Kardinalspoker
nichts zu tun. Das müsst ihr mir glauben.« Hilfe suchend wanderte sein Blick
wieder zwischen den beiden Besuchern.
»Wie heißt denn deine Weiße Rose
mit richtigem Namen?«, fragte Grundler scheinbar nebenher.
»Weiß ich nicht.«
›Ich aber‹, hätte Böhnke mit seinem
Wissen antworten können. Aber er würde es Müller nicht preisgeben.
»Es war halt ein heißer Betthase,
den ich gelegentlich in einem Appartement in der neuen Häuserzeile am alten Hafen
getroffen habe.«
»Punkt eins«, unterbrach ihn Grundler
unzufrieden. Er wollte erst gar nicht zulassen, dass Müller ins belanglose Schwafeln
abdriftete. »Du findest heraus, wem dieses Appartement gehört. Und auch das danebenliegende.
Verstanden?«
Müller nickte. »Wird gemacht.«
»Gut. Punkt zwei: Gibt es in Köln
noch weitere Exemplare deines Automodells? Deine Limousine ist ja nicht gerade ein
Allerweltsauto, sondern fällt schon auf. Das herauszufinden, dürfte für dich ebenfalls
kein Problem sein. Verstanden?«
Wieder nickte der Oberbürgermeister.
»Werde ich beides gleich vom Büro aus erledigen.«
»Okay.« Grundler
wirkte zufrieden. »Nun noch zu Punkt drei. Hat sich in der Zwischenzeit vielleicht
jemand gemeldet, der dich nach dem Ableben deines Lieferanten mit Koks versorgen
will?«
Müller verneinte
schnell. Die Frage konnte ihn nicht überraschen, er hatte mit ihr gerechnet. »Ich
habe immer nur mit Kardinal verhandelt. Er war meine Quelle.« Fragend runzelte er
die Stirn. »Warum willst du das wissen?«
Grundler betrachtete
ihn ernst. »Sag ich dir, wenn es so weit ist. Ich ziehe zunächst so meine eigenen
Schlüsse.«
Böhnke wusste nicht, worauf Grundler
hinauswollte. Interessiert hörte er dessen nächster Frage zu.
»Seit wann bist du denn auf dem
Koks-Trip?«
»Seit meiner Geschichte mit der
›Weißen Rose‹. Sie hat mich zum Koksen animiert.«
Grundler sah Müller durchdringend
an. »Und was war dein politischer Preis für deine Liebesaffäre und deinen Drogenkonsum?«
»Es gibt keinen politischen Preis.
Kardinal hat nie etwas gefordert, das ihm kommunalpolitisch einen Wissensvorsprung
vor anderen Ratsmitgliedern verschafft hätte.«
Grundler sprang auf. »Das habe ich
mir gedacht. Wie heißt es doch so schön? ›Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps.‹
Ich glaube, ich kann dir jetzt erklären, dass der Mord an Kardinal keinen politischen
Hintergrund hat.«
Er grinste Böhnke an. »Damit endet
natürlich mein Auftrag für dich. Ab sofort bekommst du kein Honorar mehr von mir.«
Böhnke verstand nichts. Wahrscheinlich,
so hoffte er für sich, würde er verstehen, wenn er in Ruhe über das Gespräch nachdenken
würde.
»Aber damit bist du längst noch
nicht aus der Schusslinie, Werner. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft würde ich behaupten,
Kardinal habe dich erpresst und du hättest ihn deshalb töten lassen. Immerhin hast
du deine Limousine für den Mord zur Verfügung gestellt.«
»Du tickst nicht ganz sauber!« Auch
Müller war aufgesprungen und pflanzte sich mit seinen fast zwei Metern vor Grundler
auf. »Und was ist mit dem Typen, der den Bullen entfleucht ist? Der ist doch der
Mörder, denke ich.«
»Du kannst denken, was du willst.«
Grundler lächelte böse. »Wer sagt denn, dass dieser Typ nicht von dir bezahlt wurde,
um Kardinal zu töten? Und auch die beiden anderen Vögel?«
Für eine geraume Zeit herrschte Stille in dem
großen Raum. Grundler blinzelte Böhnke zu.
›Mach mal!‹,
forderte er ihn wortlos auf. ›Jetzt bist du dran, Müller zu kitzeln.‹
Räuspernd
machte Böhnke auf sich aufmerksam. »Wenn nicht Sie, könnten dann nicht andere Mitglieder
des Stadtrates den Mord an Kardinal in Auftrag gegeben haben?« Er wusste, dass er
mit dieser Frage Grundler im gewissen Sinne widersprach, aber es musste sein. »Soll
ich Ihnen Namen nennen? Ringelzweig beispielsweise, oder Bückenfänger.«
»Oder unsere
beliebte Fleischwurst im Dior-Kleid«, ergänzte Grundler schnell.
»Darüber habe ich natürlich auch
nachgedacht«, behauptete Müller und kramte sich die Diskussion und das Ergebnis
der letzten kleinen Runde in Erinnerung. Die Teilnehmer hatten klare Absprachen
getroffen, daran hatten sich alle zu halten. Oder gab es andere Koalitionen hinter
seinem Rücken, die anders handelten, als sie redeten? Er hatte sich, ebenso wie
Grundler, wieder gesetzt.
»Für wen würden Sie eigentlich Ihre
Hand ins Feuer legen, Herr Oberbürgermeister?«, fragte Böhnke.
»Wenn ich ehrlich bin, für
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