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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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waren Sie gerade mit Mrs Hillingdon im Gespräch, nicht wahr?«
    »Alle anderen waren, soweit ich sehen konnte, schon zu Bett gegangen.«
    »Worüber unterhielten Sie sich mit Mrs Hillingdon?«
    »Über nichts Besonderes – warum? Was hat sie gesagt?«
    »Bisher noch nichts, weil wir sie noch nicht befragt haben.«
    »Wir sprachen über alles mögliche. Über Molly, die Gastronomie und manches andere.«
    »Und dann – kam Ihre Frau die Terrassenstufen herauf und sagte Ihnen, was passiert war?«
    »Ja.«
    »Sie hatte Blut an den Händen?«
    »Ja, natürlich! Sie hatte doch versucht, das Mädchen aufzuheben, da sie nicht wusste, was mit ihr los war. Dabei hat sie sich mit Blut besudelt. Was zum Teufel wollen Sie ihr eigentlich unterstellen? Denn Sie wollen doch etwas unterstellen?«
    »Bitte, bleiben Sie doch ruhig«, sagte Daventry. »Ich weiß schon, dass Sie das alles sehr hernimmt, Tim; aber wir müssen den Sachverhalt klarstellen. Soviel ich gehört habe, hat Ihre Frau sich in letzter Zeit nicht wohlgefühlt?«
    »Unsinn – sie ist ganz in Ordnung. Der Tod des Majors hat sie ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht – sie ist eben eine sensible junge Frau.«
    »Wir werden ihr ein paar Fragen stellen müssen, sobald sie kräftig genug dazu ist«, sagte Weston.
    »Nun gut, aber jetzt können Sie das nicht. Der Doktor hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und jede Störung verboten. Und auch ich möchte jede Aufregung oder Einschüchterung vermieden wissen, wollen Sie das bitte berücksichtigen!«
    »Von Einschüchterung kann keine Rede sein«, sagte Weston. »Wir müssen lediglich gewisse Tatsachen ermitteln. Sobald der Arzt es uns erlaubt, werden wir mit ihr sprechen müssen.« Er sagte es freundlich, aber unbeirrbar.
    Tim sah ihn an, wollte etwas sagen – und schwieg.
     
    Ruhig und gelassen wie gewöhnlich nahm Evelyn Hillingdon auf dem angebotenen Sessel Platz. Sie ließ sich Zeit, die wenigen ihr gestellten Fragen zu überdenken. Ihre dunklen intelligenten Augen ruhten gedankenvoll auf Weston.
    »Ja«, sagte sie schließlich, »ich habe mit Mr Kendal auf der Terrasse gesprochen, als seine Frau die Treppe heraufkam, noch ganz verstört von ihrer Entdeckung.«
    »Mr Hillingdon war nicht zugegen?«
    »Nein, der war schon zu Bett.«
    »Hatten Sie für Ihr Gespräch mit Mr Kendal einen besonderen Anlass?«
    Evelyn hob die fein gezeichneten Brauen, was einer klaren Zurechtweisung gleichkam, und sagte kühl:
    »Welche Frage! Nein – unser Gespräch hatte keinerlei besonderen Anlass.«
    »Wurde über den Gesundheitszustand seiner Frau gesprochen?«
    Wieder ließ Evelyn sich Zeit. »Ich weiß es wirklich nicht mehr«, sagte sie schließlich.
    »Wissen Sie es tatsächlich nicht mehr?«
    »Ob ich weiß, dass ich es nicht mehr weiß? Kurios. Man spricht so vieles – und zu so verschiedenen Zeiten.«
    »Ich habe gehört, Mrs Kendal sei in letzter Zeit nicht ganz gesund gewesen – was sagen Sie dazu?«
    »Sie sah recht gesund aus – vielleicht ein wenig abgespannt. Aber die Führung eines solchen Hauses bringt eine Menge Sorgen mit sich, und Mrs Kendal hat keine Erfahrung. Da gehen einem ab und zu schon die Nerven durch.«
    »›… die Nerven durch‹«, wiederholte Weston. »Sie wollen also ihren Zustand so charakterisieren?«
    »Ach, das ist nur so ein altmodischer Ausdruck, aber er ist ebenso gut wie der moderne Jargon, der einen Gallenanfall für eine Virusinfektion ausgibt und ›Angstneurose‹ für die kleinen Widrigkeiten des täglichen Lebens sagt!«
    Ihr Lächeln bewirkte, dass Weston sich ein wenig albern vorkam. Diese Evelyn Hillingdon ist eine gescheite Frau, dachte er. Dann sah er Daventrys ungerührte Miene, fragte sich, was der wohl denken mochte, und sagte:
    »Ich danke Ihnen, Mrs Hillingdon.«
     
    »Wir wollen nicht lästigfallen, Mrs Kendal, aber wir brauchen eine genaue Schilderung von Ihnen, auf welche Weise Sie die Tote gefunden haben. Dr. Graham meint, Sie hätten sich weit genug erholt, um jetzt darüber sprechen zu können.«
    »O ja«, sagte Molly, »ich bin schon wieder ganz die alte.« Ihr dünnes Lächeln verriet Nervosität. »Es war nur ein Schock – aber was für einer, wissen Sie.«
    »Ja, das kann man sich vorstellen – Sie sind also nach dem Dinner spazieren gegangen?«
    »Ja – das tue ich oft.«
    Daventry stellte fest, dass ihr Blick unstet war und ihre Finger sich abwechselnd verkrampften und wieder lösten. »Um welche Zeit soll das gewesen sein, Mrs Kendal?«, fragte

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