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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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schon Müller? Oberbürgermeister von Köln, na und?
    »Können schon, aber nicht wollen«,
antwortete Böhnke energisch. »Wir können gerne einmal miteinander reden«, fuhr er
bedächtig fort. »Aber nicht in Köln. Das ist organisatorisch für mich zu umständlich.
Da müssten Sie schon zu mir kommen.«
    »Okay«, willigte Müller sofort ein.
»Morgen komme ich. Wo finde ich Sie?«
    »In Huppenbroich.« Aber nicht morgen,
wollte er hinzufügen, aber Müller hatte ihn schon unterbrochen.
    »Wo?« Müllers Unkenntnis war unüberhörbar.
    »In Huppenbroich in der schönen
Nordeifel. Wenn Sie in den Ort reinkommen, vierte Einfahrt links auf der Kapellenstraße.«
    »Finde ich das mit dem Navi?«
    »Wenn das Gerät gut ist, dann ja,
wenn es schlecht ist, landen Sie vielleicht im Rursee.«
    »Okay«, sagte Müller wieder. »Ich
bin morgen gegen 15 Uhr bei Ihnen. Ist ja vielleicht ganz gut, wenn man uns nicht
zusammen in Köln sieht.«
    Morgen, am Freitag, sei es sehr
schlecht, gab Böhnke zu bedenken, da könne er nicht. Am Abend würde Lieselotte vor
der Tür stehen. Da brauchte ein Herr Müller aus Köln nicht in ihre Zweisamkeit einzubrechen.
»Vielleicht am kommenden Montag?«, schlug er daher vor.
    »Nein, dann machen wir es ganz anders«,
entschied Müller. »Ich mache mich sofort auf den Weg. In einer halben Stunde bin
ich bei Ihnen.« Er ließ Böhnke gar keine Zeit für Bedenken, sondern hatte schon
aufgelegt.
    Das konnte ja heiter werden.
     
    Mit der halben Stunde kam Müller nicht aus, wie Böhnke richtig vermutet
hatte. Eine knappe Stunde nach dem Telefonat stand Müllers Wagen mit dem Kölner
Kennzeichen in der Zufahrt zu Böhnkes Wohnhaus. Der Kommissar hatte erwartet, dass
Müller einem dunklen Mercedes der S-Klasse entsteigen würde, quasi einem angemessenen
Dienstwagen für den Ersten Bürger der Rheinmetropole. Aber Müller schwang sich aus
einer schwarzen Limousine einer englischen Luxusmarke, die wahrscheinlich auch einiges
mehr gekostet hatte als ein normales Reihenhaus.
    »Ich bin heute mit meinem Privatwagen
unterwegs. Also ohne Chauffeur, ganz alleine, in echt und in Farbe«, lachte er gewinnend,
als er auf Böhnke zutrat, der am Straßen­rand gewartet hatte. »Ich bin ja in gewisser
Weise auch nicht beruflich, sondern privat unterwegs.«
    Böhnke erkannte seinen Besucher
sofort wieder. Er hatte das Bild des Oberbürgermeisters schon mehrmals in der Aktuellen
Stunde im WDR-Fernsehen und auch in der Zeitung gesehen. Müller war größer und schlanker,
als es nach den Darstellungen den Anschein hatte. Der Mann war fast zwei Meter groß
und gertenschlank. In einem eleganten, dunkelgrauen Anzug pflanzte er sich vor Böhnke
auf. Er trug über dem weißen Hemd eine mehrfarbige Fliege; sein Markenzeichen, das
auch auf den Bildern immer wieder auffiel. Das leicht gewellte braune Haar umrahmte
ein sommergebräuntes Gesicht mit hellen, blaugrünen Augen.
    »Sie sehen, ich habe Huppenbroich
auf Anhieb gefunden.« Er schüttelte Böhnke herzlich die Hand. Dann hielt er inne
und schaute sich lauschend um.
    »Hören Sie?«, fragte er fast schon
andächtig.
    Was sollte Böhnke hören? Hier gab
es nichts zu hören.
    »Die Stille«, antwortete Müller
sich selbst. »Hier ist es absolut still. Ist das schön.«
    Wenn er wolle, könnten sie einen
kleinen Spaziergang durch Huppenbroich machen, schlug Böhnke vor. »Hier interessiert
sich garantiert niemand sonderlich für Sie, und die Umgebung ist für Sie sicherlich
anregender als meine bescheidene Behausung.« Böhnke schlug den Weg ins Tal und am
Bach entlang in Richtung Dedenborn vor und von dort über die Weiden und durch den
Wald zurück nach Huppenbroich.
    »Ich begebe mich voll und ganz in
Ihre Hand«, sagte Müller. »Wenn Sie mich unterwegs verlassen, bin ich wahrscheinlich
hoffnungslos verloren. Hier verirre ich mich garantiert, hier ist es ja nicht so
übersichtlich wie in meinem Köln«, meinte er mit einem schallenden Lachen, das ihn
sympathisch machte. Die tiefe Stimme passte nicht zu dem Mann. Nach der Stimme am
Telefon hätte Böhnke auf einen voluminösen, stämmigen Mann in der Art von Ivan Rebroff
getippt.
    Böhnke ließ sich nicht auf ein Vorgeplänkel
ein. Sie hatten kaum den Weg zum Löschteich beschritten, da kam er schon zur Sache.
»Was wollen Sie von mir?«
    »Sie sind aber fix«, staunte Müller.
Wieder lachte er. »Aber Grundler hat mich vorgewarnt: Sie mögen kein Herumeiern.«
Er streckte sich. »Ist das schön ruhig. Na gut. Zur

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