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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Badezimmer und blickte vorsichtig aus dem Fenster. Arthur Jackson stand an der Tür des Nachbarbungalows, den Mr Rafiel bewohnte. Er blickte rasch nach allen Seiten und schlüpfte dann hinein. Interessant, dachte Miss Marple. Warum dieses verstohlene Gehabe? Es war doch ganz natürlich, dass Jackson Mr Rafiels Bungalow betrat, er bewohnte doch selbst ein Zimmer darin! Stets ging er mit irgendeinem Auftrag ein und aus. Warum also jetzt dieser rasche schuldbewusste Rundblick? »Einzig und allein darum«, sagte sich Miss Marple, »weil er diesmal nicht gesehen werden will – weil er etwas Bestimmtes vorhat!«
    Um diese Zeit war natürlich jeder am Strand, der nicht auf einen Ausflug gegangen war. Auch Jackson würde nach etwa zwanzig Minuten am Strand erscheinen, um Mr Rafiel beim täglichen Baden im Meer zu helfen. Also war für irgendwelche Heimlichkeiten im Bungalow jetzt der günstigste Zeitpunkt. Jackson hatte sich vergewissert, dass Miss Marple schlafend auf ihrem Bett lag und niemand in der Nähe war, der ihn beobachten konnte. Gerade das aber musste sie tun, so gut sie es vermochte!
    Miss Marple setzte sich auf und vertauschte ihre hübschen Sandalen gegen ein Paar Turnschuhe. Aber dann schüttelte sie den Kopf und kramte aus ihrem Koffer ein Paar Schuhe, deren einer einen wackligen Absatz hatte. Mit der Nagelfeile lockerte Miss Marple den Absatz noch mehr und trat dann, noch immer in Strümpfen, mit der nötigen Vorsicht aus der Tür. Behutsam wie ein Großwildjäger pirschte sie sich an Mr Rafiels Bungalow heran.
    Vorsichtig bewegte sie sich um die Hausecke. Den einen Schuh zog sie jetzt an, dem lockeren Absatz des anderen gab sie noch eine letzte Drehung. Dann kniete sie nieder und verharrte in dieser Stellung unterhalb des Fensterbretts. Falls Jackson etwas hören sollte und ans Fenster kam, würde er eine alte Dame sehen, die gerade gestürzt war, weil ihr Absatz nachgegeben hatte. Aber offenbar hatte Jackson nichts gehört.
    Langsam und leise schob Miss Marple den Kopf höher. Die Bungalowfenster reichten so tief herab! Hinter einer Kletterranke Deckung suchend, erhaschte Miss Marple einen Blick ins Innere…
    Jackson kniete vor einem geöffneten Koffer. Sie konnte sehen, dass es ein mit Fächern versehener Aktenkoffer war, vollgestopft mit allen möglichen Papieren. Und Jackson sah diese Papiere durch, zog dabei gelegentlich auch Dokumente aus ihren Umschlägen.
    Miss Marple verharrte nicht lange auf ihrem Beobachtungsposten. Sie wusste jetzt, was Jackson machte, er schnüffelte herum. Ob er nach etwas Bestimmtem suchte oder ob er nur einer Veranlagung folgte, ließ sich nicht sagen – jedenfalls aber bestand zwischen Arthur Jackson und Jonas Parry auch eine innere Ähnlichkeit. Nun galt es, an den Rückzug zu denken. Sehr vorsichtig ließ sie sich wieder auf die Knie sinken und kroch das Blumenbeet entlang aus dem Blickfeld des Fensters. Dann ging sie zu ihrem Bungalow zurück und legte Schuh und Absatz sorgsam beiseite. Ein guter Trick, den sie erforderlichenfalls auch ein andermal anwenden konnte! Wieder in Sandalen promenierte sie nachdenklich zum Strand hinunter.
    Da Esther Walters gerade im Wasser war, setzte sie sich in den von ihr verlassenen Stuhl.
    Greg und Lucky unterhielten sich lachend mit Señora de Caspearo, wobei sie ziemlich viel Lärm machten. Leise, fast flüsternd, und ohne Mr Rafiel anzusehen, sagte Miss Marple: »Wissen Sie eigentlich, dass Jackson schnüffelt?«
    »Das ist mir neu«, sagte Mr Rafiel. »Haben Sie ihn dabei erwischt?«
    »Ich hab’ ihm durchs Fenster zugesehen. Er hatte einen Ihrer Koffer geöffnet und stöberte in Ihren Papieren.«
    »Da muss er sich einen Schlüssel verschafft haben. Einfallsreicher Bursche! Trotzdem wird er enttäuscht sein, denn es wird nichts für ihn dabei heraussehen.«
    »Eben kommt er herunter«, sagte Miss Marple, zum Hotel hinaufblickend.
    »Ja, es ist Zeit für mein blödes Meerbad.« Dann sagte er sehr leise: »Aber was Sie betrifft – seien Sie nicht zu unternehmungslustig! Wir wollen nicht nächstens hinter Ihrem Sarg hergehen. Vergessen Sie Ihr Alter nicht, und seien Sie vorsichtig! Es läuft hier jemand herum, der nicht viel Federlesens macht!«

19
     
    M it Einbruch des Abends wurden die Terrassenlichter angezündet, und man speiste, plauderte und lachte, wenn auch weniger laut und unbeschwert als an den Vortagen. Auch die Tanzkapelle spielte.
    Aber man tanzte nicht so lange. Die Leute begannen zu gähnen, verloren sich nach und

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