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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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wissen!? Und wenn du liest, daß irgend jemand 1000 Mark gespendet hat für die hungernden Inder oder so, dann wirst du höchstens neidisch.“
    „Im Gegenteil!“ sagte Guddel. „Mich spornt das zur Nachahmung an. Wenn ich höre oder lese, daß da einer was ganz Großartiges vollbracht hat, dann komme ich mir ziemlich mies vor und möchte auch so was fertigbringen.“
    Da hatte Karl einen Einfall.
    „Mensch, Leute“, rief er, „wie wär’s denn, wenn wir selber eine Zeitung machen würden? Eine Zeitung, in der nur über Angenehmes und Erfreuliches berichtet wird?“
    „Du spinnst ja“, sagte Egon und tippte sich an den Kopf. „Die Schularbeiten schlauchen mich schon genug. Meinst du, ich schreibe freiwillig noch jeden Tag meterlange Aufsätze?“
    „Brauchst du ja gar nicht!“ schrie Karl. „Für das Schreiben haben wir doch Guddel, unsern Heimatdichter! Wir beide ziehen los und sammeln Meldungen.“
    „So mit dem Handwagen von Haus zu Haus, was?“ fragte Egon spöttisch.
    „Nee, mit ‘nem Notizblock und ‘nem Kugelschreiber, du Spätzünder! Was sagst du dazu, Guddel?“
    „Hm“, sagte der und blies in die verkohlten Zeitungspapierreste, daß sie aufstiegen und davonwehten, „ich gestehe, die Sache reizt mich. Wenn ihr damit einverstanden seid, daß ich den Chefredakteur mache, bin ich mit von der Partie.“
    „Na, klar, wirst du der Chef!“ räumte Karl großmütig ein. „Einer muß doch hinterm Schreibtisch sitzen und in Papier rumwühlen, damit die andern ungestört den Ereignissen nach jagen können.“
    „Nun man hübsch sachte!“ bremste Guddel. „Denke nur nicht, daß ich brav zu Hause hocke und warte, bis ihr mit irgend so einem Schnickschnack angewackelt kommt! Ich gehe selbstverständlich auch mit auf Beute aus. Einer muß euch doch auf die Finger gucken.“
    „Bitte“, brummte Karl, „wenn du unbedingt mit einem Hintern auf zwei Hochzeiten tanzen willst, soll’s mir auch recht sein. Es ist ja schließlich deine Gesundheit, die du ruinierst.“
    „Meine Gesundheit überlaß nur ruhig meiner Obhut“, sagte Guddel. „Die ist viel mehr gefährdet, wenn ich den ganzen Tag mit krummem Rücken am Schreibtisch sitze, morgens in der Schule und nachmittags in der Redaktion. Der persönliche Kontakt mit Menschen aber, die etwas Erfreuliches zu erzählen haben, wirkt sehr gesundheitsfördernd.“
    Egon stand auf und machte sich ein bißchen Bewegung. Semkens erfrischende Früchte benahmen sich in seinem Magen jetzt ebenfalls recht ungezogen. Er ließ die Arme kreisen, machte einige Kniebeugen, daß die Gelenke knackten, und rollte mehrere Meter als Straßenwalze über das Gras. Darum mußten Guddel und Karl ohne seine Hilfe den Aufgabenbereich der Reporter und des Chefredakteurs abstecken. Sie einigten sich rasch und nahmen sich vor, schon am nächsten Nachmittag mit den Befragungen von Haus zu Haus anzufangen. Um in Übung zu kommen, wollten sie erst einmal gemeinsam losziehen und auch Egon mitnehmen, der im vergangenen Jahr auf ihrer großen Radwanderung ins Weserbergland als Reporter für den Rundfunk schon Erfahrungen gesammelt hatte.
     

 
    Der nächste Tag war ein Mittwoch. Das paßte gut, denn mittwochs hatten die Schülervertreter Sprechstunde, da konnte man die gleich mal fragen, ob man den Vervielfältigungsapparat hin und wieder benutzen dürfte.
    Die Schülervertreter erlaubten es den drei Redakteuren großzügig, machten aber darauf aufmerksam, daß das Papier für den Druck mitgebracht werden müsse. Paul Binse schlug Egon herablassend auf die Schulter und sagte: „Aber kauft nicht gleich zehntausend Blatt, Langer! Über drei Nummern kommt eure Illustrierte ja doch nicht hinaus.“
    „Da sei du man nur nicht so sicher“, gab Egon zurück. „Wir haben der Welt eine Menge mitzuteilen.“
    „So reden sie alle, wenn sie ihr Käseblatt starten“, sagte Paul Binse und winkte ab, „aber den meisten geht schon nach der zweiten Nummer die Luft aus.“
    Sie beschlossen, die Schularbeiten für morgen zu vergessen und sich um 15 Uhr bei Guddel zu treffen.
    „Ob ich mir einen Vollbart unters Kinn klebe?“ fragte Karl. „Damit ich ein bißchen reifer wirke?“
    „Reifer als du kann kein Mensch aussehen“, antwortete Egon und griente tückisch.
    „Meinst du das im Ernst?“
    „Na, klar!“ versicherte Egon. „Deine hübschen, dicken roten Apfelbäckchen wenigstens sehen sehr reif aus. Da möchte man sofort reinbeißen.“
    „Blödmann!“ knurrte Karl. „Es kann ja

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