Kardinalspoker
nicht. Die sind durch
die Bank in Ordnung. Aber du kannst Sümmerling ja mal bei Gelegenheit über die Verhältnisse,
speziell beim Boulevard, fragen. Du wirst Bauklötze staunen, mein Lieber.«
Die Frage konnte Böhnke kurze Zeit später stellen. Er staunte nicht
schlecht, als sich Sümmerling telefonisch bei ihm meldete.
»Bevor ich’s vergesse«, sagte der
AZ-Reporter schnell, »die Unterlagen über Kardinal aus Köln habe ich noch nicht
bekommen. Die kriegen Sie sofort von mir, wenn ich sie habe. Die Post ist wohl mal
wieder im Bummelstreik.«
»So, Sie haben’s nicht vergessen«,
sagte Böhnke schroff. »Und jetzt verraten Sie mir, warum Sie mich zu dieser nachtschlafenden
Zeit um meinen Gesundheitsschlaf bringen.«
»Sitzen Sie gut, Herr Böhnke?«
»Nein. Ich liege auf der Couch«,
antwortete er flapsig.
»Umso besser, dann können Sie wenigstens
nicht vom Stuhl kippen.« Bevor Böhnke mürrisch reagieren konnte, platzte Sümmerling
mit seiner Information heraus.
»Es gibt wieder einen Toten auf
dem Tivoli nach dem Pokalspiel gestern Abend gegen Köln. Nach der ersten Diagnose
wie bei Kardinal ein Herzversagen. Aber durch Kardinals Tod aufmerksam geworden,
hat die Staatsanwaltschaft eine Obduktion veranlasst. Das Ergebnis ist eindeutig
und wirft viele Fragen auf. Auch bei diesem Toten wurden Spuren dieses komischen
Medikamentes gefunden, dieses Permanticus spontanus. Wissen Sie, was das bedeutet?«
Er wisse, was es bedeuten könnte,
wisse aber nicht definitiv, was es bedeute, relativierte Böhnke nachdenklich.
»Nicht so vorsichtig, Herr Kommissar«,
fuhr Sümmerling fort. »Hier ist zum zweiten Mal ein FC-Fan auf dem Tivoli umgebracht
worden. Man kennt sogar seinen Namen. Es ist Winfried Adamczik aus Köln-Nippes.«
»Gab es eine Verbindung zwischen
den Opfern?«, fragte Böhnke. Vielleicht klärte sich die Sache im Sinne von Müller
schneller, als sie alle angenommen hatten.
Das werde noch geprüft, antwortete
Sümmerling. »Ist doch schon merkwürdig, dass zwei Männer aus Köln auf dem Tivoli
im Prinzip auf die gleiche Weise sterben mussten. In dem Punkt können Sie mir wohl
nicht widersprechen.«
Da sei er wohl mit seiner heutigen
Berichterstattung etwas voreilig gewesen, wich Böhnke einer Antwort aus.
»Ich habe das berichtet, was bei
Andruck unserer Zeitung aktueller Stand der Dinge war«, reagierte der AZ-Reporter
eingeschnappt. »Und zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nichts von dem Toten. Da
gab es nur die vergleichsweise glimpflichen Krawalle zwischen den angeblichen Fans.
Übrigens nicht an der Stelle, an der der Tote gefunden wurde.«
»Hatte denn der Ermordete überhaupt
etwas mit den Randalen zu tun?«
»Schwer zu sagen. Es spricht dem
Augenschein nach mehr dagegen als dafür, weil Adamczik in der Nähe der teuersten
Sitzplätze gefunden wurde. Die richtig handfesten Streitereien gab es aber im Bereich
der Stehplatztribüne und der nahen Parkplätze oder auf dem Vorplatz an der Krefelder
Straße. Aber ausschließen möchte ich es nicht.« Sümmerling atmete durch. »Die Staatsanwaltschaft
ermittelt jedenfalls wegen eines Tötungsdeliktes.«
»Tatverdächtige?«
»Keine. Oder wollen Sie alle knapp
32.000 Besucher im ausverkauften Stadion als Tatverdächtige bezeichnen?«
»Natürlich nicht«, brummte Böhnke.
Er wusste, wie seine Kollegen aus dem PP arbeiten würden. Gab es eine Verbindung
zwischen den beiden Toten? Gab es einen oder mehrere Täter? Gab es einen Zusammenhang
zwischen den Taten? Oder gab es sogar einen Täter mit einer Verbindung zu Kardinal
oder zu Adamczik oder gar zu beiden?
»Es wird morgen gewaltig im Blätterwald
rauschen«, behauptete Sümmerling. »Ich bin gespannt, worauf das hinausläuft. Das
sieht ja wirklich ganz danach aus, als gebe es unter den Alemannen-Fans einen richtigen
FC-Hasser.«
»Und wie schafft es dieser FC-Hasser,
den Toten das Gift beizubringen, ohne dass sie es merken?« Böhnke war über eine
derart einseitige Denkweise verstimmt und auch Sümmerlings Antwort ärgerte ihn ein
wenig.
»Das werden Ihre Kollegen herausfinden
müssen.«
»Machen Sie es sich immer so einfach?«
Böhnke hatte Sümmerling anders in Erinnerung.
»Nein. Aber ich habe auch keine
Erklärungen. Und ich weiß, wie andere, einfach gestrickte Kollegen ticken.«
»Die selbst ernannten Moralapostel,
die Wasser predigen, aber Wein saufen«, zitierte Böhnke seinen wiedergefundenen
Freund Grundler. »Stimmt es eigentlich, dass sich viele Journalisten das
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