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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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losgelöst, alles duftet nach Papayasauce. Der Duft ändert sich, wird rauchig, Bata lacht mit ihrer Reibeisenstimme, aber der Rauch geht nicht weg. Ich schlage die Augen auf, rieche immer noch Rauch, stehe benommen auf, gehe auf die Terrasse. Hier ist der Geruch kaum wahrnehmbar. Ich will schon wieder ins Bett kriechen, spähe aber doch noch aus dem Schlafzimmerfenster. Jetzt kann ich den Rauch auch sehen: Er kommt vom Golden Sand, aus der Tür zur Terrasse, die am Eck des Gebäudes und meinem Zimmer am nächsten liegt. Verdammter Mist, dass hier mein Mobiltelefon nicht geht. Das heißt, ein Telefon hätte ich ja im Zimmer, aber keine Nummer vom Golden Sand. Ich sehe mich gehetzt um. Der Prospekt. Ich hab ihn mitgenommen, aber wo ist er? Ich drehe den Rucksack einfach um, jede Menge Müll und Kleinkram, aber kein Prospekt. Ich zwänge mich in die Shorts, greife nach dem erstbesten T-Shirt, Sandalen, renne los. Durch den Garten, am Pool vorbei, den Zaun entlang. Vielleicht hält man mich für eine nächtliche Joggerin. Obwohl: Es ist ohnehin niemand zu sehen. Das Loch im Zaun. Ich keuche,zwänge mich durch. Keine Ahnung, wie spät es ist. Alles ist finster, ich stolpere über einen Müllsack. Sauberer ist es im Pleasures allemal. Aber die können sich auch mehr Personal leisten. Wie schlage ich Alarm? Die Tür zum Restaurant steht offen. Wo wohnen Michel und Bata? Keine Ahnung, ich renne weiter Richtung Vesnas Apartment, als drei verschlafene junge Männer aus einer Tür spähen.
    „Rauch“, rufe ich, „Feuer! Fire!“, und deute in die entsprechende Richtung.
    Sie schreien durcheinander, Vesna reißt die Tür auf, sie trägt bloß ein Longshirt, ist die Erste, die daran denkt, die Außenbeleuchtung anzudrehen. Feuerlöscher, wir brauchen Feuerlöscher. Der Qualm wird immer dichter.
    Die Amerikaner streiten, ob sie die Tür zum brennenden Apartment auftreten sollen.
    „Ist wer drinnen?“, schreie ich Vesna zu.
    „Michel, Bata!“
    Ich befehle den Männern, endlich die Tür einzutreten. Flammen schlagen heraus, gemeinsam mit Vesna renne ich um das Haus herum, Richtung Terrasse. Die Tür steht offen, aber von Michel und Bata keine Spur, ich bekomme keine Luft mehr, auch Vesna hustet.
    „Halte Shirt vors Gesicht“, krächzt sie.
    Ich hab keinen BH an. Vesna auch nicht, aber das ist ihr egal. Ist ja auch wirklich egal, ich ziehe mein Shirt über Mund und Nase.
    „Du darfst nicht hinein“, schreie ich Vesna zu, sie wehrt sich mit heftigen Handbewegungen gegen den Rauch und ist schon im Raum, ich folge ihr. Kochende Hölle. Ohrenbetäubendes Krachen, bullernd lodern die Flammen, wir müssen raus, mir wird schwindlig, eine Hand zieht mich weg. Dann ein neues Geräusch, Zischen und Schreien, Michel hält mit einem Feuerlöscher auf die Flammen, Bata ist neben ihm und ringt die Hände, die Ökos stehen eher hilflos herum. Vesna kommt mit dem nächsten Feuerlöscher angelaufen, jetzt verstehen es auch die Aktivisten und sprinten los. Eine halbe Stunde später ist das Feuer gelöscht. Es raucht und glost und Bata stößt auf Ungarisch Verwünschungen aus, die sie nicht übersetzen will. Michel sitzt erschöpft auf einer Tonne und beobachtet denRauch. Einer der Ökos hat den Gartenschlauch gefunden und versucht das Apartment mit Wasser zu kühlen.
    Niemand spricht, man hört Meer und Zikaden und Baumfrösche, man schmeckt den Rauch.
    „Gibt es hier eigentlich so was wie eine Feuerwehr?“, frage ich, um irgendetwas zu sagen. Die Worte kratzen im Hals.
    „Gibt es“, antwortet Bata, „aber in der Hauptstadt. Und in der Nacht … Ich weiß nicht …“
    Ein neuer Tag kündigt sich an. Der Himmel wird heller, rosa, geht über in leuchtendes Orange und flammendes Rot und Lila, und dann taucht die Sonne auf, langsam. Gleichgültig gegenüber allem, was geschieht.
    „So schön ist es nicht immer“, flüstert Bata. Michel schaut bloß auf den Rauch.
    Eigentlich hätte jemand vom Personal des Pleasures zu Hilfe kommen können. Als ich am Abend den ordnungsgemäßen Weg Richtung Golden Sand genommen habe, sind mir zwei große, gut gebaute junge Männer in hellen Kakihemden begegnet, die entlang der Auffahrt patrouillierten.
    „Wie konnte das Feuer entstehen?“
    Batas Stimme ist noch tiefer als sonst. „Das ist gelegt worden.“
    „Wer hat in dem Apartment gewohnt?“
    „Momentan niemand, Michel und ich haben einige Wochen dort geschlafen, wir schlafen immer wieder in einem der leeren Zimmer, damit kein Geruch von

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