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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Weston.
    »Also das weiß ich wirklich nicht – wir halten uns nicht so sehr an eine bestimmte Zeit.«
    »Spielte die Kapelle noch?«
    »Ja – zumindest glaube ich es – aber erinnern kann ich mich nicht mehr.«
    »Welchen Weg sind Sie gegangen?«
    »Oh, den Strandweg.«
    »In welcher Richtung?«
    »Nun – zuerst in der einen Richtung – und dann in der anderen. Ich – ich habe gar nicht darauf geachtet.«
    »Warum nicht, Mrs Kendal?«
    Sie zog die Stirn in Falten. »Ja, ich muss wohl in Gedanken gewesen sein!«
    »Haben Sie über etwas Bestimmtes nachgedacht?«
    »Nein – gar nichts Besonderes – nur über Dinge, die das Hotel betreffen.« Wieder verkrampften und lösten sich ihre Finger. »Und dann – bemerkte ich etwas Weißes – in einer Gruppe von Hibiskusbüschen – und wollte sehen, was das sei. Ich blieb stehen und – und zog – « sie schluckte krampfhaft – »und dann war es sie – Victoria – ganz verkrümmt lag sie da, und ich versuchte, ihren Kopf zu heben, und da spürte ich das Blut – auf meinen Händen.« Sie blickte die Männer an und wiederholte erstaunt, als hielte sie es noch immer nicht für möglich. »Blut – auf meinen Händen.«
    »Ja, ja – ein grässliches Erlebnis. Darüber brauchen Sie uns gar nichts weiter zu erzählen. Aber wie lange, schätzen Sie, sind Sie schon am Strand gewesen, bevor Sie die Leiche gefunden haben?«
    »Ich weiß nicht – keine Ahnung!«
    »Eine Stunde? Eine halbe Stunde? Oder länger als eine Stunde – «
    »Ich kann es nicht sagen«, beharrte Molly.
    »Haben Sie auf Ihren Spaziergang ein Messer mitgenommen?«
    »Ein Messer?«, klang es überrascht. »Warum denn ein Messer?«
    »Ach, nur, weil jemand vom Küchenpersonal meinte, ein Messer in Ihrer Hand gesehen zu haben, als Sie durch die Küche in den Garten gingen.«
    Abermals zog Molly die Stirn in Falten.
    »Aber ich bin ja gar nicht aus der Küche gegangen – ach, Sie meinen früher, vor dem Dinner! Ich – ich glaube nicht – «
    »Haben Sie vielleicht das Besteck auf den Tisch neu aufgelegt?«
    »Das muss ich manchmal. Immer wieder wird falsch aufgedeckt – einmal sind’s zu viele Messer, dann wieder zu wenige. Und mit den Gabeln und Löffeln ist es nicht anders.«
    »Und war das an jenem Abend auch so?«
    »Das ist durchaus möglich – aber es geschieht automatisch, ohne dass man etwas dabei denkt. Darum erinnere ich mich nicht – «
    »Es wäre also möglich, dass Sie an diesem Abend mit einem Messer in der Hand aus der Küche gegangen sind?«
    »Ich glaube nicht, dass ich das getan habe – ja, ich bin sogar sicher.« Sie fügte hinzu: »Tim war ja da – er wird es wissen. Fragen Sie ihn.«
    »Haben Sie diese Victoria gern um sich gehabt? War sie eine tüchtige Kraft?« fragte Weston.
    »Ja – sie war ein sehr nettes Mädchen.«
    »Und Sie hatten nie Streit mit ihr?«
    »Streit? Nein.«
    »Sie hat Sie niemals irgendwie bedroht?«
    »Mich bedroht? Was soll das heißen?«
    »Ach, das ist nicht so wichtig… Sie haben keinen Verdacht, wer sie ermordet haben könnte? Überhaupt keine Ahnung?«
    »Gar keine.« Sie sagte es sehr bestimmt.
    »Nun, dann danken wir Ihnen, Mrs Kendal.« Er lächelte. »War es sehr schrecklich?«
    »Ist das denn alles?«
    »Im Moment – ja.«
    Daventry erhob sich, öffnete ihr die Tür und sah zu, wie sie hinausging.
    »›Tim wird es wissen‹«, zitierte er, während er zu seinem Stuhl zurückging. »Und Tim sagt ausdrücklich, dass sie kein Messer hatte!«
    Weston sagte ernst: »Ich glaube, jeder Gatte würde so aussagen.«
    »Nun, ein Tafelmesser dürfte für einen Mord kaum geeignet sein.«
    »Aber es war ein Fleischmesser, Mr Daventry! An jenem Abend standen Steaks auf dem Menü. Und Fleischmesser sind scharf!«
    »Ich sträube mich dagegen, in ihr eine kaltblütige Mörderin zu sehen!«
    »Das ist auch noch gar nicht behauptet worden. Möglicherweise ist Mrs Kendal vor dem Dinner in den Garten hinausgegangen und hat dabei tatsächlich ein Messer in der Hand gehabt – weil es auf einem der Tische überzählig war. Vielleicht hat sie das gar nicht bewusst getan, hat es dann irgendwo hingelegt oder gar fallen lassen. Jemand anderer kann es dann gefunden und benützt haben. Auch ich halte sie nicht für tatverdächtig.«
    »Trotzdem«, sagte Daventry nachdenklich, »ich habe das Gefühl, dass sie nicht alles sagt, was sie weiß. Diese vagen Zeitangaben sind doch recht merkwürdig. Wo ist sie wirklich gewesen? Was hat sie draußen gemacht? Niemand

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