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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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spielt sein Herz nicht mehr mit.“
    So weit ließ Karl es jedoch nicht kommen. Er legte sich zwei auf und begann zu schmausen. Da fingen auch die andern an. Der lange Weg mit dem Fahrrad hatte sie hungrig gemacht. Nach zehn Minuten waren ihre Teller leer. „Uff“, grunzte Kral, „das war mal was Reelles! Hier sollten wir öfter einkehren. Ich schlage vor, wir schmeißen jetzt unsere Moneten zusammen und rechnen aus, ob wir uns noch ein Bierchen erlauben können. Das ist nämlich der richtige Abschluß! Los, Leute, zückt die Brieftaschen!“ Daraufhin schüttete Guddel 2,71 DM aus seinem Hufeisenportemonnaie auf den Tisch, Egon aber konnte seinem Brustbeutel, den er um den Hals hängen hatte und unter dem Hemd trug, nur 85 Pfennige entnehmen.
    „Ich werd’ verrückt“, sagte er. „Wer hat sich denn an meinen Ersparnissen bereichert? Gestern nannte ich doch noch einen blanken Zehnmarkschein mein eigen! Ist hier eine Naht aufgeplatzt?“
    Karl warf ihm einen niederschmetternden Blick zu. „Zechpreller!“ sagte er. „Sich die Wampe vollschlagen und dann kein Geld haben! Das schmeckt mir vielleicht! Für so was hat man den Leuten im Mittelalter eine Hand abgehackt.“
    Er wandte sich um und rief dem Wirt, der hinter der Theke stand, zu, er möge ihnen die Rechnung bringen.
    „Acht Mark zehn!“ rief der zurück. „Wollt ihr das schriftlich haben?“
    „Nein, nein“, antwortete Karl, „ist schon gut so. Acht Mark zehn“, rechnete er laut, „das wären für jeden von uns zwei Mark siebzig.“
    „Hab’ ich mir beinah gedacht“, sagte Guddel grinsend, indem er einen Pfennig von seinem Geld Egon zuschob. „Ich habe also nicht über meine Verhältnisse gelebt.“
    „Aber dafür Egon um so mehr!“ brummte Karl. „Der kann sich glücklich schätzen, daß ich ihm aus der Patsche helfe!“ Nach diesen Worten langte er in die Tasche, um sein Portemonnaie ans Licht zu fördern. Aber er fand es nicht! Es war nicht in der linken und nicht in der rechten Tasche. Auch die Gesäßtasche durchsuchte er vergebens.
    „Mich trifft der Schlag!“ murmelte er. „Ich bin bestohlen worden! Irgendwelche Wegelagerer haben mich meiner Barschaft beraubt!“
    „Ach nee“, sagte Egon und griente tückisch, „wirklich? Das ist aber mal ‘ne originelle Ausrede! Ob dir der Wirt das glauben wird?“
    „Mensch, Karl, mach keinen Quatsch!“ flüsterte Guddel erschrocken. „Wenn du kein Geld hast, sind wir aufgeschmissen. Wir können uns doch nicht so davonmachen!“ Karl blickte seinen Freund unglücklich an.
    „Ich mache keinen Quatsch“, sagte er leise. „Mir muß das Portemonnaie beim Fahren aus der Tasche gerutscht sein, ehrlich! Vielleicht finde ich’s, wenn ich zurückjage und den ganzen Weg absuche.“
    „Hör doch auf!“ zischelte Egon. „Wenn du es tatsächlich verloren haben solltest, was ich bezweifle, dann hat es längst jemand gefunden und eingesteckt. Spar dir die Mühe, überleg dir lieber, was du dem Wirt erzählen willst, damit er nicht die Polizei holt.“
    Sie saßen eine Weile stumm und dachten nach. Schließlich sagte Guddel: „Am besten legen wir unsere Karten offen auf den Tisch, lassen unsere Adressen hier und versprechen, den Rest der Zeche morgen zu bezahlen. Wenn der Wirt ein Mensch ist, wird er auf den Handel eingehen und kein großes Theater machen.“
    „Kann sein“, sagte Egon. „Aber wenn er kein Mensch ist, holt er ein süßes kleines Hackebeilchen aus dem Keller und hackt jedem von uns eine Pfote ab. Und Karlchen vielleicht sogar zwei, weil er der größte Betrüger ist.“
    „Sei still“, sagte Karl, „bei mir war höhere Gewalt im Spiel! Du dagegen hast wider besseres Wissen betrogen, und das ist verwerflich. Weil ich mich aber dennoch auch ein wenig schuldig fühle, werde ich die Sache bereinigen. Paßt auf, wie ein Mann mit meinen Geistesgaben sich aus der Klemme zieht!“
    Er stand auf und schlenderte langsam zur Theke hinüber. Guddel und Egon starrten ihm verblüfft nach.
    „Herr Wirt“, begann Karl in einem Ton, als ob er etwas zu verschenken hätte, „haben Sie einen Moment Zeit für mich? Wir drei sind Reporter einer Schülerzeitung, die ganz neue Wege geht, und hätten Sie gern für unsere gute Sache gewonnen.“
    „Was für eine gute Sache?“ fragte der Wirt, während er mit einem Lappen die Theke trockenwischte.
    „Das ist schnell erklärt“, rief Karl. „In unserer Zeitung wird nur Gutes berichtet. Greuelmärchen über Mord und Totschlag, mit denen alle

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