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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Fragestellungen. Dafür musste Fuzzy bezahlen,
hatte der Alte gemeint und ihm aufgetragen, den Schwachkopf zu beseitigen. Er sagte
ausdrücklich ›zu beseitigen‹ und meinte selbstverständlich ›zu töten‹. Und der Alte
hatte auch schon den Plan ausgearbeitet, den er umsetzen würde.
    Bereitwillig würde er den Befehl
des Alten ausführen. Es tat ihm nicht leid um Fuzzy. Der Schwachkopf hatte falsch
gehandelt und konnte dadurch dem Alten Schaden zufügen. »Wehret den Anfängen«, hatte
der Alte gesagt. »So eigenmächtiges Handeln darf keine Schule machen.«
    Er würde den Plan umsetzen, keine
Frage. Es blieb ihm nichts anderes übrig, gestand er sich ein. Der Alte hätte wahrscheinlich
keine Skrupel, auch ihn ans Messer zu liefern, wenn er nicht spurte. Dann wäre es
vorbei mit der eigentlich sorgenfreien Zeit, die er genoss, wenn er nicht gerade
für den Alten unangenehme Arbeiten erledigen musste; solche Arbeiten, wie das Entsorgen
von Kardinal und von Fuzzy. Sie hatten es nicht anders verdient. Es musste sein.
     
    In der gemieteten Wohnung des Alten in der Jakorden­straße wartete
er auf Fuzzy. Sie gefiel ihm nicht sonderlich. Sie war zwar modern, hatte aber ungewohnt
hohe Räume. Was sich die Architekten dabei gedacht hatten, war ihm nicht klar. Auch
war der Ausblick auf die Straße nicht besonders attraktiv. Er sah aus dem Sessel
durch die gardinenlosen Fenster auf die gegenüberliegende Häuserzeile, die ebenso
anonym und nüchtern war wie die Zeile, zu der dieses Gebäude gehörte. Nur auf den
zweiten Blick war erkennbar, dass gegenüber ein gewaltiger Verwaltungskomplex stand,
als Wohnblock getarnt. Er schaltete den Fernseher aus, als endlich die Klingel an
der Haustür anschlug.
    Fuzzy war pünktlich. Er schwenkte
den Schlüsselbund und die Geldbörse von Kardinal wie Trophäen vor sich her. »Ich
han se mitjebraat. Ooch die Papiere.«
    Er ließ Fuzzy eintreten. Fuzzy war
unscheinbar. Hätte er nicht ein billiges FC-Trikot über seinem T-Shirt getragen,
wäre er wohl als kleiner Angestellter oder Arbeiter durchgegangen. Als jemand, den
man nicht kannte und den man nicht vermisste. Obwohl auch schon über 40, wirkte
er wegen seines noch vollen braunen Haares jünger. Fuzzy reichte dem Hünen gerade
einmal bis zur Schulter. Was Fuzzy tat, ob er einen Beruf hatte oder ob er lediglich
untergeordneter Handlanger des Alten war, wusste er nicht, es kümmerte ihn aber
auch nicht sonderlich.
    Der Blick auf die Armbanduhr mahnte
zum Aufbruch. Der Alte hatte es geschafft, noch Eintrittskarten für das Pokalspiel
in Aachen zu besorgen. Sie lagen ebenso auf dem Wohnzimmertisch wie die Autoschlüssel
und die Steckkarte für die Tiefgarage. Warum nicht?, hatte der Alte auf seine Frage
erwidert, warum sollten wir nicht ein zweites Mal auf dem Tivoli zuschlagen? Das
kann für uns nur von Vorteil sein.
    Der Leihwagen stand erwartungsgemäß
auf dem Stellplatz im Keller. Das Nummernschild hatte er mit den Klebestreifen manipuliert.
Warum es wieder diese schwarze Limousine sein musste, wunderte er sich. Das war
so eine Marotte des Alten. Es musste immer dieser seltene Rolls aus England sein,
den der Alte ihm zur Verfügung stellte und den er heute Abend ausnahmsweise in Aachen
Brand in der Geschäftsstelle eines Autoverleihers abgeben sollte. Ihm war es nur
recht, so sparte er sich die abendliche Rückfahrt vom Rhein an die Pau.
    Jedes zweite Auto, das er auf der
Autobahn nach Aachen überholte, schien auf dem Weg zum Tivoli zu sein. Zunächst
baumelten nur rot-weiße Fanschals aus den Seitenfenstern, ab Düren stieg die Zahl
der schwarz-gelben unaufhörlich an. Das Pokalspiel elektrisierte die Anhä­nger beider
Vereine. Revanche nach dem verlorenen Meisterschaftsspiel in der vergangenen Woche
forderten die Kölner Fans. Eine zweite Schlappe für die Geißböcke beschworen die
Freunde der Alemannia. Und vornehmlich in der Boulevardpresse wurde die Stimmung
vor dem Spiel weiter angeheizt. Von einer Schlacht war die Rede, von einer Blamage
für den Verlierer und von einem Triumph für den Sieger. Der Kommentar des Aachener
Trainers, es wäre doch nur ein Spiel, wurde als belanglos abgetan und nur am Rande
erwähnt. Es wurde ein Pokal-Krimi oder sogar ein Pokal-Fight bis zum Umfallen herbeigerufen
und es fehlte auch nicht die Verbindung zum toten Kardinal. Für den Boulevard war
sein Tod der ›Tivoli-Mord‹. Geradezu zwangsläufig schürten die Blätter die Befürchtung,
es könnte den nächsten Tivoli-Mord geben bei

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