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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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um genau zu sein. Und er hatte zu sprechen aufgehört, war dunkelrot angelaufen und hatte mit leicht zitternden Händen alles wieder in die Brieftasche zurückgestopft. Dabei hatte er mit unnatürlich lauter Stimme über Elefantenzähne gesprochen!
    Und gleich darauf waren die Hillingdons und die Dysons hinzugekommen.
    Dann erst hatte sie den Kopf gedreht und über ihre rechte Schulter geblickt. Aber da war nichts und niemand zu sehen gewesen. Zu ihrer Linken, gegen das Hotel zu, hatten Tim Kendal und seine Frau gesessen, noch weiter hinten lagerte eine venezolanische Familie. Aber in diese Richtung hatte Major Palgrave gar nicht geblickt…
    Bis zur Mittagszeit dachte Miss Marple über all das nach.
    Die geplante Spazierfahrt unternahm sie nicht. Statt dessen ließ sie sagen, sie fühle sich nicht ganz wohl und bitte Dr. Graham um seinen Besuch.

4
     
    D r. Graham war ein freundlicher, älterer Herr von etwa Fünfundsechzig. Er begrüßte Miss Marple liebenswürdig und fragte dann nach ihren Beschwerden. Glücklicherweise gab es in ihrem Alter immer irgendein Leiden, über das man mit ein wenig Übertreibung sprechen konnte. Nachdem Miss Marple ein wenig geschwankt hatte, ob sie »meine Schulter« oder »mein Knie« sagen sollte, entschied sie sich für das Knie. Sie spüre es ununterbrochen, sagte sie.
    Dr. Graham war ungemein freundlich und vermied es zu sagen, dass derlei Beschwerden für Miss Marples Alter ganz normal seien. Er verordnete ein bewährtes Medikament, und da er aus Erfahrung wusste, wie einsam sich viele ältere Leute anfangs hier fühlten, blieb er noch ein wenig und sprach freundlich von diesem und jenem.
    Ein sehr netter Mann, dachte Miss Marple. Eigentlich beschämend, ihn so belügen zu müssen! Aber anders geht es ja nicht!
    Miss Marple war zur Wahrheitsliebe erzogen worden und auch von Natur aus jeder Lüge abhold. Unter Umständen aber, sobald die Pflicht es gebot, konnte sie erstaunlich überzeugend lügen.
    Sie räusperte sich, hüstelte entschuldigend und sagte in der betulichen Art alter Damen: »Ja, noch etwas, Dr. Graham, um was ich Sie gerne gefragt hätte. Ich würde es gar nicht erwähnen, aber ich weiß mir wirklich keinen Rat. Nun ja, eigentlich ist es ganz unbedeutend, aber für mich ist es wichtig, verstehen Sie? Und ich hoffe eben, Sie werden das einsehen und mich nicht gleich für eine lästige Person halten, die unmögliche Fragen stellt.«
    Dr. Graham blieb freundlich: »Also, wo fehlt es denn – ich will gerne helfen, wenn ich kann.«
    »Es betrifft Major Palgrave. Ich bin ja noch ganz außer mir über seinen Tod. Heute Morgen, als ich davon hörte, war es ein richtiger Schock für mich!«
    »Ja, ich finde auch, dass es sehr plötzlich kam«, sagte Dr. Graham. »Nachdem er doch gestern noch so frisch und munter war.« Das war freundlich, besagte aber nichts. Aber wie hätte Major Palgraves Tod für Dr. Graham etwas Außergewöhnliches sein sollen? Miss Marple fragte sich, ob sie nicht wirklich aus einer Mücke einen Elefanten machte. Waren ihr diese Verdachtsgedanken schon zur Gewohnheit geworden? Gleichviel, sie konnte jetzt nicht mehr zurück.
    »Noch gestern Nachmittag saßen wir zusammen am Strand und haben geplaudert«, sagte sie. »Er erzählte mir aus seinem wechselvollen Leben. Interessant! So viele fremde Länder!«
    »Nicht wahr?«, sagte Dr. Graham, den der Major oft genug mit seinen Erinnerungen gelangweilt hatte.
    »Und später erzählte er von seiner Familie, von seiner Kindheit, und auch ich erzählte ein wenig von meinen Neffen und Nichten, und er nahm solchen Anteil, dass ich ihm ein Foto von meinem Neffen zeigte, das ich gerade bei mir hatte. So ein lieber Junge – jetzt ist das ja längst vorbei, aber für mich bleibt er der Junge auf dem Bild, verstehen Sie?«
    »Gewiss, gewiss«, sagte Dr. Graham und fragte sich, wie lange die alte Dame brauchen werde, um aufs Eigentliche zu kommen.
    »Er sah sich das Foto eben an, als ganz plötzlich diese netten Leute dazwischenkamen, die Blumen und Schmetterlinge sammeln, Oberst Hillingdon und Frau, glaube ich…«
    »Ach ja, die Hillingdons und die Dysons.«
    »Ja, die. Sie waren auf einmal da, setzten sich zu uns und bestellten Drinks, und dann plauderten wir alle miteinander. Es war sehr nett. Aber dabei muss Major Palgrave irrtümlich mein Foto zu seinen Sachen in die Brieftasche gesteckt haben. Ich habe nicht darauf geachtet, aber als es mir später einfiel, nahm ich mir fest vor, Denzils Bild vom Major

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