Kardinalspoker
er ja doch an den Verbrechen beteiligt.
»Okay, dann lassen wir das mal so
im Raum stehen.« Grundler räusperte sich. »Dann erzähl uns mal was zu Punkt zwei,
zu deiner Liebeshöhle am Rheinhafen.«
»Haha«, fauchte
Müller zornig, »mach dich bloß lustig über mich. Ich bin froh, dass ich bis jetzt
meine Frau und meine Kinder aus der Sache raushalten konnte. Aber noch so ein paar
Witzbolde wie du und ich bin mittendrin.« Er hustete und blätterte geräuschvoll
in Papieren.
»So, da habe ich es. Die Wohnung
gehört einer Immobiliengesellschaft, die auch Eigentümerin von drei anderen Wohnungen
in diesem Komplex ist. Außerdem besitzt die Gesellschaft noch etliche andere Immobilien
im Kölner Raum. Die Immobiliengesellschaft selbst ist Teil einer GmbH, die in Aachen
registriert ist.«
»Und damit endet deine Recherche«,
unterbrach ihn Grundler in einem Tonfall, als wolle er gar nichts mehr hören. Aber
Müller tat ihm diesen Gefallen nicht.
»Natürlich nicht. Wie kommst du
darauf? Ich habe selbstverständlich weiterrecherchiert. Die Gesellschaft heißt ›GKI‹
und besitzt noch einige andere Unternehmenszweige, darunter einige Betriebe aus
dem Rotlichtmilieu im Großraum Köln-Bonn-Nordeifel. Dazu gibt es noch ein paar seriöse
Abteilungen, etwa eine Bauunternehmung und, ganz schön clever, eine eigene Autoverleihfirma.
Aber die ist gar nicht aktiv. Darin bunkert die GmbH alle Unternehmensfahrzeuge
und schreibt sie als Leihfahrzeuge ab.« Erneut raschelte Müller mit Papieren.
»Das war’s von meiner Seite. Ihr
könnt bestimmt was mit den Fakten anfangen.«
Das war’s in der Tat. Jedenfalls für den Anwalt. »GKI steht garantiert
für Großknecht Investment oder so. Die hängen da mit drin. Bestimmt.«
Böhnke ließ sich von der ungewohnten
Resignation seines Freundes nicht anstecken. Wortlos griff er zum Telefonbuch, suchte
eine Nummer und wählte. Er reichte den Hörer an Grundler weiter. »Frag sie doch
selbst, bevor du heulst.«
Nach dem Telefonat strahlte Grundler.
»GKI hat mit Großknechts nichts zu tun. Die ärgern sich zwar über die Gesellschaft
wegen einer vermuteten Namensähnlichkeit zu ihren eigenen Gesellschaften, aber sie
kennen die GKI nicht. Man hat zwar eigene Recherchen aufgenommen, ist aber nicht
sehr weit gekommen. Jetzt habe ich den Auftrag, mich darum zu kümmern. Aber das
nur am Rande. Also, Gesellschaften und Geschäftsführung dieser ominösen GKI wiederum
sind Gesellschaften in Holland und Belgien, und dahinter stehen dann vermutlich
GmbHs nach dem englischen Gesellschaftsrecht, die wiederum im Besitz von Deutschen
sind.« Er lächelte. »Ehe wir dieses System aufgebröselt haben, sitzt Lipperich wieder
hinter Gittern und wird Müller vermutlich seinen Bürgermeisterposten quitt sein
wegen seiner politischen und moralischen Verfehlungen. Aber«, er schaute Böhnke
entschlossen an, »wieder kommen wir der Lösung einen großen Schritt näher. Wetten?«
Das dritte Telefonat des Nachmittags stärkte Grundlers Überzeugung.
Böhnke hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sich der verschwundene Lipperich
bei ihm meldete.
»Bevor Sie lamentieren, hören Sie
mir zu«, schnitt ihm Lipperich das Wort ab, ehe er überhaupt etwas sagen konnte.
»Ich bin in Köln und hinter Roswitha Fabritius her.«
»Wer ist das denn?«
»Herr Böhnke, mit Verlaub, aber
man merkt, dass Sie ein alter Mann sind. Roswitha Fabritius, das ist die ›Weiße
Rose‹, mit der es der Bürgermeister getrieben hat. Roswitha Fabritius ist gewissermaßen
der Künstlername von Ruth Friedrichs. Ich bin zum Teil über die Informationen auf
dem Laptop darauf gekommen, und dann habe ich auch die Kontaktanzeigen in den Kölner
Boulevardblättern überprüft. Danach hat Roswitha ihr intensives Liebesleben in dem
Appartementhaus praktiziert. Sie war quasi rund um die Uhr ausgebucht. Bei ihr herrschte
reger Verkehr und Stau in den Stoßzeiten.« Er lachte über seine witzige Bemerkung.
»Aber sie wohnt nicht mehr am Rhein. Das haben mir Hausbewohner gesagt. Sie scheinen
nicht unfroh darüber, dass das Röschen nicht mehr dort lebt. Sie muss wohl kurz
nach dem Verschwinden von Kardinal ausgezogen sein.«
»Sie sind ja besser als mancher
Privatdetektiv«, lobte Böhnke. Ob Lipperich wusste, in welcher Gefahr er sich befand?
Die Polizei würde nicht lange fackeln und zupacken, wenn sie ihn entdeckte, und
das Rotlichtmilieu, in dem der Mann offensichtlich herumschnüffelte, mochte es nicht
sonderlich
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