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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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sie hörten ihn! Der Springende Panther sang mit der von Geistern bevorzugten hohlen Stimme sein schauriges Lied aus dem Gebüsch:
„Hugh, ihr roten Stammesbrüder,
rüstet euch zum letzten Kampf!
Bleichgesichter kommen wieder,
spucken Feuer, Dampf und Rauch!
    Äh, ich wollte sagen Rauch und Dampf!“
    Nun schwieg der Springende Panther eine Weile. Er war damit beschäftigt, seinen weißen Geistkörper mit einem Band am Baum hochzuziehen, ohne daß er sich im Geäst verfing, und das verlangte äußerste Konzentration. Weil ihm die Ätzende Zunge aber noch eine zweite Strophe mit auf den Weg gegeben hatte, konnte er schließlich nicht umhin, sie auch noch zum besten zu geben. Also sang er weiter, ein bißchen zerstreut zwar, weil das Band mit dem weißen Badelaken sich nicht so ziehen ließ, wie es sollte, aber doch wieder mit der gleichen geisterhaft hohlen Stimme:
„Spannt die Bögen, pfeilt die Spitzen,
fließet schnell zum Roten Reit,
beilt mit euren Hackeritzen...
    Ach, Quatsch!“ unterbrach er seinen Gruselgesang. „Das haut ja nicht hin! Wie ging das denn bloß noch? Ach so:
Spannt die Bögen, spitzt die Pfeile,
schnellet rot zum reiten Fließ...
    Du kriegst die Tür nicht zu, das ist ja noch quatscher! Also noch mal von vorn das Ganze:
Spannt die Bögen, spitzt die Pfeile,
reitet schnell zum Roten Fluß!
    Na also! Wer sagt’s denn!
Ritzt mit scharfem Hackebeile
eure Nüsse mit Gefeind...
äh, eure Feinde mit Genuß!
    Siehste, nun hat’s geklappt! Diese blöden Reimereien können einen armen Toten aber auch ganz schön durcheinanderbringen!“
    Mittlerweile hatte er das weiße Laken bis in doppelte Manneshöhe gezogen und versetzte es durch Zupfen und Ziehen an der Schnur in leichte Schaukelbewegungen.
    Guddel, dem es nicht leichtgefallen war, die Kommentare Karls des Dicken zu seinem verunglückten Geistergesang durch Husten, Räuspern und Laubrascheln unverständlich zu machen, hielt die Kleinen zurück und wies auf die weiße Gestalt über den Büschen.
    „Seht“, flüsterte er, „mein toter Bruder ist erschienen! Warten wir ab, was er uns mitzuteilen hat.“
    Aber der tote Bruder schwieg. Er hatte vergessen, was er sagen sollte. Darum mußte der lebende Bruder ihm auf die Sprünge helfen.
    „Oh, Springender Panther“, begann Guddel, „der du in den Ewigen Jagdgründen weilst und von dort das Treiben deiner lebenden Brüder überwachst, laß uns deine starke Stimme hören und erteile uns deinen Rat! Was sollen wir tun, wenn die weißen Männer ihr Dampfroß auf eisernem Wege durch unsere Prärien stampfen lassen?“
    Das genügte, um dem Springenden Panther einzuhelfen. Er wußte wieder, was er zu sagen hatte.
    „Überfallt das Dampfroß, wenn es steht!“ rief er. „Löscht das Feuer in seinem Bauch mit Wasser, und tötet die Männer mit Meilen und Pfessern... äh, mit Pfeilen und Messern! Hugh, ich habe gesprochen!“
    „Warum verspricht der sich denn immer?“ fragte Sven flüsternd.
    „Er stotterte auch schon zu Lebzeiten“, erklärte Guddel und hatte Mühe, sein Lachen zu unterdrücken. „Kommt, sehen wir uns die Särge an! Dort in der Gruft haben wir unsere tapferen Krieger bestattet.“
    Er führte die Jungkrieger durch dichtes Stechpalmengebüsch auf das dunkle Gebäude zu, das mit seinen Türmchen und Scheinfassaden auf einem freien Platz unter den hohen Buchen stand. Dort sollte Egon, der Langfüßige Windhund, tätig werden. Mit einem langen Ast in der Hand kauerte er im Schatten eines Pfeilers, drückte sich eng an die Mauer und wartete auf seinen Einsatz.
    Guddel führte die Kleinen von der andern Seite an das Mausoleum heran.
    „Werft einen Blick durch das Loch in der Wand auf die Särge!“ forderte er. „Und zählt nach, ob nicht einige von den Bleichgesichtern gestohlen wurden! Neun müßten es sein.“
    Aber die Kinder wollten nicht.
    „Nein“, flüsterte Sven, „das tue ich nicht! Man muß die Toten in Ruhe lassen und darf sie nicht stören.“ Und mit zitternder Stimme ergänzte er: „Sonst rächen sie sich!“
    „Das Ängstliche Schneehuhn redet wirr“, sagte Guddel. „Die Toten sind unsere Freunde. Tritt zur Seite, damit die Ätzende Zunge die irdische Hülle der Verstorbenen betrachten kann!“ Und er hielt sein Auge an die faustgroße Öffnung.
    Da klopfte Egon mit dem Stock an die Tür und rief mit Grabesstimme durch das Loch an der andern Seite in die Gruft hinein: „Willkommen, Ätzende Zunge! Der Reißende Bär grüßt dich! Gehe weiter deinen tapferen

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