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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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stirbt?«
    »Oh, das ist aber sehr unwahrscheinlich!«, sagte Molly.
    Victoria schüttelte ihren schwarzen Kopf. »Man kann nie wissen. Die Leute tun oft so böse Dinge.«
    Molly blickte aus dem Fenster. Da draußen sah alles paradiesisch aus. Der Sonnenschein, die See, das Korallenriff, die Musik, der Tanz – ganz, als wäre es der Garten Eden. Freilich, auch dort hatte es einen Schatten gegeben – den Schatten der Schlange. »So böse Dinge« – wie abscheulich diese Worte klangen!
    »Ich werde dem nachgehen, Victoria«, sagte sie scharf. »Du kannst ganz beruhigt sein. Aber fang nur ja nicht an, das herumzuerzählen!«
    Eben als Victoria sich widerstrebend aus dem Raum drückte, kam Tim Kendal herein.
    »Ist was passiert, Molly?«
    Sie zögerte – aber da Victoria mit ihrer Geschichte auch zu ihm kommen konnte, erzählte sie ihm das Ganze.
    »Ich versteh’ dieses Geschwätz nicht! Wogegen sind denn diese Pillen überhaupt?«
    »Ja, das weiß ich nun wirklich nicht, Tim. Als Dr. Robertson hier war, sagte er, sie hätten etwas mit dem Blutdruck zu tun.«
    »Na, dann ist doch alles klar, nicht? Wenn er hohen Blutdruck hatte, musste er etwas dagegen nehmen. Das hab’ ich oft genug bei anderen Leuten gesehen.«
    »Ja, schon«, sagte Molly zögernd. »Aber Victoria scheint zu glauben, er könne an diesen Tabletten gestorben sein.«
    »Aber Liebling, das klingt reichlich melodramatisch! Du meinst, jemand habe seine Blutdruckpillen gegen etwas anderes ausgetauscht, um ihn zu vergiften?«
    »Ich weiß, es klingt absurd, wenn man es so sagt«, meinte Molly entschuldigend. »Aber das scheint Victoria zu glauben.«
    »Dummheiten! Wir können ja Dr. Graham danach fragen, er wird uns sicher Auskunft geben. Aber es klingt so unsinnig, dass ich ihn damit lieber nicht belästigen würde.«
    »Das glaub’ ich auch.«
    »Wie kommt das Mädchen überhaupt darauf zu glauben, jemand habe andere Pillen in die Flasche getan?«
    »Das hab’ ich nicht ganz mitgekriegt«, sagte Molly ratlos. »Victoria scheint zu glauben, die Serenitflasche sei vorher nicht dort gewesen.«
    »Unsinn«, sagte Tim Kendal. »Er musste doch täglich diese Tabletten nehmen, um den Blutdruck unten zu halten!« Dann ging er mit unvermindert guter Laune hinaus, um mit Fernando, dem maître d’hôtel, zu sprechen.
    Aber für Molly war die Sache nicht so leicht abgetan. Nachdem der Trubel des Mittagessens vorüber war, sagte sie zu Tim: »Du, ich hab’ mir gedacht, ehe Victoria Gerüchte verbreitet, ob es da nicht besser wäre, jemanden zu fragen?«
    »Mein liebes Kind, Robertson und all die anderen haben doch alles längst überprüft und auch die nötigen Fragen gestellt!«
    »Ja, aber du weißt doch, wie es ist, wenn so ein Mädchen sich in etwas hineinredet.«
    »Also gut! Weißt du was? Wir fragen Graham. Er wird es uns erklären.«
    Dr. Graham saß lesend in seiner Loggia. Das junge Paar trat ein, und Molly begann ihr Anliegen vorzutragen. Da sie das etwas zusammenhanglos tat, schaltete Tim sich ein.
    »Es klingt nicht sehr vernünftig«, sagte er entschuldigend, »aber soviel ich verstehe, hat dieses Mädchen sich in den Kopf gesetzt, jemand habe in die Flasche mit dem Seradingsda Gifttabletten hineingetan.«
    »Aber wie kommt sie darauf?«, fragte Dr. Graham. »Hat sie etwas gesehen oder gehört?«
    »Keine Ahnung«, sagte Tim unschlüssig. »War es eine andere Flasche, Molly?«
    »Nein«, sagte Molly. »Sie sagte doch, auf dem Etikett habe Seven – Seren – «
    »Serenit stand drauf«, sagte der Doktor. »Das stimmt ja auch, das ist ein ganz bekanntes Präparat. Er hat es regelmäßig genommen.«
    »Aber Victoria sagte, sie habe es nie vorher in seinem Zimmer bemerkt!«
    »Nie vorher in seinem Zimmer bemerkt?«, fragte Dr. Graham scharf. »Was soll das heißen?«
    »Nun, das hat sie gesagt. Sie zählte auf, was alles auf dem Badezimmerbord stand: Zahnpulver, Aspirin, Rasierwasser und so weiter. Sie hat das nur so heruntergeschnurrt. Wahrscheinlich kennt sie vom täglichen Aufräumen alles auswendig. Aber dieses Serenit hatte sie bis zu dem Tag nach seinem Tode nicht gesehen.«
    »Das ist sehr merkwürdig«, sagte Dr. Graham mit Nachdruck. »Ist das sicher?«
    Der ungewohnt scharfe Tonfall bewirkte, dass beide Kendals den Doktor anblickten. Eine solche Reaktion hatten sie nicht erwartet.
    »Ja, es klang, als wäre sie ganz sicher«, sagte Molly langsam.
    »Vielleicht wollte sie sich nur interessant machen«, wandte Tim ein.
    »Am besten ist es

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