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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte: ›Ja, ja, meine Verehrteste, man kann es auch einen grimmigen Scherz nennen.‹ Die Dysons und Hillingdons saßen an einem der Nachbartische, und ich hatte Angst, sie könnten uns hören. Aber er lachte nur still vor sich hin und meinte: ›In ihrer Gesellschaft würde ich mir von einer gewissen Person ja lieber keinen Cocktail mixen lassen – ich müsste zu sehr an ein Essen bei den Borgias denken.‹«
    »Interessant«, sagte Miss Marple. »Hat er auch ein Foto erwähnt?«
    »Nicht, dass ich wüsste… Meinen Sie einen Zeitungsausschnitt?«
    Schon im Begriff zu antworten, schloss Miss Marple die Lippen. Ein Schatten war auf sie gefallen: Evelyn Hillingdon stand neben ihr.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    »Gerade haben wir uns gefragt, wo Sie denn heute bleiben?« sagte Miss Prescott voll Freundlichkeit.
    »Ich war in Jamestown, einkaufen.«
    »Ach so!« Miss Prescott blickte sich nach etwas um, aber Evelyn Hillingdon sagte: »Nein, Edward habe ich nicht mitgenommen. Männer kaufen nicht gerne ein.«
    »Haben Sie was Schönes entdeckt?«
    »Nein – ich war nur in der Apotheke.« Sie lächelte, nickte leicht und ging weiter, zum Strand hinunter.
    »Wirklich nette Leute, diese Hillingdons«, sagte Miss Prescott. »Sie ist ja ein bisschen undurchsichtig – ich meine, sie ist zwar immer sehr freundlich, aber man kommt nie so recht an sie heran.«
    Nachdenklich stimmte Miss Marple zu.
    »Nie weiß man, was sie wirklich denkt«, sagte Miss Prescott.
    »Das ist vielleicht auch besser so«, gab Miss Marple zurück.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts – es ist nur, weil ich bei ihr das Gefühl habe, ihre Gedanken könnten beunruhigend sein.«
    »Oh«, sagte Miss Prescott, Staunen im Blick. »Das meinen Sie!« Dann gab sie dem Gespräch eine andere Richtung. »Sie sollen ein sehr hübsches Haus in Hampshire haben, und einen Jungen – oder zwei? – die gerade – oder der eine von ihnen – nach Winchester gegangen sind.«
    »Kennen Sie Hampshire gut?«
    »Nein, eigentlich gar nicht. Ich glaube, ihr Haus liegt bei Alton.«
    »Aha.« Erst nach einer Pause sprach Miss Marple weiter: »Und wo sind die Dysons zuhause?«
    »In Kalifornien«, sagte Miss Prescott. »Aber sie sind viel auf Reisen.«
    »Man weiß so wenig über die Leute, die man auf Reisen kennen lernt«, sagte Miss Marple. »Ich meine – wie soll ich sagen –, man weiß nur das, was sie selbst über sich erzählen. Man weiß zum Beispiel nicht, ob die Dysons wirklich in Kalifornien wohnen.«
    Miss Prescott sah erstaunt aus.
    »Aber Mr Dyson hat es doch selbst gesagt!«
    »Ja, ja, eben! Genau das meine ich ja. Und mit den Hillingdons ist es dasselbe. Man wiederholt doch nur, was die Leute einem sagen.«
    Miss Prescott schien ein wenig beunruhigt. »Meinen Sie, dass sie nicht in Hampshire wohnen?« fragte sie.
    »Davon ist keine Rede«, entschuldigte sich Miss Marple rasch. »Ich habe das Ganze nur als Beispiel dafür gebracht, wie wenig man von den Leuten im Allgemeinen weiß.« Und sie fügte hinzu: »Ich habe Ihnen erzählt, dass ich in St. Mary Mead wohne, ein Ort, von dem Sie zweifellos noch nie gehört haben. Aber Sie wissen nicht aus eigener Erfahrung, ob ich dort wohne, nicht wahr?«
    Miss Prescott hütete sich zu sagen, wie egal ihr Miss Marples Wohnort sei. Er lag in einer ländlichen Gegend Südenglands, mehr wusste sie nicht darüber. »Ah, jetzt weiß ich, was Sie meinen«, stimmte sie hastig zu. »Ja, ja, man kann nicht vorsichtig genug sein, wenn man im Ausland ist!«
    »Das habe ich eigentlich nicht gemeint«, sagte Miss Marple. Etwas Merkwürdiges ging ihr durch den Kopf. Wusste sie denn, so fragte sie sich, ob Kanonikus Prescott und Schwester tatsächlich Kanonikus Prescott und Schwester waren? Ja, sie sagten es, und nichts ließ das Gegenteil vermuten. Aber war es nicht das Einfachste von der Welt, sich einen Priesterkragen umzulegen, sich entsprechend zu kleiden und die entsprechenden Reden zu führen? Vorausgesetzt, dass es ein Motiv dafür gab?
    Miss Marple kannte sich mit der Geistlichkeit Südenglands recht gut aus – aber die Prescotts kamen aus dem Norden. War es Durham? Sie zweifelte nicht an ihrer Identität, aber irgendwie lief es auch bei ihnen aufs gleiche hinaus, man glaubte das, was die Leute einem erzählten. Man müsste da vorsichtiger sein. Man müsste…
    Gedankenverloren schüttelte sie das Haupt.

18
     
    K euchend kam Kanonikus Prescott vom Wasser zurück. Kinder sind immer so ermüdend!
    Da er es am Strand jetzt

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