Kardinalspoker
Zusammenarbeit
durchaus förderlich. »Da musste ich einige dicke Bretter bohren und herumkasperln,
ehe die mich wieder ernst nahmen. Aber ich habe dann doch noch die Infos bekommen,
die mir weiterhelfen. Obwohl«, er schaute zu Lipperich, »diese Informationen sind
nicht unbedingt dazu angetan, Sie zu entlasten. Im Gegenteil.«
»Wieso?«, stammelte Lipperich. »Ich
habe doch ein Alibi.«
Grundler sah keinen Anlass, ihm
darauf zu antworten.
»Inzwischen haben die Jungs aus
dem PP mächtig gerödelt und waren dabei so pfiffig, sich die Aufnahmen der Kameras
anzusehen, die rund um den Tivoli bei den Fußballspielen in Betrieb sind. Die Apparate
kriegen zwar nicht alles, aber viel mit. Jedenfalls sind sie beim Anschauen der
Filme auf eine schwarze Limousine aus Köln gestoßen, die bei beiden Spielen zwischen
der Alemannia und dem FC zum Tivoli gefahren ist. Beim ersten Spiel saßen vier Männer
im Fahrzeug. Man konnte einen vermeintlich schlafenden Kardinal auf der Rückbank
hinter dem Fahrersitz, den neben ihm sitzenden Adamczik und auf dem Beifahrersitz
vorne Büchse identifizieren. Der Mann am Steuer ist nicht eindeutig erkennbar. Aber
er hat große Ähnlichkeit mit Ihnen, Herr Lipperich. Auch wenn Sie es nicht gewesen
sein können.«
Er winkte herrisch ab, als sich
der erregte Lipperich äußern wollte, und fuhr mit seinem Bericht fort. »Beim zweiten
Mal wurde die Limousine gesehen mit Ihnen oder einem Ihnen sehr ähnlichen Mann am
Steuer. Als Beifahrer wurde Adamczik erkannt.« Grundler streckte sich.
»So, das ist die eine Sache. Und
jetzt komme ich zur zweiten, bevor ihr mich danach fragt. Natürlich haben die Jungs
auch das Kennzeichen gelesen. Und was soll ich sagen? Es ist gefälscht. Auf eine
ganz geschickte Art. Das haben die festgestellt, weil sich beim zweiten Mal der
Zipfel eines weißen Klebestreifens am Nummernschild gelöst hatte. Mit anderen Worten:
An dem Autokennzeichen wurde mit schwarzen und weißen Klebestreifen manipuliert.«
Böhnke grübelte, Lipperich staunte,
Grundler grinste.
»Unsere Jungs sind ja nicht von
gestern. Die haben natürlich den Computer angeschmissen, zunächst nach allen regulären
Kennzeichen gesucht und dann alle möglichen Zahlen- und Buchstabenkombinationen
ausprobiert. Und was soll ich sagen?« Grundler schaute sich triumphierend um.
»Na, sag endlich«, maulte Böhnke.
Ihm ging Grundlers Theatralik auf den Geist.
»Es kam ein Kennzeichen zutage,
das zu der Limousine passt.« Grundler gähnte, als sei ihm langweilig, bevor er fortfuhr.
»Und diese Limousine mit dem tatsächlichen Kennzeichen gehört dem Oberbürgermeister
von Köln.«
29.
So bescheuert könne Müller doch gar nicht sein, schimpfte Grundler
auf der Fahrt nach Köln.
Böhnke antwortete nicht. Er hielt
sich krampfhaft am Sitz und am Haltegriff über der Tür fest und hoffte, dass er
die rasante Fahrt schadlos überstand. ›Eile mit Weile‹ galt für Grundler nicht.
Er knüppelte seinen Astra bis zum Anschlag, auf den Straßen von Huppenbroich zur
Autobahn ebenso wie auf der A4.
»Was machen wir, wenn meine Kollegen
Müller inzwischen schon haben?«, fragte Böhnke kurz vor dem Ziel, der Privatwohnung
des Oberbürgermeisters im Hahnwald.
Grundler war am Kölner Ring auf
die A 555 in Richtung Bonn abgebogen und peilte schon die nächste Ausfahrt an, von
der sie zum Prominentenviertel der Domstadt kommen würden.
»Keine Bange«, sagte er, »zum einen
habe ich unseren Besuch angekündigt, ich wäre dann sein Rechtsvertreter, zum anderen
ist es sehr wahrscheinlich, dass die Jungs nicht so flott sind. Immerhin handelt
es sich um den Oberbürgermeister von Köln. Da wird erst auf höchster landespolitischer
Ebene abgeklopft, ob eine Vernehmung opportun ist. Und dieses Verfahren dauert seine
Zeit bei den vielen zaudernden Bedenkenträgern und der Prüfung, ob vielleicht der
Regierungspräsident mit ihm befreundet ist oder ob er eventuell verwandtschaftliche
Beziehungen zu irgendeinem Staatssekretär der Landesregierung hat.«
Grundler lächelte Böhnke kurz an.
»Nein. Ich glaube, wir sind noch ungestört.«
Suchend blickte
er sich um. Die Einfahrt in das exklusive Wohnviertel im Kölner Süden gestaltete
sich schwieriger als gedacht, zumal einige Zufahrtswege durch Schranken abgesperrt
waren. Endlich hatte Grundler eine durchfahrtsfreie Straße gefunden. Langsam fuhr
er in das Viertel. Von Häusern war nur wenig zu sehen. Die meisten Villen versteckten
sich hinter dichten Hecken oder
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