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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wieder zurückzuverlangen. Noch gestern Nacht, während die Kapelle spielte und die Leute tanzten, habe ich daran gedacht, aber ich wollte nicht stören, es war eine so fröhliche Gesellschaft, und so verschob ich’s auf den nächsten Tag. Aber heute Morgen – « Miss Marple machte eine atembedingte Pause.
    »Aha«, sagte Dr. Graham, »ich bin im Bilde. Sie möchten Ihr Foto natürlich zurückhaben, das ist es doch?«
    Miss Marple nickte mit lebhafter Zustimmung. »So ist es! Wissen Sie, ich habe nur dieses eine Bild, und das Negativ ist verloren gegangen. Ich würde nur sehr ungern auf dieses Foto verzichten, denn der arme Denzil ist vor einigen Jahren gestorben. Er war mein Lieblingsneffe, und ich habe kein anderes Erinnerungsfoto von ihm. Nun ja, und da habe ich eben gehofft – ich meine, wäre es zu lästig von mir, darum zu bitten, ob Sie mir vielleicht wieder dazu verhelfen könnten? Ich weiß wirklich nicht, wen ich sonst darum ersuchen könnte, verstehen Sie? Ich weiß ja nicht einmal, wer sich um den ganzen Nachlass kümmern wird, das ist alles so schwierig. Diese fremden Leute würden ja gar nicht verstehen, was mir dieses Foto bedeutet!«
    »Aber freilich, natürlich«, sagte Graham. »Ich verstehe Sie voll und ganz, das ist ein ganz natürliches Gefühl. Ich muss ohnehin noch heute Behördengänge erledigen. Morgen findet das Begräbnis statt, und da kommt noch jemand von der Verwaltungsbehörde, um alle Papiere und Effekten aufzunehmen, ehe die Angehörigen verständigt werden. Können Sie mir dieses Foto beschreiben?«
    »Es ist nur die Vorderfront eines Hauses«, sagte Miss Marple. »Und jemand – ich meine Denzil – kommt gerade aus der Tür. Wie gesagt, es wurde von einem anderen Neffen geknipst, einem Blumenliebhaber – er wollte einen Hibiskus aufnehmen, glaube ich, oder eine von diesen schönen Lilien. Ja, und da kam zufällig Denzil aus dem Haus und mit auf das Bild. Keine sehr gute Aufnahme, ein wenig unscharf, aber ich hatte sie gern und trug sie immer bei mir.«
    »Ich glaube, das genügt«, sagte Dr. Graham. »Wir werden Ihr Foto sicherlich ohne Schwierigkeiten zurückbekommen, Miss Marple.«
    Er erhob sich, während Miss Marple zu ihm auf lächelte.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Dr. Graham, wir k lich – sehr freundlich! Sie verstehen mich doch, nicht wahr?«
    »Aber natürlich, gewiss doch«, sagte Dr. Graham und schüttelte ihr herzlich die Hand. »Seien Sie ganz unbesorgt! Und verschaffen Sie sich täglich etwas Bewegung wegen des Knies, aber nicht zu viel! Ich schicke ihnen dann die Tabletten herüber. Dreimal täglich eine!«

5
     
    T ags darauf wurde Major Palgrave beigesetzt. Miss Marple wohnte dem Trauergottesdienst zusammen mit Miss Prescott bei. Der Kanonikus hielt die Andacht – und dann nahm das Leben wieder seinen Lauf.
    Schon war Major Palgraves Tod nur mehr ein Zwischenfall, ein unerfreulicher zwar, den man aber rasch wieder vergaß. Das Leben hier wurde vom Sonnenschein, vom Meer und von gesellschaftlichen Vergnügungen regiert. Ein grimmiger Besucher hatte diesen Ablauf unterbrochen, hatte seinen Schatten darauf geworfen, aber jetzt war dieser Schatten verschwunden. Niemand war mit dem Verstorbenen näher bekannt gewesen. Man kannte ihn als älteren, mitteilsamen Mann vom Typ der langweiligen Clubmenschen, der in einem fort persönliche Erinnerungen auftischte, die keinen Menschen sonderlich interessierten. Eigentlich hatte er nirgends hingehört. Seine Frau war schon lange Jahre tot, und er selbst war so einsam gestorben, wie er gelebt hatte. Ja, Major Palgrave war einsam, aber doch auch recht fröhlich gewesen. Er hatte sich auf seine Weise unterhalten. Nun war er tot und begraben, was niemand sonderlich kümmerte, und nach einer weiteren Woche würde kaum noch jemand an ihn denken.
    Nur Miss Marple vermisste ihn ein wenig. Durchaus nicht aus persönlicher Zuneigung, aber er hatte eine Art zu leben verkörpert, die sie kannte. Je älter man wird, desto mehr gewöhnt man sich ans Zuhören, überlegte sie. Vielleicht hatte sie ohne großes Interesse zugehört, aber zwischen ihr und dem Major hatte jener nette Gedankenaustausch zweier alter Leute bestanden, der menschlich so sympathisch ist. So betrauerte sie den Toten zwar nicht, aber er fehlte ihr.
    Am Nachmittag nach dem Begräbnis – sie saß strickend an ihrem bevorzugten Platz – trat Dr. Graham auf sie zu. Sie legte die Nadeln weg und begrüßte ihn. Ohne weitere Einleitung sagte er in

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