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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sekretärin nur dann bemerkte, wenn er sich von ihr vernachlässigt fühlte. Außerdem pflegte Mr Rafiel früh ins Bett zu gehen, sodass Mrs Walters abends beim Tanz zur Musik dieser schrecklichen Kapelle sehr wohl hätte – jetzt war Miss Marple, die die ganze Zeit vergnügt über ihren Besuch in Jamestown redete, tatsächlich um das richtige Wort verlegen – aufblühen, das war es! Esther Walters hätte in den Abendstunden sehr wohl aufblühen können. Allmählich lenkte Miss Marple das Gespräch auf die Person Jacksons, doch hatte Esther Walters zu diesem Thema nur vage Angaben zu machen.
    »Er ist sehr tüchtig«, sagte sie. »Ein gelernter Masseur.«
    »Sicher ist er schon lange bei Mr Rafiel?«
    »O nein – seit neun Monaten vielleicht – «
    »Ist er verheiratet?«, bohrte Miss Marple vorsichtig.
    »Verheiratet? Nicht, dass ich wüsste«, sagte Esther erstaunt. »Er hat es jedenfalls nie erwähnt. Ich würde sagen, nein, ganz bestimmt nicht.« Sie schien belustigt.
    Und Miss Marple fügte im Stillen ihre eigene Auslegung hinzu: »Jedenfalls benimmt er sich nicht wie ein Ehemann.« Aber andererseits, wie viele Ehemänner benahmen sich schon wie Ehemänner! Miss Marple kannte Dutzende von Beispielen.
    »Er sieht ganz gut aus«, sagte sie nachdenklich.
    »Ja – wahrscheinlich«, sagte Esther uninteressiert.
    Miss Marple betrachtete sie aufmerksam. Machte sie sich nichts aus Männern – oder war ihr nur an einem Mann gelegen? Angeblich war sie ja Witwe.
    »Sind Sie schon lange bei Mr Rafiel?«
    »Vier, fünf Jahre. Nach dem Tod meines Mannes musste ich wieder arbeiten gehen. Ich habe eine schulpflichtige Tochter, und mein Mann hat mir nichts hinterlassen.«
    Abermals wagte Miss Marple sich vor: »Mr Rafiel muss ein schwieriger Chef sein.«
    »Ach, man muss ihn nur zu nehmen wissen. Er ist reizbar und streitsüchtig. Ich glaube, die Leute gehen ihm auf die Nerven. Innerhalb von zwei Jahren hat er viermal seinen Diener gewechselt. Er braucht immer wieder neue Leute zum Tyrannisieren. Aber ich komme recht gut mit ihm zurecht.«
    »Mr Jackson scheint sehr hilfsbereit zu sein.«
    »Er ist sehr taktvoll und steckt immer voller Einfälle«, sagte Esther. »Freilich, manchmal ist er ein wenig – « Sie brach ab.
    Miss Marple dachte nach. »So eine Stellung ist wohl nicht immer ganz einfach?«
    »Nun ja, es ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Immerhin« – Esther lächelte – »ich glaub, er lässt sich’s ganz wohl sein dabei.«
    Auch darüber dachte Miss Marple nach, aber es half ihr nicht weiter. So setzte sie die Unterhaltung fort und hatte bald eine ganze Menge über die vier Naturschwärmer, die Dysons und die Hillingdons, erfahren.
    »Die Hillingdons kommen seit drei oder vier Jahren hierher«, sagte Esther, »aber Gregory Dysons schon viel länger. Er kennt Westindien sehr gut. Ich glaube, er kam schon mit seiner ersten Frau hierher. Sie war sehr zart und musste jeden Winter ins Ausland fahren, oder ein wärmeres Klima aufsuchen.«
    »Ist sie tot, oder sind sie geschieden?«
    »Nein, sie ist gestorben, und zwar hier, auf einer der Westindischen Inseln. Irgendwas hat es damals gegeben, irgendeinen Skandal. Er spricht nie von ihr, jemand anderer hat es mir erzählt. Ich glaube, sie haben sich nicht vertragen.«
    »Und dann hat er also diese Lucky geheiratet!« Miss Marples Tonfall schien besagen zu wollen: ›Was für ein Name!‹
    »Sie war, glaube ich, mit seiner ersten Frau verwandt.«
    »Kennen die Dysons die Hillingdons schon lange?«
    »Oh, ich glaube, erst seit die Hillingdons hierherkommen. Drei oder vier Jahre, nicht länger.«
    »Die Hillingdons machen einen netten Eindruck«, sagte Miss Marple. »So ruhige Leute.«
    »Ja, sie sind beide sehr ruhig.«
    »Und alle sagen, dass sie so sehr aneinander hängen«, meinte Miss Marple. Sie sagte das ohne jeden Unterton, aber Esther Walters blickte sie scharf an.
    »Und Sie glauben das?«
    »Sie vielleicht, meine Liebe?«
    »Nun, manchmal fragt man sich…«
    »Ruhige Männer wie Oberst Hillingdon«, sagte Miss Marple, »haben oftmals eine Schwäche für auffallende Frauen.« Und nach einer bedeutungsvollen Pause fügte sie hinzu: »Lucky – was für ein Name! Ob Mr Dyson wohl ahnt, was da hinter seinem Rücken vorgeht?«
    ›Du alte Klatschbase‹, dachte Esther Walters. Sie sagte ziemlich kühl: »Ich habe keine Ahnung.«
    Miss Marple wechselte das Thema. »Zu traurig, die Sache mit dem armen Major Palgrave!«, sagte sie.
    Mechanisch stimmte Esther

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