganz bescheiden und allein, ohne Kompagnon und ohne Angestellte.
Nur für mich. Etwas muss ich ja machen.« Damit war das Thema Vergangenheitsbewältigung
für Grundler abgehandelt. »Deine Liebste und unser gemeinsamer Freund Sümmerling
haben mich übrigens gestern gesehen und ich vermute, du bist schon im Bilde.«
»Ich bin ja nicht aus der Welt«,
brummte Böhnke bestätigend. »Ich verfüge über meine eigenen Buschtrommeln. Und ich
habe den Eindruck, du bist schon wieder ganz gut im Geschäft. Du sollst sehr angeregt
mit dem Oberbürgermeister von Köln geplaudert haben.«
»Frau Kleinereich hat ihre Augen
auch überall und nicht nur in ihren Pillendosen«, stöhnte Grundler. »Aber so ist
es in der Tat. Werner Müller ist ein ehemaliger Studienkollege von mir. Ich habe
ihm damals bei einer Hausarbeit im Strafprozessrecht geholfen, sonst hätte er sein
Studium nicht geschafft. Aus Dankbarkeit, die mir natürlich bei meinem Wiedereinstieg
in die Gesellschaft zugutekommt, und vielleicht auch aus Verpflichtung hilft er
jetzt mir«, sagte er frohlockend.
Langsam sträubten sich bei Böhnke
die Nackenhaare. Was führte der Kerl bloß im Schilde? »Tobias Grundler, du rufst
mich doch nicht an, nur weil dich Lieselotte zufällig gesehen hat, als du mit einem
ehemaligen Kommilitonen in einem Eiscafé am Markt geplaudert hast. Was willst du?«
Er kannte Grundler zu Genüge, daran konnte auch die mehrmonatige Unterbrechung ihrer
Beziehung nichts ändern. Immerhin hatten
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