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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schon zu heiß fand, ging er mit seiner Schwester wieder ins Hotel zurück.
    »Wie kann ein Strand nur zu heiß sein?«, sagte Señora de Caspearo spöttisch, als sie weg waren. »Das ist doch Unsinn! Und schauen Sie nur, was sie alles anhat – eingewickelt bis an den Hals! Aber vielleicht ist es besser so – bei dieser Haut! Scheußlich, wie eine gerupfte Gans!«
    Miss Marple machte einen tiefen Atemzug. Jetzt oder nie war die Gelegenheit, mit Señora de Caspearo ins Gespräch zu kommen! Aber wie beginnen? Welches gemeinsame Thema konnte es zwischen ihnen schon geben?
    »Haben Sie Kinder, Señora?«, fragte sie. »Ich habe drei kleine Engel«, sagte Señora de Caspearo und küsste ihre Fingerspitzen.
    Miss Marple war nicht ganz sicher, ob das heißen sollte, Señora de Caspearos Sprösslinge befänden sich schon im Himmel oder ob damit nur deren Charakter gemeint war.
    Einer der sie umlagernden Herren sagte etwas in spanischer Sprache, worauf Señora de Caspearo den Kopf zustimmend zurückwarf und ein melodiöses Lachen hören ließ.
    »Sie verstehen, was er gesagt hat?«, fragte sie Miss Marple.
    »Leider nein«, bedauerte Miss Marple.
    »Um so besser. Er ist unverschämt.«
    Es folgte ein munteres spanisches Wortgeplänkel.
    »Es ist infam – einfach infam« – mit plötzlichem Ernst kehrte Señora de Caspearo wieder zum Englischen zurück – »dass die Polizei uns die Abreise untersagt! Ich war wütend, ich hab’ geschrien und gestampft – aber alles, was sie sagten, war nein – nein. Wissen Sie, was passieren wird? Wir werden noch alle umgebracht!«
    Ihr Gefolge sprach beruhigend auf sie ein. »Aber wenn ich Ihnen sage – hier ist ein Unglücksort! Von Anfang an hab’ ich’s gewusst – dieser alte hässliche Major – er hat den bösen Blick gehabt, erinnern Sie sich? Seine Augen haben geschielt, und das bedeutet nichts Gutes! Sooft er mich angesehen hat, hab’ ich das Zeichen dagegen gemacht!« Sie machte es vor. »Obwohl man ja nie sicher war, in welcher Richtung er blickte, so geschielt hat er!«
    »Aber er hatte doch ein Glasauge«, sagte Miss Marple erklärend. »Ein früherer Unfall, soviel ich weiß. Er konnte doch nichts dafür.«
    »Und ich sage Ihnen, er ist schuld an dem ganzen Unglück – das kommt alles vom bösen Blick!«
    Wieder schoss ihre Hand mit der wohl bekannten Geste der Südländer vorwärts: den Zeige- und den kleinen Finger vorgestreckt, die beiden mittleren gekrümmt. »Immerhin«, sagte sie munter, »jetzt ist er tot, und ich muss ihn nicht mehr sehen. Etwas Hässliches mag ich einfach nicht sehen!«
    Ein etwas grausamer Nachruf auf Major Palgrave, fand Miss Marple.
    Weiter unten am Strand war Gregory Dyson aus dem Wasser gekommen, und Lucky hatte sich im Sand herumgedreht. Evelyn Hillingdon blickte auf Lucky, wobei ihr Ausdruck Miss Marple eine Gänsehaut verursachte.
    »Mir kann doch nicht kalt sein – bei der Hitze«, sagte sie sich. Sie stand auf und ging langsam zu ihrem Bungalow zurück.
    Auf dem Weg dorthin begegnete ihr Mr Rafiel und Esther Walters, die zum Strand herunterkamen. Mr Rafiel blinzelte ihr zu, aber Miss Marples Blick blieb abweisend. Im Bungalow angelangt, legte sie sich aufs Bett. Sie fühlte sich alt, müde und von Unruhe gepeinigt.
    Sie war so überzeugt, dass man keine Zeit mehr verlieren durfte – keine Zeit mehr verlieren… Es wurde immer später… Bald ging die Sonne unter – die Sonne – man musste sie immer durch ein geschwärztes Glas ansehen – wo war nur das geschwärzte Glasstück, das ihr jemand gegeben hatte… Nein, sie würde es gar nicht brauchen – ein Schatten hatte sich vor die Sonne geschoben – ein Schatten. Evelyn Hillingdons Schatten – nein, nicht der Evelyn Hillingdons! Es war (wie hieß es doch gleich?) der Schatten des Todestals. Ja, das war es! Sie musste – was denn nur? – Richtig, das Zeichen gegen den bösen Blick musste sie machen – gegen Major Palgraves bösen Blick.
    Ihre Lider blinzelten – sie hatte geschlafen! Aber da war doch ein Schatten – jemand spähte zum Fenster herein.
    Der Schatten verschwand – und Miss Marple erkannte, wer es gewesen war. Es war Jackson.
    ›Welche Frechheit – einfach so hereinzuschauen‹, dachte sie – und in Parenthese setzte sie hinzu: ›Genau wie Jonas Parry.‹
    Dieser Vergleich war für Jackson nicht gerade günstig.
    Aber warum hatte Jackson in ihr Schlafzimmer geblickt? Um zu sehen, ob sie da war, und wenn, ob sie schlief?
    Sie stand auf, trat ins

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