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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Miss Marple. »Die Mädchen gehen zur Arbeit und machen Bekanntschaften, ob man es ihnen verbietet oder nicht!«
    »Aber dann erschien Gott sei Dank Tim Kendal auf der Bildfläche«, fuhr Miss Prescott fort, »und löschte den anderen restlos aus! Die Familie war darüber sehr froh!«
    »Hoffentlich haben sie sich das nicht zu sehr anmerken lassen«, sagte Miss Marple. »Das schreckt ein Mädchen so leicht von einer passenden Verbindung ab!«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Man hat da so seine Erfahrungen – « murmelte Miss Marple, in die Vergangenheit zurückschweifend. Auch sie hatte seinerzeit bei einer Partie Krocket einen jungen Mann kennen gelernt. So nett war er ihr vorgekommen – so unbeschwert, fast ein Bohemien seinen Reden nach. Auch ihr Vater hatte ihn unerwartet herzlich aufgenommen. Er war eine passende Partie gewesen, war mehr als einmal bei ihr zuhause eingeladen worden – aber Miss Marple hatte schließlich herausgefunden, dass er fade war – fad und langweilig.
    Der dahindösende Kanonikus schien jetzt keine Gefahr mehr zu sein, und Miss Marple versuchte, das Thema anzusteuern, das ihr am Herzen lag.
    »Sie müssen eine Menge über das Hotel wissen«, sagte sie halblaut. »Sie kommen ja seit mehreren Jahren hierher, nicht?«
    »Nun ja, das letzte, das vor- und das vorvorletzte Jahr. Wir sind sehr gern in St. Honoré, es sind immer so nette Leute da. Nicht dieses aufdringliche reiche Publikum.«
    »Da müssen Sie ja die Dysons und die Hillingdons gut kennen!«
    »O ja, recht gut sogar!«
    Miss Marple hüstelte und senkte die Stimme.
    »Major Palgrave hat mir da eine recht interessante Geschichte erzählt«, raunte sie.
    »Ja, er hat über ein großes Repertoire verfügt, nicht wahr? Ein weit gereister Mann! Afrika, Indien, ja sogar China, glaube ich.«
    »In der Tat«, sagte Miss Marple. »Aber diese Geschichten hab’ ich nicht gemeint. Es war über – nun, über jemanden, den ich vorhin erwähnt habe.«
    »Oh!«, sagte Miss Prescott bedeutungsvoll.
    »Ja. Und nun frage ich mich – « Miss Marple blickte freundlich über den Strand und verweilte bei der sich sonnenden Lucky. »Schön braun ist sie, nicht wahr? Und dieses Haar 1 . Sehr attraktiv, genau die gleiche Farbe wie Molly Kendal!«
    »Mit dem einen Unterschied«, sagte Miss Prescott, »dass Molly naturblond ist, während Luckys Blond aus der Flasche kommt.«
    »Wirklich, Joan«, protestierte der plötzlich wieder muntere Kanonikus, »glaubst du nicht, dass es hässlich ist, so etwas zu sagen?«
    »Was heißt da ›hässlich‹?«, entgegnete Miss Prescott scharf. »Es verhält sich einfach so!«
    »Mir gefällt es«, sagte der Kanonikus.
    »Natürlich! Deshalb tut sie’s ja. Aber du kannst Gift darauf nehmen, mein lieber Jeremy, eine Frau lässt sich damit nicht täuschen!« Sie wandte sich an Miss Marple: »Meinen Sie nicht auch?«
    »Ja, ich fürchte – «, sagte Miss Marple, »natürlich hab’ ich nicht so viel Erfahrung wie Sie – aber ich fürchte – ja, ich würde sogar sagen, auf keinen Fall naturblond! Diese Haarwurzeln jeden fünften, sechsten Tag…« Die beiden Frauen nickten einander verständnisinnig zu.
    Der Kanonikus schien wieder zu schlummern.
    »Major Palgrave hat mir da wirklich etwas Außergewöhnliches erzählt«, tuschelte Miss Marple. »Über – ich hab’ das nicht ganz mitbekommen. Manchmal lässt mein Gehör etwas nach. Aber er schien andeuten zu wollen – « Sie ließ den Satz offen.
    »Ich weiß, was Sie meinen. Es ist damals so allerlei geredet worden – «
    »Meinen Sie, damals, als – «
    »Als die erste Mrs Dyson starb. Es kam so unerwartet! Jedermann hatte sie für eine malade imaginaire gehalten, eine Hypochonderin. Und da kam dann plötzlich dieser Anfall und dieser unerwartete Tod – ja, da begannen die Leute natürlich zu reden!«
    »Und es gab keine – Verwicklungen?«
    »Dem Arzt war es ein Rätsel. Er war noch recht jung und unerfahren. So einer, der auf Antibiotika schwört, wissen Sie, so ein Pillendoktor, der, ohne den Patienten recht anzusehen, seine Pillen an ihm ausprobiert. Der konnte sich’s nicht erklären. Aber da sie, wie ihr Mann sagte, schon früher mit dem Magen zu tun gehabt hatte, gab er sich zufrieden. Es gab ja keinen Grund, das anzuzweifeln.«
    »Aber Sie selbst glauben – «
    »Ach, ich habe für so vieles Verständnis, aber unwillkürlich fragt man sich doch, wissen Sie. Und dazu noch das Gerede der Leute – «
    »Joan!« Streitlustig setzte der Kanonikus sich auf.

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