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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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vom Inseldialekt des Fahrers ist nichts zu merken.
    „Für die Insel ist das Hotel ein Segen“, sagt sie, „es gibt viel zu wenig fixe Arbeitsplätze hier. Außerdem haben wir seit der Eröffnung des Hotels wöchentlich einen direkten Flug nach London-Gatwick, von der Umwegrentabilität des Betriebes gar nicht zu reden: Wo immer es geht, versuchen wir, lokal einzukaufen. Das erzieht auch die Einheimischen. Noch wird zu wenig Gemüse angebaut, als dass unser Bedarf gedeckt wäre. Absurd, aber die Leute sind sich zu gut, um in der Erde zu wühlen, dabei wäre das eine regelmäßige Einnahmequelle.“
    „Woher stammen Sie?“
    Sie sieht mich erstaunt aus ihren geschickt geschminkten großen dunklen Augen an: „Von hier, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Allerdings war ich zum Glück jahrelang in den Staaten, ich habe in Cambridge Rechtswissenschaften studiert, da bekommt man einen anderen Blick.“
    Sieh an, eine Kollegin – nur mit größerem Blick.
    Peter Hoffmann legt Angela la Croix besitzergreifend die Hand auf ihren langgliedrigen Arm. „Sie ist auch für die juristischen Angelegenheiten unseres Hauses zuständig.“
    Klug, für den Umgang mit den Behörden eine Einheimische zu nehmen – auch wenn sie sich gibt, als hätte sie mit den Bewohnern von St. Jacobs weniger gemeinsam als ein Eskimo.
    Die Cocktails sind ausgetrunken.
    Hoffmann räuspert sich: „Wann immer Sie Wünsche oder Fragen haben …“
    „Eine Frage habe ich noch: Wie steht es um die Sicherheit? Ich habe gehört, ein Mitglied Ihrer Wachmannschaft ist erschossen worden.“
    La Croix antwortet hastig. „Unsere Insel ist sehr, sehr sicher. Es gibt fast keine Kriminalität, dazu ist sie einfach zu klein.“ Sie versucht zu lachen. „Wir kennen einander, das macht das Bösesein und das Nicht-erwischt-Werden schwierig.“
    „Trotzdem …“
    Hoffmann schüttelt den Kopf, seine Augen erinnern mich an Frozen Daiquiri. „Eine Privatfehde.“
    „Ist nicht ein junger Amerikaner in Haft? Er soll gegen das Hotel protestiert haben.“
    La Croix sieht mich spöttisch an: „Sie sind gut informiert. Wir haben hier leider ein kleines Problem mit Radikalen aus den USA. Aber es ist so gut wie gelöst. Ein entsprechendes Verfahren zu ihrer Ausweisung ist eingeleitet. Leider ist man hierzulande sehr tolerant und die Bürokratie ist, nun ja, karibisch. In den USA wären diese Nichtstuer sicher längst …“
    „Wir wollen Frau Valensky nicht langweilen. Ich bin überzeugt, dass Sie sich hier bei uns sehr wohl und sicher fühlen werden. Das Areal ist zudem bewacht. Und ich freue mich schon auf Ihren Bericht.“ Frozen Hoffmann gibt mir mit Nachdruck die Hand, dann dirigiert er seine schöne Resident Managerin in Richtung Ausgang.
    Ich mag Areale, die nicht bewacht werden müssen.
    Das Restaurant des Golden Sand hat sich zu zwei Dritteln gefüllt. Der Großteil der Gäste hat weiße Hautfarbe. Bata schwirrt zwischen den jetzt blendend gelb gedeckten Tischen herum, redet deutsch und englisch und französisch – alles mit ungarischem Akzent. Sie bildet einen hinreißenden Kontrast zu den beiden Schwarzen, die servieren: Die jungen Frauen sind, vornehm ausgedrückt, üppig, wenn auch kaum weniger schnell als ihre Chefin. Und sie scheinen sich für ihre Leibesfülle nicht im Geringsten zu genieren. Stolz schieben sie Hintern und Busen an den Touristen und der heimischen Upperclass vorbei. Glückliches Land.
    Vesna winkt mir zu, sie sitzt an einem Tisch am Rand der Terrasse, hinter ihr leuchtet eine Bougainvillea in Orange und Rosa.
    „Michel ist auf der ganzen Insel berühmt“, erzählt mir Vesna, alsob sie hier leben würde. „Franzose und ein echter Koch. Hat in gute Häuser gekocht. Ist um zwölf Jahre jünger als Bata. Aber das passt.“
    Ohne bestellt zu haben, bekommen wir jeweils einen großen ovalen Teller voll mit Avocadospalten, etwas, das wie Mayonnaise aussieht, Garnelen und einem knusprig braun panierten Leibchen, das sich später als frittierter cremiger Ziegenkäse herausstellt. Köstlich, Avocados von dieser Qualität habe ich noch nie gegessen. Und die Mayonnaise ist natürlich hausgemacht, versichert Bata. Nie, nie würde ihr Michel in den Supermarkt gehen und Mayonnaise aus dem Glas … Verrat an Frankreich und seiner Tradition! Vielleicht bin ich einfach zu müde, aber eigentlich hätte ich nach dem grandiosen Vorspeisenteller genug gegessen.
    Vesna sieht so zufrieden drein, als hätte sie höchstpersönlich die Insel entdeckt.

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