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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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sie uns schließen und dann den Grund billig kaufen und alles abreißen. Aber wir haben das vor elf Jahren aufgebaut.“
    „Michel hätte Küchenchef werden können.“
    „Angestellt? Mein Michel? Nie. Das haltet er nicht aus, er ist ein Künstler! Und was ist mit mir? Mich wollten sie in Pension schicken. Mich! Dabei bekomme ich gar keine Rente, war zu viel in der Welt unterwegs. Meine Männer haben mir keine Versicherung gezahlt und die zwei Erbschaften hab ich in dieses Hotel gesteckt. Ich muss arbeiten, bis ich sterbe. Will ich auch. Sie ist … Eine Hexe ist sie.“
    „Angela la Croix?“
    „Angela – Engel, da lache ich. Nur Männer gibt es genug, die besser schauen als denken können. Leider. Eleganz ja, aber Falschheit mindestens ebenso viel. Sie hat sich den guten Posten ervögelt, Entschuldigung, dass ich das so sage, aber es ist so.“
    „Ich dachte, sie sei die Tochter eines Ministers und es war Protektion.“
    „Das schon, aber das hat nicht gereicht. Mit diesem Schweizer Eisschrank, dem Manager, soll sie auch …“ Bata klopft mit der Faust in die offene Hand und schnalzt mit der Zunge.
    „Sie hat immerhin in Cambridge Rechtswissenschaften studiert.“
    „Tom Carlyle hat in Cambridge Wirtschaft studiert. Und er war Olympiadritter im Zweihundertmeterlauf. Und er arbeitet trotzdem nur an der Rezeption.“
    Eigentlich habe ich ohnehin keine Lust, Angela zu verteidigen. Ich seufze und schaue in den Nachthimmel. Millionen von Sternen, was kümmert sie das Golden Sands, was das Pleasures?
    Bata nickt: „Rund um den Neumond scheinen die Sterne am hellsten. Bei Vollmond kann man dafür auch in der Nacht die Wolken ziehen sehen, so hell ist der Himmel dann.“
    Ich werde einfach Ferien machen.
    Vesna hat ihren Rum schneller ausgetrunken als ich den meinen.
    Bata schenkt uns nach, wir protestieren nicht, sie springt wieder auf und eilt zur Verabschiedung von Gästen, die auch gestern Abend da waren. Amerikaner. Wohnen höchstwahrscheinlich im Pleasures. Hier ist das Essen nicht einmal halb so teuer und ganz sicher mehr als doppelt so gut. Aber dass die Leute vom Pleasures aus Konkurrenzgründen gegen das Golden Sand kämpfen, ist ein lächerlicher Gedanke. Goliath gegen David.
    Es ist gegen elf, das Lokal leert sich.
    Michel kommt und bringt eine Platte mit frischen Früchten. „Ohne Kalorien“, fügt er hinzu. Bis auf die nougatgefüllten Blätterteigecken, die er kunstvoll angeordnet hat. Aber ich muss zugeben, die schmecken besonders köstlich.
    Er setzt sich zu uns, lässt sich ein Glas Bier bringen. „Die Papayasauce …“ Es folgt eine Kunstpause.
    Ich winke Bata und fühle mich wenig später reich beschenkt. Dabei ist die Sauce eigentlich ganz einfach:
    Zwiebel fein schneiden und anrösten, etwas fein geschnittene Scotch Bonnet Peppers dazu; das sind milde karibische Würzpfefferoni, erfahre ich, in der Karibik bekommt man sie auf jedem Markt zu kaufen. Würfel von geschälten und entkernten Tomaten unterrühren und mit etwas Tomatensaft aufgießen, Papayawürfel einrühren, etwas Limette dazu, schwarzen, frisch gemahlenen Pfeffer, einen kleinen Schuss karibische Hot Sauce, oder wenn man die nicht hat, einen scharfen Chili fein gehackt, eine Prise braunen Zucker,ein, zwei Löffel guten Rum, fünf Minuten köcheln lassen, dann mit dem Stabmixer pürieren – fertig.
    Das würde auch Oskar schmecken. Du liebe Güte, ich habe noch nicht einmal nachgefragt, wie man im Hotel E-Mails checken kann.
    „Haben Sie einen Computer?“, frage ich Bata.
    Sie sieht mich erstaunt an. „Nein, warum?“
    Ziemlicher Gedankensprung, ich weiß, und eigentlich will ich nicht zu viel erklären. Vesna rettet mich. Der Rum scheint sie noch unternehmungslustiger gemacht zu haben. „Man muss mit Männern von Wache reden. Man muss herausfinden, wer Brand gelegt hat und wer diesen Wachmann ermordet hat. Man muss den Öko aus dem Gefängnis holen.“
    Fast habe ich den Verdacht, sie will einen Ausbruch organisieren, aber so schlimm ist es dann doch nicht.
    „Ist zu vergessen. Die reden mit euch nicht. Nicht einmal, wenn sie nicht wissen, dass ihr von uns seid, sie dürfen mit niemandem reden“, reibeist Bata.
    So schnell wird man eingemeindet. Ich lege Wert darauf, dass ich nirgendwohin gehöre, obwohl der Rum ein guter Grund wäre, mich vollends auf Batas Seite zu schlagen.
    „Und wenn sie sind außer Dienst?“, fragt Vesna.
    Bata wiegt den Kopf, ihre langen goldenen Ohrringe funkeln im Kerzenlicht.

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