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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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warf Miss Marple abermals ein. »Wie hießen sie gleich – warten Sie – war es nicht Serenit?«
    »Also, ich glaube nicht«, sagte Mrs Hillingdon, »dass er irgendein Leiden zugegeben hätte! Er gehörte zu den Leuten, die aus Angst vor der Krankheit die Krankheit verleugnen.«
    Für Evelyn Hillingdon war es eine lange Rede gewesen. Nachdenklich blickte Miss Marple auf den dunklen Scheitel nieder.
    »Der Fehler liegt darin«, erklärte Mr Rafiel kategorisch, »dass jedermann so brennend gern die Krankheiten des anderen wissen will. Als ob man über fünfzig unbedingt an übermäßigem Blutdruck, an Coronarthrombose oder sonst etwas sterben müsste! Quatsch! Wenn mir jemand sagt, er fühle sich gesund, dann glaube ich es ihm auch! Ein Mensch muss doch über seine eigene Gesundheit Bescheid wissen! – Wie spät ist es? Viertel vor zwölf? Da hätte ich doch schon längst im Wasser sein sollen! Warum erinnern Sie mich nicht rechtzeitig daran, Esther?«
    Mrs Walters widersprach nicht. Sie stand auf und war Mr Rafiel behilflich. Dann gingen sie zusammen den Strand hinunter, wobei sie ihn vorsichtig stützte. Gemeinsam wateten sie ins Wasser.
    Señora de Caspearo öffnete die Augen und murmelte: »Wie ekelhaft doch diese alten Männer sind! Sie gehören alle schon mit vierzig umgebracht – oder besser schon mit fünfunddreißig!«
    Edward Hillingdon und Gregory Dyson kamen an den Strand herunter.
    »Wie ist das Wasser, Evelyn?«
    »So wie immer.«
    »Es ändert sich nicht sehr, was? Wo ist Lucky?«
    »Keine Ahnung«, sagte Evelyn.
    Wieder blickte Miss Marple nachdenklich auf den dunklen Kopf hinunter.
    »Also, ich werde jetzt meine Walimitation vorführen!«, sagte Gregory. Er warf sein grellbunt gemustertes Bermudahemd ab, lief auf das Wasser zu, warf sich prustend hinein und begann zu kraulen. Edward Hillingdon setzte sich zu seiner Frau in den Sand und fragte: »Gehst du auch nochmal mit mir hinein?«
    Sie lächelte, zog ihre Badehaube über, und dann schritten die beiden auf weit weniger spektakuläre Weise als Gregory den Strand hinunter.
    Señora de Caspearo öffnete wieder die Augen.
    »Zuerst habe ich geglaubt, diese zwei sind auf Hochzeitsreise. Er ist so nett zu ihr. Aber ich höre, sie sind verheiratet schon acht, neun Jahre. Das ist unglaublich, nicht?«
    »Wo mag wohl Mrs Dyson stecken?«, fragte Miss Marple.
    »Die? Die ist bei einem Mann.«
    »Glauben Sie?«
    »Das ist ganz sicher«, sagte Señora de Caspearo. »Sie ist so ein Typ. Aber sie ist nicht mehr jung – ihr Mann, er sieht sich schon anderswo um. Er versucht sein Glück – da, dort, immerfort. Ich weiß es.«
    »O ja«, sagte Miss Marple, »ich hab’ mir gedacht, dass Sie das wissen werden!«
    Señora de Caspearo warf ihr einen überraschten Blick zu. Von dieser Seite hatte sie so etwas zuallerletzt erwartet.
    Aber Miss Marple blickte voll freundlicher Unschuld auf die Wellen hinaus.
     
    »Darf ich auf ein Wort hineinkommen, Mrs Kendal?«
    »Aber bitte«, sagte Molly. Sie saß im Büro an ihrem Schreibtisch.
    Victoria Johnson, die in ihrer flotten weißen Arbeitskleidung besonders groß und vital wirkte, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
    »Ich hätte Ihnen gern etwas gesagt, Mrs Kendal.«
    »Ja? Was gibt es? Ist irgendwas passiert?«
    »Das ist es ja – ich weiß es nicht sicher. Ich komme wegen des alten Herrn, der gestern im Schlaf gestorben ist.«
    »Ja, ja. Was ist mit ihm?«
    »In seinem Zimmer war ein Fläschchen mit Pillen. Der Doktor hat mich danach gefragt.«
    »Ja, und?«
    »Er sagte ›Lass mal sehen, was er hier auf dem Badezimmerbord stehen hat‹. Dann sah er nach. Es war Zahnpulver dort, und Verdauungspillen, und Aspirin, und Cascarapillen. Und dann eben diese Pillen in dem Fläschchen, auf dem ›Serenit‹ stand.«
    »Ja, und?«, wiederholte Molly.
    »Der Doktor schaute sie an und nickte ganz zufrieden. Aber später fiel mir ein, dass diese Pillen früher nicht dort waren. Ich hab’ sie nie vorher im Badezimmer gesehen. Die anderen ja. Das Zahnpulver, das Aspirin, das Rasierwasser und alles andere. Aber diese Serenit-Pillen hab’ ich nie vorher bemerkt.«
    »Und da glaubst du – « Molly sah recht verdutzt drein.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte Victoria. »Mir kam’s nur merkwürdig vor, und so dachte ich, ich sag’s Ihnen lieber. Vielleicht fragen Sie den Doktor? Vielleicht hat es was zu bedeuten? Vielleicht hat jemand diese Pillen hingestellt, damit der Major sie nimmt und daran

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