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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Mann. Außerdem dürfte sie zu wenig gewusst haben.«
    »Aber für eine Erpressung hat es gereicht?«
    »Erpressung? Ich glaube, das Mädchen hätte nicht einmal das Wort verstanden! Schweigegeld und Erpressung, das ist zweierlei. Es gibt hier eine Menge reicher Gäste, deren Privatleben nicht viel Nachforschung verträgt.«
    »Ja, es läuft hier alles mögliche herum«, sagte Daventry. »So manche Dame hier schläft nicht nur im eigenen Bett, und da stopft ein Trinkgeld so manchem Zimmermädchen den Mund.«
    »Genau.«
    »Aber«, warf Daventry ein, »hier haben wir es mit Mord zu tun!«
    »Vermutlich hat das Mädchen den Ernst der Sache unterschätzt. Sie muss irgendetwas gesehen haben, das mit diesen Tabletten zusammenhängt. Und da es Mr Dysons Tabletten waren, schlage ich vor, ihn als nächsten zu vernehmen.«
    Gregory trat in seiner gewohnt herzlichen Art ein.
    »Da bin ich, meine Herren!« sagte er. »Was möchten Sie gern wissen? Schade um das nette Mädel! Wir hatten sie beide ins Herz geschlossen. Wahrscheinlich hat sie sich mit einem Mann gestritten, aber sie war doch immer ganz zufrieden, keine Spur von Schwierigkeiten! Noch gestern Abend waren wir ganz vergnügt.«
    »Sie nehmen Serenit, Mr Dyson?«
    »Ja. Diese kleinen rosa Tabletten.«
    »Vom Arzt verschrieben?«
    »Ja, ich kann Ihnen das Rezept zeigen. Mein Blutdruck ist zu hoch, wie das jetzt so häufig ist.«
    »Aber kaum jemand hat davon gewusst!«
    »Nun, ich binde es niemandem auf die Nase. Ich bin immer gesund gewesen und gut beisammen und rede nicht gern von meinen Beschwerden.«
    »Wie viel Tabletten nehmen Sie?«
    »Zwei bis drei pro Tag.«
    »Da haben Sie wohl einen großen Vorrat davon?«
    »Ja – ein halbes Dutzend Fläschchen. Aber die sind weggeschlossen in einem Koffer, nur die Gebrauchspackung steht griffbereit im Zimmer.«
    »Und neulich haben Sie das angebrochene Fläschchen vermisst?«
    »Ganz richtig.«
    »Und haben Victoria Johnson danach gefragt?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie sagte, sie habe es zuletzt auf unserem Badezimmerbord gesehen, werde sich aber umsehen.«
    »Und dann?«
    »Ein paar Tage später brachte sie das Fläschchen zurück und fragte, ob es das richtige sei.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte: ›Ach, meine Serenit-Tabletten! – Wo haben Sie denn die her?‹ Und sie sagte: ›Im Zimmer des Herrn, der jetzt tot ist.‹ Ich fragte natürlich, wie sie dorthingekommen seien.«
    »Und was gab sie zur Antwort?«
    »Sie sagte, das wisse sie nicht, aber – « Er zögerte.
    »Ja, Mr Dyson?«
    »Nun, sie machte ganz den Eindruck, als wüsste sie mehr, als sie sagte, aber ich achtete nicht weiter darauf. Es schien mir auch nicht wichtig, denn, wie gesagt, ich habe ja noch weitere Fläschchen. Ich war der Meinung, die Tabletten im Speisesaal oder sonst wo liegen gelassen zu haben. Vielleicht hatte der alte Palgrave sie an sich genommen, um sie mir bei Gelegenheit zurückzugeben, und es dann vergessen.«
    »Ist das alles, Mr Dyson?«
    »Ja. Leider kann ich Ihnen nicht mehr darüber sagen. Ist es so wichtig? Und warum?«
    Weston zuckte die Achseln. »In so einem Fall kann alles von Wichtigkeit sein«, sagte er.
    »Ich verstehe nicht, was die Tabletten damit zu tun haben sollen! Ich dachte, Sie wollten wissen, was ich zur Tatzeit gemacht habe. Das hab’ ich nach bestem Wissen niedergeschrieben.«
    Weston sah ihn nachdenklich an.
    »Wirklich? Das war sehr aufmerksam, Mr Dyson.«
    »Ich wollte Ihnen Zeit und Mühe ersparen«, sagte Greg und schob ein Blatt Papier über den Tisch.
    Weston studierte es, und Daventry zog seinen Stuhl heran, um ihm dabei über die Schulter blicken zu können. »Das scheint alles ganz klar«, sagte Weston nach einiger Zeit. »Bis zehn vor neun haben Sie und Ihre Frau sich im Bungalow zum Dinner umgekleidet. Dann sind Sie zur Terrasse hinüber und haben mit Señora de Caspearo etwas getrunken. Viertel nach neun sind Oberst Hillingdon und Frau dazugekommen, und dann sind Sie gemeinsam zum Dinner hineingegangen. Und soweit Sie sich erinnern können, waren Sie um zirka halb zwölf schon im Bett.«
    »Natürlich weiß ich nicht, um welche Zeit der Mord geschehen ist«, sagte Greg.
    Leutnant Weston überhörte die versteckte Frage.
    »Wie ich gehört habe, hat Mrs Kendal die Leiche gefunden? Das muss ein böser Schock für sie gewesen sein!«
    »Ja. Dr. Robertson musste ihr ein Beruhigungsmittel geben.«
    »Es war schon recht spät, nicht wahr, die meisten Leute

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