Karl der Dicke beißt sich durch
davon, dachte er.
Nachdem sie eine Weile so gesessen hatten, merkte Karl, daß sich sein Magen merkwürdig hohl anfühlte, und hielt es daher für gegeben, an das Abendbrot zu erinnern.
„An welchem der vielen Tische werden wir denn gleich essen, Kinder?“ fragte er. „Habt ihr wie alle tapferen Indianer und Cowboys nach dem heißen Kampf auch so einen mörderischen Hunger wie ich?“
„Ja!“ schrie Volker. „Wir wollen Schokolade haben und Torte! Und die große Tüte mit den Waffeln und Vanillehörnchen!“
Herr Gregant seufzte.
„Süßigkeiten den ganzen Tag“, sagte er, „von morgens bis abends! Was anderes kriegt man einfach nicht in sie hinein!“
Da richtete Karl sich empört auf.
„Was hören meine frischgewaschenen Lauscher?“ rief er. „Süßigkeiten werden hier verlangt? Ein rauher Krieger verschmäht derlei Weiberzeugs! Uns schmecken nur Bärenschinken, Büffelmilch und Schwarzbrot! Wir brauchen Männernahrung, die uns Kraft und Stärke verleiht! Hoffentlich haben Sie so etwas im Haus?“
„O ja!“ sagte Herr Gregant. „Unsere Speicher sind übervoll. Die Vorräte reichen vier Wochen lang für zwei oder drei ganze Indianerstämme.“
„Das ist Musik in den Ohren des Dickwanstigen Nilpferdes!“ rief Karl.
„Führe mich und die Meinen an die Stätte des Überflusses!“ Und nach einem Blick voller Verachtung auf Volker, Sven und Axel: „Und füttere diese Milchbubis mit ein paar Weiberkeksen!“
Die Wirkung dieser Worte war genauso, wie er sie erwartet hatte.
„Steck dir deine Weiberkekse an den Flut!“ schrie Axel. „Wir wollen auch Bärenschinken und Büffelmilch! Los, her damit!“ Und Sven ergänzte: „Damit wir auch so stark werden wie das Dickwanstige Nilpferd!“
So mußte der erstaunte Herr Gregant nicht nur den ewig hungrigen Babysittern, sondern auch seinen ewig satten Enkeln kerniges Schwarzbrot, gestreiften Speck und geräucherten Schinken vorlegen und ihnen dazu einige Tassen heißer Milch eingießen.
Volker, der bisher immer behauptet hatte, von Schwarzbrot Zahnschmerzen und von Milch Bauchweh zu bekommen, aß drei Scheiben und trank einen halben Liter Milch. Als sein Opa ihm danach ein Stück Torte reichte, stieß er den Teller so schwungvoll von sich, daß er über den ganzen Tisch rutschte, auf den Boden fiel und zerbrach.
Nach der üppigen Mahlzeit sprang Axel plötzlich auf und rief: „So, Opa, du kannst schon zu Bett gehen. Wir wollen draußen noch toben und mit den Taschenlampen rumfunzeln.“
„Aber nein, Kinder“, wehrte Herr Gregant ab, „dafür ist es zu spät! Ihr seid noch klein und braucht viel Schlaf. Ihr solltet in euer Zimmer gehen und euch ausziehen.“
„Nee!“ rief Sven. „Es ist ja erst neun! So früh können wir nicht einschlafen.“ Nach diesen Worten riß er den Mund auf und gähnte so laut wie ein müdes Krokodil.
Karl der Dicke, der sich nach der guten Mahlzeit nach einem ebenso guten Bett sehnte, wußte sofort, wie er die Kleinen zum Schlafen bringen konnte, ohne sich dabei anzustrengen.
„Bitte, Stammesvater“, sagte er, indem er sich Herrn Gre-gant zuwandte, „lege dich aufs Ohr, und pflege der verdienten Ruhe. Wir Jüngeren sind Manns genug, mit den Schrecken der Nacht fertig zu werden.“
Daraufhin nickte der Alte, der schon erkannt hatte, daß die Babysitter seine widerspenstigen Enkel besser zu behandeln wußten als er, dankbar und zog sich in sein Schlafzimmer zurück.
„Keiner verläßt heute nacht das Lager!“ bestimmte Karl nun, wobei er die Kleinen fest ins Auge faßte. „Seit Stunden streifen Späher vom feindlichen Stamm der Schwarzfußindianer durch die umliegenden Wälder. Wenn sie nur den kleinsten Lichtschein sehen oder den leisesten Laut hören, wissen sie, wo wir uns verborgen halten, und trommeln zum Angriff. Äußerste Vorsicht ist geboten, wenn wir nicht am Marterpfahl sterben wollen! Für morgen planen wir einen Ausfall. Bis dahin muß noch einiges vorbereitet werden. Die Tomahawks müssen geschärft, die Pfeilspitzen geschliffen und die Sehnen der Bogen nachgesehen und erneuert werden, wenn sie gerissen sein sollten. Ihr Jungkrieger aber“ -damit wandte er sich an Axel, Sven und Volker - „müßt euch noch üben im Klettern, weil wir im Wald kämpfen müssen. Da hängen drei Lianen am Feuer, für jeden eine.“ Er deutete auf die Seile. „Geht hin, und prüft eure Stärke! Dreimal rauf, dreimal runter! Wer ist der Schnellste? Nur der darf morgen früh mit den erwachsenen Kriegern in
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